Die Allradgeschichte von Mercedes-Benz beginnt im Jahr 1903. Seitdem gilt die Maxime: Wenn es darum geht, in unwegsamem Gelände besser und sicherer voranzukommen, ist der Allradantrieb die beste Technik. Sie kommt im Laufe der Jahrzehnte erfolgreich in sehr unterschiedlichen Mercedes-Benz Fahrzeugen zum Einsatz, in Personenwagen wie in Nutzfahrzeugen. Manche Typen, etwa die G-Klasse oder der Unimog, haben sich weltweit einen legendären Ruf erobert. Doch auch im Alltag auf Asphalt kann der Allradantrieb punkten, wie die Limousinen und Sport Utility Vehicles (SUV) von Mercedes-Benz mit 4MATIC zeigen. Bereits 1903 schafft Paul Daimler die Grundlagen für die Konstruktion von Fahrzeugen mit Allradantrieb. Der Sohn des Firmengründers Gottlieb Daimler ist damals Technischer Leiter der Österreichischen Daimler-Motoren-Gesellschaft in Wiener Neustadt. 1904/05 wird ein Militärzugwagen mit Allradantrieb gebaut. In den Folgejahren entstehen mehrere Zugfahrzeuge und Panzerautomobile mit Allradantrieb. Doch erst im Ersten Weltkrieg setzt sich das Automobil beim Militär endgültig gegenüber der Pferdekutsche durch. Danach werden Allradfahrzeuge zunehmend auch auf Baustellen oder als Schneeräumfahrzeug eingesetzt. Benz & Cie. nimmt sich von dieser Entwicklung nicht aus, auch in Gaggenau entstehen Allrad-Nutzfahrzeuge. Mit Allradantrieb und Allradlenkung: der „Dernburg-Wagen“ 1907 bestellt das Deutsche Reichskolonialamt bei der Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) ein Fahrzeug für einen ganz speziellen Zweck: Es soll in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia, eingesetzt werden. Mit zu den Anforderungen gehört eine sehr gute Geländegängigkeit. Paul Daimler konstruiert einen Allradwagen, der im DMG-Werk Berlin-Marienfelde als Einzelstück gebaut wird. Seinen Beinamen erhält es nach Bernhard Dernburg (1865 bis 1937), Staatssekretär des Deutschen Reichskolonialamts, dem das Auto 1908 in Deutsch-Südwestafrika zur Verfügung steht. Nach der Kolonialzeit verläuft sich die Spur des Einzelstücks – der Verbleib ist unbekannt. Das Fahrzeug hat eine Tourenwagen-Karosserie mit insgesamt sechs Sitzplätzen. Es ist ein stattliches Auto: Bei einer Länge von ungefähr 4,90 Metern, einer Höhe inklusive Dach von gut 2,70 Metern und einer Spurweite von 1,42 Metern wiegt es fahrfertig rund 3,6 Tonnen. Das Fahrzeug hat einen permanenten Allradantrieb und für eine bessere Wendigkeit sogar eine Allradlenkung. Alle kraftübertragenden Teile sind gegen feinen Flugsand geschützt. Die Steigfähigkeit liegt bei 25 Prozent. Das Modell des „Dernburg-Wagens“ im Maßstab 1 : 4 entspricht in allen wichtigen Details dem Original. Dabei haben die DaimlerChrysler-Modellbauer fast ein Wunder vollbracht – ihnen waren nur fünf Maße sowie sechs zeitgenössische Fotos bekannt. Mehr darüber gibt es in der kommenden Ausgabe der MVC Depesche!
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