25 Jahre Brennstoffzellen-Elektroantrieb

Die Zukunft des Brennstoffzellenautos beginnt vor 25Jahren: 1994 stellt die damalige Daimler-Benz AG das Forschungsfahrzeug NECAR mit Elektroantrieb und Brennstoffzelle vor. Die Bezeichnung steht für „New Electric Car“. Der Strom für den Fahrmotor wird durch die elektrochemische Umwandlung von Wasserstoff erzeugt, wobei als Reaktionsprodukt lediglich Wasser entsteht. Es folgen eine ganze Reihe weiterer NECAR-Fahrzeuge. Die neueste Technologie in einer Hybridausführung hat der Mercedes-Benz GLC F-CELL (Wasserstoffverbrauch kombiniert: 0,34 kg/100 km, CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km, Stromverbrauch kombiniert: 13,7 kWh/100 km*), den Kunden bereits im Alltag betreiben.

NECAR 1, 1994. Das erste Brennstoffzellenfahrzeug das unter Alltagsbedingungen funktioniert

Die Überraschung ist perfekt: Die damalige Daimler-Benz AG lädt am 13. April 1994 die internationale Presse nach Ulm ein. Doch zur Verblüffung der Journalisten wird ihnen nicht das kurz zuvor erweiterte Forschungszentrum vorgestellt, sondern ein innovatives Fahrzeug mit unter Alltagsbedingungen arbeitenden Brennstoffzellen zur Energieumwandlung. NECAR, „New Electric Car“, heißt das Forschungsfahrzeug auf Basis des Mercedes-Benz Transporters MB 100. Zu dem Zeitpunkt hat es bereits mehrere Tausend Kilometer auf dem Tachometer, denn es fährt mit dem revolutionären Elektroantrieb schon seit Dezember 1993 störungsfrei auf Deutschlands Straßen. Später wird es NECAR 1 genannt, um es von den folgenden Fahrzeugen des Projekts zu unterscheiden.

Fast ein Vierteljahrhundert nach der Premiere des NECAR erlebt der Mercedes-Benz GLC F-CELL auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt am Main im September 2017 sein Debüt. Das Fahrzeug hat seinen Marktstart am 13. November 2018 und wird Kunden für den Alltagsbetrieb übergeben.

NECAR 1 ist der Startpunkt

Von mehr als 450 Kilometern Reichweite wie beim GLC F-CELL ist das NECAR 1 im Jahr 1994 noch weit entfernt. Bis zu 130 Kilometer kann es mit einer Tankfüllung Wasserstoff über den Brennstoffzellenantrieb zurücklegen. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 90 km/h, der Elektromotor leistet 30 kW (41 PS). Doch das mögliche Alltagspotenzial der neuen Hochtechnologie aus der Mercedes-Benz Forschung wird bereits deutlich. Der MB 100 wird als Erprobungsträger gewählt, weil Aggregate und Tanks noch viel Platz benötigen. Sie nehmen fast den gesamten Laderaum ein.

Die nächsten Schritte folgen schnell: 1996 wird das NECAR 2 (45 kW / 61 PS, 110 km/h, Reichweite 250 km) auf Basis der V-Klasse vorgestellt. Das Brennstoffzellenkraftwerk befindet sich unter der kurzen Haube, die Wasserstofftanks sind auf dem Dach installiert, sodass die sechs Sitzplätze den Passagieren gehören. 1997 fährt das NECAR 3 auf Basis der A-Klasse (45 kW / 61 PS, 120 km/h, Reichweite 400 km). Es wird mit Methanol betankt, den Wasserstoff erzeugt erstmals ein Reformer an Bord.

NECAR 4 (55 kW / 75 PS, 145 km/h, Reichweite 450 km) auf Basis einer A-Klasse bietet 1999 Platz für fünf Personen samt Gepäck. Der nun flüssige Wasserstoff befindet sich im Heck in einem zylindrischen Tank, der noch mehr nutzbaren Raum für die Passagiere ermöglicht. NECAR 4a (das „a“ steht für „advanced“) vollzieht einen entscheidenden Schritt zur Serienreife: ausgestattet mit noch leistungsfähigerer Technik und drei Druckwasserstofftanks im Heck, dient es ab 2000 der Praxiserprobung in Kalifornien, wo bis 2003 intensive Feld- und Fahrversuche unter Alltagsbedingungen mit insgesamt 15 Fahrzeugen absolviert werden.

Im Jahr 2000 präsentiert Mercedes-Benz das NECAR 5 (55 kW / 75 PS, 145 km/h, Reichweite 400 km). Wie NECAR 3 hat es einen Wasserstoff-Reformer an Bord. Jedoch ist die gesamte Brennstoffzellentechnologie deutlich kleiner und leichter und findet im Sandwich-Boden der A-Klasse Platz. Der Innenraum gehört uneingeschränkt Passagieren und Gepäck.

NEBUS O 405 N, 1997. Es ist der erste linientaugliche Bus mit Brennstoffzellenantrieb

Der 1997 vorgestellte Mercedes-Benz NEBUS O 405 N, der „New Electric Bus“, trägt die Brennstoffzellentechnologie erstmals in den Nutzfahrzeugbereich. Der Wasserstoff ist in sieben glasfaserummantelten Aluminiumtanks auf dem Dach gespeichert. Eine Tankfüllung reicht für 250 Kilometer, das genügt für das Tagespensum eines Linienbusses. 2003 nehmen die ersten 30 Stadtbusse mit Brennstoffzellenantrieb und 150 kW (204 PS) in europäischen Metropolen ihren Dienst auf, es folgen weitere Busse in der ganzen Welt. 2001 demonstriert Mercedes-Benz mit dem Sprinter in Brennstoffzellenausführung (55 kW / 75 PS, 120 km/h, Reichweite 150 km) den Einsatz der Technologie in einem Transporter.

Forschungsfahrzeug F 600 HYGENIUS, 2005

2005 zeigt Mercedes-Benz das Forschungsfahrzeug F 600 HYGENIUS (85 kW / 115 PS, 140 km/h, Reichweite 400 km) auf der 39. Tokyo Motor Show. Die neue Brennstoffzelle ist 40 Prozent kleiner als bisherige Systeme, zugleich aber deutlich effizienter und leistungsfähiger.

Mit der B-Klasse F-CELL in den Alltagseinsatz

B-Klasse F-CELL, 2009. Erster unter Serienbedingungen gefertigter Brennstoffzellen-Pkw

In (Klein-)Serie geht der Brennstoffzellenantrieb schließlich 2010. Die unter Serienbedingungen produzierte Mercedes-Benz B-Klasse F-CELL (100 kW / 136 PS, 170 km/h, Reichweite 385 km) ist seither auf dem europäischen und amerikanischen Markt bei Kunden im Alltagseinsatz. Der Gesamtkilometerstand der Daimler-Brennstoffzellenflotte, die zusammen mit einer Vielzahl von Forschungsfahrzeugen mittlerweile mehr als 300 Fahrzeuge zählt, hat die Zwölf-Millionen-Grenze längst überschritten. Allein die etwa 70 Fahrzeuge starke F-CELL-Flotte in den USA hat bereits mehr als 3,2 Millionen Kilometer (2 Millionen Meilen) zurückgelegt.

Am 29. Januar 2011, dem 125. Geburtstag des Automobils, fällt in Stuttgart der Startschuss für den „ Mercedes-Benz F-CELL World Drive“, die erste Weltumrundung in Automobilen mit Brennstoffzellenantrieb. Dabei fahren drei Mercedes-Benz B-Klasse F-CELL durch 14 Länder auf vier Kontinenten, die Fahrstrecke beträgt insgesamt rund 30.000 Kilometer. Der F-CELL World Drive soll auch auf den notwendigen Ausbau einer globalen Wasserstoffinfrastruktur aufmerksam machen, die für einen flächendeckenden Einsatz lokal emissionsfreier Brennstoffzellenfahrzeuge notwendig ist.

NECAR 1, 1994. Der Antrieb nimmt noch den kompletten Laderaum des Transporters MB 100 ein

Ebenfalls 2011 präsentiert Mercedes-Benz das Forschungsfahrzeug F 125! als Höhepunkt zum 125-jährigen Automobiljubiläum. Herzstück des Antriebs ist eine besonders leistungsstarke Weiterentwicklung des Brennstoffzellenantriebs von Mercedes-Benz in Kombination mit der Plug-in-Hybrid-Technologie. Die Gesamtreichweite dieses Elektro-Hybridsystems mit 200 kW (272 PS) beträgt 1.100 Kilometer, davon können rund 200 Kilometer mit der leistungsfähigen und kompakten Hochvoltbatterie gefahren werden und rund 900 Kilometer mit dem Strom aus der Brennstoffzelle. Eindrucksvoll ist die Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h.

Evolution der Brennstoffzellentechnologie: Vom laderaumfüllenden Brennstoffzellensystem im NECAR 1 über die B-Klasse F-CELL bis hin zum Forschungsfahrzeug F 125!

Ein alltagstaugliches Serienfahrzeug mit Zukunft, entstanden auf der Grundlage einer umfassenden Forschungs- und Entwicklungstradition zur Brennstoffzelle: Der aktuelle Mercedes-Benz GLC F-CELL ist Evolution und Revolution zugleich. „ Mit diesem Vorserienmodell zeigen wir den ersten Brennstoffzellen-Plug-in-Hybrid der Welt“, sagt Ola Källenius, im Vorstand der Daimler AG verantwortlich für Konzernforschung und Mercedes-Benz Cars Entwicklung, auf der Eröffnungspressekonferenz der IAA 2017. „Allein mit dem Wasserstoff kommt das Auto deutlich über 400 Kilometer weit. Zusätzlich ermöglicht die Batterie ein Reichweitenplus von etwa 50 Kilometern. Der GLC F-CELL zeigt, wie alltagstauglich die Kombination von Batterie und Brennstoffzelle ist.“ Marktstart des Fahrzeugs ist am 13. November 2018.

* Angaben zu Kraftstoffverbrauch, Stromverbrauch und CO2-Emissionen sind vorläufig und wurden vom Technischen Dienst für das Zertifizierungsverfahren nach Maßgabe des WLTP-Prüfverfahrens ermittelt und in NEFZ-Werte korreliert. Die EG-Typgenehmigung und eine Konformitätsbescheinigung mit amtlichen Werten liegen noch nicht vor. Abweichungen zwischen den Angaben und den amtlichen Werten sind möglich.