Winterquartier für den geliebten Klassiker.
Auch die schönste Klassikersaison ist irgendwann einmal zu Ende. Nach einem tollen Frühling und einem spektakulären Sommer zeigte sich auch der automobile Herbst von seiner besten Seite. Doch irgendwann einmal muss der geliebte Klassiker ins wohlige Winterquartier. Dabei gibt es einiges zu beachten.
Der grazile Mercedes-Benz SL der Baureihe R 107, ein zeitloser Strich-Achter, der in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag feierte, oder eine elegante Heckflosse – im eiskalten Winter haben die Klassiker aus dem Haus Mercedes-Benz an sich nichts zu suchen. Sie gehen zumeist im Oktober / November in den Winterschlaf und träumen von den grandiosen Ausfahrten im endlosen Sommer oder den spannenden Erlebnissen mit anderen Klassikern. Bevor der eigene Mercedes-Benz älterer Bauart in seinen Winterschlaf geht, sollte man ihn richtig vorbereiten. Die entsprechende Pflege vor der Winterpause ist unumgänglich, wenn der automobile Lieblingsstern im nächsten Frühling wieder bestens dastehen soll.
1. Gründliche Wäsche.
Die sehr gründliche Wäsche vor der Winterpause ist ein absolutes Muss. Sauberkeit beugt Rost und Startproblemen vor. Spezial-Shampoos mit Waschkonservierer oder Waschanlagenprogramme mit Wachszusatz sind dabei zumeist die erste Wahl. Das Waschwasser transportiert die schützenden Mittel sogar in Fugen und andere nicht direkt zugängliche Karosserieteile. Die Reinigung des Unterbodens, der Radhäuser und versteckter Ecken ist ebenfalls wichtig. Eine Motorwäsche hat nicht nur optische Effekte, sondern sorgt auch für einen problemlosen Start, wenn die Frühlingssonne wieder Lust auf eine Spritztour mit dem Sternenklassiker macht. Bei einer Hochdruckwäsche ist allerdings Vorsicht angesagt. Gerade bei älteren Fahrzeugen darf der harte Wasserstrahl Aggregaten wie Lichtmaschine, Verteiler oder anderen elektrischen Komponenten nicht zu nahe kommen. Ein Mindestabstand von 50 Zentimetern sollte immer eingehalten werden. Das Gleiche gilt für die Reifen.
Eine gründliche Wäsche – gerne per Hand – ist das A und O vor der Winterpause.
2. Innenraum reinigen und Belüftung sicherstellen.
Schmutz zieht Feuchtigkeit und damit Korrosion an. Die Reinigung des Innenraums beugt dem vor und macht zudem Schluss mit schlechten Gerüchen. Fußmatten überwintern am besten außerhalb des Mercedes-Benz Klassikers, damit sich unter ihnen keine Feuchtigkeit bilden kann. Eine gute Belüftung des Innenraums dient dem gleichen Ziel. Dazu hält man einfach die Seitenscheiben ein paar Zentimeter geöffnet. Für wertvolle Ledersitze gibt es entsprechende Pflegemittel, von denen man in jedem Fall Gebrauch machen sollte. Sie verhindern, dass die edlen Tierhäute spröde werden oder auf Feuchtigkeit allzu empfindlich reagieren.
Auch der Innenraum sollte gründlich gereinigt werden. Die Fenster – wenn in der Garage möglich – einen Spalt öffnen.
Ein Ölwechsel empfiehlt sich vor der Winterpause ebenfalls.
3. Motorpflege vor dem Einwintern.
Frisches Öl schützt den Motor und, auch wenn das Wechselintervall bei vielen Old- und Youngtimern längst nicht erreicht ist, lohnt sich diese Investition in den frischen Schmierstoff immer. Oldtimer kommen mit dünnflüssigen Ölen wie 0W-30 schlecht zurecht und ältere Dichtungsmaterialien leiden oft unter synthetischen Schmierstoffen. Diese wiederum benötigen jedoch aktuelle Mercedes-Benz Modelle. Also auf die richtige Ölsorte achten. Die Kontrolle der Ölstände in Getriebe und Achsantrieb und das Auffüllen auf den korrekten Stand mit dem richtigen Öl stellen sicher, dass alle Zahnräder und Lager während des längeren Stillstands auch bei den oftmals kühlen Temperaturen in Garage oder Halle optimal versorgt sind.
4. Richtige Handhabung und Pflege von Cabrioverdecken.
Eine gute Pflege wirkt lebensverlängernd – das gilt ganz besonders für Cabrioverdecke. Mercedes-Benz bietet hierzu aus seiner KFZ-Pflegeserie spezielle Reiniger und Konservierungsmittel an. Vor allem Dichtungen könnten die chemischen Keulen übel nehmen. Bei Oldtimern ist Talkum das beste Mittel für die Gummiteile des Verdecks. Modernere Synthetik-Dichtungen brauchen keine speziellen Substanzen mehr. Die Reinigung mit Seifenwasser genügt. Das Verdeck selbst sollte man während der Winterpause am besten in einer leicht entspannten Position verharren lassen; also ein klein wenig geöffnet. Das schont Stoffhülle, Gelenke und Spannseile.
Wenn das Verdeck stattdessen längere Zeit ganz geöffnet bleibt, reagiert der Stoff mit bleibenden Falten. Zudem reißen bei Modellen mit Kunststoffheckscheiben wie einem Mercedes-Benz der Baureihe R 107, R 129 oder einer Pagode diese nach mehrmonatiger Knickpause. Wer ein Cabrio mit Hardtop hat, sollte das Hardtop auf einen entsprechenden Hardtopständer stellen, der die Dachkanten entlastet, und das Dach ausklappen – bestenfalls ohne Spannung. Bei Modellen mit vollelektrischem Dach wie dem Mercedes-Benz SL der Baureihe R 129 oder dem Klappdachmodell des R 230 dieses einfach schließen.
Für die Pneus ist ein erhöhter Fülldruck allemal ratsam, sonst werden weiche Reifen schneller als gewünscht eckig. 2,5 bis 3 bar sollten es vor dem Abstellen im Reifen mindestens sein. Etwas Talkum an den Außenseiten von Oldtimer-Reifen erhöht zudem die Haltbarkeit des Gummis. Am besten füllt man an der Tankstelle auch den Kraftstoffbehälter auf, denn wenn viel Luft im Tank ist, kann sich während der Winterpause Kondenswasser bilden. Ein voller Tank dagegen beugt Korrosion und Startschwierigkeiten vor.
Einmal volltanken bitte. Ein voller Tank bereitet keine Probleme und verhindert zum Beispiel Rostbildung.
6. Scheibenwaschanlage und Scheibenwischer.
Die Scheibenwaschanlage wird auch bei Klassikern leicht vergessen. Hier sollte man das Wasser entfernen, damit sie nicht einfrieren kann, wenn die Garage kalt werden sollte. Alternativ lässt sich dieses Missgeschick aber auch durch den Einsatz von Frostschutz verhindern. Nach dem Einfüllen muss die Anlage ein paar Mal betätigt werden, damit der Gefrierschutz bis in die Düsen gelangt und auch dort wirksam wird. Die Scheibenwischer selbst kommen abgeklappt – ohne Verformung oder Festkleben – gut über den Winter. Bei modernen Fahrzeugen ist zum Abheben manchmal die Serviceposition der Wischer nötig. Die Betriebsanleitung sagt, wie das geht.
Die Beleuchtungsanlage sollte vor dem Winterschlaf nicht nur überprüft, sondern auch gereinigt werden.
7. Batterie regelmäßig laden.
Die Batterie von Oldtimern kann abgeklemmt werden. Bei modernen Autos mit viel Elektronik empfiehlt sich das jedoch nicht. So oder so ist regelmäßiges Laden des Stromspenders nötig. Eine leere Batterie kann nämlich bei Minustemperaturen einfrieren – und das macht sie kaputt. Empfehlenswert sind moderne Ladegeräte, die den Ladezustand automatisch prüfen und das Auto nur bei Bedarf intelligent mit Ladestrom versorgen. Das erspart die lästige Überwachung. Solche cleveren Geräte können ständig am Netz angeschlossen bleiben. Der Energieverbrauch ist dabei im Gegensatz zu älteren Ladern sehr gering.
Ein intelligentes Batterieladegerät sorgt immer für die rechte Stromversorgung. Das verlängert auch die Lebensdauer der Batterie.
8. Alle paar Wochen vor und zurück.
So lässt sich das Risiko eines Standplattens deutlich reduzieren. Auch verteilen sich Öl im Achsantrieb oder Fett in Antriebswellen dabei und bauen einen schützenden Schmierfilm auf.
9. Motoren von Youngtimern dürfen laufen.
Der Motor von jungen Fahrzeugen darf sogar hin und wieder ein paar Minuten laufen, um die Klimaanlage zu schmieren. Dabei muss die Anlage auch wirklich eingeschaltet sein, andernfalls kann ein Teil des Kältemittels durch ausgetrocknete Dichtungen entweichen und die Kühlwirkung ist in der nächsten Saison verschwunden.
10. Trockener und belüfteter Stellplatz.
Am besten steht das Sommerauto mit dem Stern auf dem Kühlergrill in einer trockenen und gut belüfteten Garage, die bestenfalls sogar beheizt ist. Steht ein derart perfektes Winterquartier nicht zur Verfügung und muss der Wagen in einer Tiefgarage oder gar unter freiem Himmel stehen, hilft ein schützender Spannüberzug aus reißfestem Material. Der muss richtig befestigt werden, damit er etwaigen Herbst- und Winterstürmen trotzt. Auf der Straße dürfen allerdings nur angemeldete Fahrzeuge stehen und das Nummernschild muss sichtbar sein. Das Saisonkennzeichen reicht dafür jedoch nicht.
Wer seinen Klassiker in den Winterschlaf schickt, sollte ihn gründlich reinigen.