Auf dem Automobilsalon in Genf präsentiert Mercedes-Benz 1989 einen SL, der in jeder Hinsicht ein neues Auto ist. Zunächst gibt es die Typen 300 SL, 300 SL-24 und 500 SL. Ihre Produktion erfolgt nicht, wie bei den Vorgängern, in Sindelfingen, sondern aus Kapazitätsgründen in Bremen auf dem Gelände des ehemaligen Borgward-Werkes, dort wo bis 1961 das wunderschöne ISABELLA-Coupé entstand. Wie die Vorgänger in der SL-Dynastie entstand auch hier wieder vom Start weg ein moderner Klassiker. In den fünfziger Jahren von den Typen 190 SL (W121 II) auf Pontonbasis (W120 I) und 300SL (W198: Flügeltürer und Roadster) ausgehend über die sog. Pagode W113 auf Heckflossenbasis (W111/112) und den R 107 auf Basis der /8-Modelle (W114/115) entstand die vierte SL-Generation, die Baureihe R 129, die von 1989 bis 2001 gebaut wird. Mit ihrem auf Bruno Sacco zurückgehenden Design und ihren vielen Innovationen setzt sie Maßstäbe. Die ersten R 129 werden mit dem Genfer Salon 2010 nunmehr 21Jahre alt und man würde sie nach alter Gesetzeslage als volljährig bezeichnen. Der momentan an vielen Stammtischen einsetzende Run auf gute R 129 hat längst begonnen.
Das Fahrwerk entspricht prinzipiell den Limousinen der Baureihen W201 (Baby Benz 190) und W124. So haben die neuen SL-Modelle eine schraubengefederte Dämpferbein-Vorderachse mit Bremsmoment-abstützung und Dreiecksquerlenkern, Gasdruck-Stoßdämpfern und Stabilisator und eine modifizierte Raumlenker-Hinterachse mit Anfahr- und Bremsmoment-abstützung, Schraubenfedern, Gasdruck-Stoßdämpfern und Stabilisator. Das garantiert hervorragende Fahreigenschaften, genauso wie bei den Limousinen. Wer sich erinnert: der 190er war bei seinem Erscheinen 1982, was die Straßenlage anbelangte, eine Sensation!
Das Design präsentiert sich mit den klaren Linien und der großen Ruhe, die das Erscheinungsbild der Mercedes-Benz Fahrzeuge von den auslaufenden 1980er Jahren bis weit in die 1990er Jahre hinein prägt. Der SL wird schnell zu einer Ikone auf Rädern, die Dynamik und Sportlichkeit, aber auch Komfort und Eleganz signalisiert. Die Perfektion des Entwurfs wird früh anerkannt: Bereits 1990 erhält die Baureihe R 129 den „Car Design Award“.
Zum hohen Technikstandard gehört auch das anerkannt hohe Sicherheitsniveau, das die Mercedes-Benz Ingenieure den Fahrzeugen mitgeben. Im Falle der Baureihe R 129 äußert sie sich beispielsweise im automatischen Überrollbügel, der sich bei einem drohenden Überschlag in nur 0,3 Sekunden aufstellt. Oder im Integralsitz mit rund 20 patentierten Detaillösungen, der bei einem Seitenaufprall Energie absorbiert und außerdem unter anderem den Dreipunktgurt mit Gurtstraffer sowie die Gurthöhenverstellung mit gekoppelter Kopfstützenverstellung enthält. Besonders hohen Bedienungskomfort bietet das neu konstruierte, serienmäßige elektrohydraulische Stoffverdeck. Allein durch Betätigen eines Schalters kann das Verdeck innerhalb von 30 Sekunden geöffnet und aufwändig gefaltet im schmalen Verdeckkasten abgelegt oder aus dem Verdeckkasten herausgeholt und geschlossen werden. Gleichzeitig werden die Seitenscheiben und der Überrollbügel abgesenkt und anschließend wieder in die Ausgangsstellung zurückgeführt. Die Energie zum Betätigen des Verdecks liefert eine elektrisch angetriebene Hydraulikpumpe, die zusammen mit dem Ölvorratsbehälter in der Reserveradmulde untergebracht ist. Die Überwachung der mikroprozessorgesteuerten Bewegungsabläufe erfolgt mit Hilfe von 17 Endschaltern, und die Hydraulikanlage hat 15 Druckzylinder sowie elf Magnetventile.
Vom Start weg gibt es die SL R 129 mit zwei Sechszylindermotoren und einem Achtzylinderaggregat. Abgaskatalysatoren gehören generell zur Serienausstattung. Beliebtester Typ in zwölf Jahren Bauzeit ist der Achtzylinder-Typ 500 SL. Insgesamt wurden von der R 129-Baureihe 204.940 Stück produziert. Von den diversen Sondermodellen, insbesondere auch für die Auslandsmärkte, einmal abgesehen, war der 280SL mit V6-Motor die seltenste Bauvariante, die in nur 1704 Exemplaren entstand. Die Motorsierung entwickelte sich in der langen Bauzeit der Modellreihe 129 immer weiter. Im Oktober 1992 kann zum Beispiel der 6,0 Liter V12 dazu, der allerdings gegenüber dem 500SL mit einem Aufpreis von 60.000.- DM schon eine gewisse Leidensfähigkeit voraus setzte. Wem das immer noch nicht genug war, der konnte als Krönung bei AMG die Variante SL 73 AMG (M120, 7,3 Liter, V12) mit 386 kW in den Jahren 1999 bis 2001 ordern. Dieser Antrieb mit 750 Newtonmetern Drehmoment war immerhin für eine Beschleunigung von Null auf 100 km/h in 4,8 Sekunden gut. Auf Wunsch des Kunden wurde die elektronische Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit auf 250 km/h aufgehoben. Im Juli 2001 wird dann der Nachfolger R 230 vorgestellt. Der R129 konnte nicht ganz die Stückzahl seines Vorgängers R107 erreichen, der es auf beachtliche 237.287 Fahrzeuge gebracht hatte.