Oldtimer-Ausfahrt zum Exil-Sitz Haus Doorn, Doorn, Niederlande
Von Carlo Freischem und Gert Meyer-Jüres
Friedrich Wilhelm Viktor Albert von Preußen (*27. Januar 1859) war von 1888 bis 1918 letzter Deutscher Kaiser und König von Preußen. Im Laufe seiner Regentschaft hatte er in Deutschland durch undiplomatisches Handeln und wachsende Krisen immer mehr an Ansehen und Einfluss verloren. So verkündete am 9. November 1918 Reichskanzler Max von Baden ohne Zustimmung des Kaisers dessen Rücktritt und rief die Republik Deutschland aus. Daraufhin floh Wilhelm II, der sich seit Oktober 1917 in Spa (Belgien) aufgehalten hatte, in die neutralen Niederlande. Schließlich dankte er am 28. November 1918 als Kaiser formell ab. Im Ort Doorn in der niederländischen Provinz Utrecht kaufte er das in einer großzügigen Parkanlage von 60 Hektar gelegene „Huis Doorn“ und ließ es für sich her- bzw. einrichten. Baronesse Ella van Heemstra, Mutter der Schauspielerin Audrey Hepburn, verbrachte hier ihre Jugend.
In „Huis Doorn“ ließ sich Kaiser Wilhelm mit seiner Gemahlin für die nächsten gut zwei Jahrzehnte nieder. Er durfte jedoch Haus und Park lediglich im Umkreis von maximal 20 km verlassen – und das auch noch nur in Zivil! Hier starb er schließlich im Jahr 1941, und zwar ohne jemals wieder in Deutschland gewesen zu sein. Heute ist „Haus Doorn“ im Besitz des Niederländischen Staates.
„Huis Doorn“ schien uns ein geeignetes Ziel für unsere jährliche Maiausfahrt, die nun schon zum 11. Mal stattfand. Unter unseren 12 Autos waren 6 Oldtimer von Mercedes – die Marke war also wieder einmal sehr gut vertreten: ein 220 Cabriolet A Bj. 1952 (W187), ein 300b Cabriolet D Bj. 1954 (W187 III), ein 300c Cabriolet D Bj. 1955/56 (W187 IV), ein 280 SE Coupé Bj. 1968 (W111), ein 280 SE Cabriolet Bj. 1968 (W111) und eine Limousine 280 SE 3.5 Bj. 1971 (W108).
Wir trafen uns am 6. Mai 2025 im „Rosengart Museum“ in Bedburg-Rath. Hier hat Karl-Heinz Bonk (Jg. 1939) als Privatmann seit 1992 über 30 Fahrzeuge dieser leider in Vergessenheit geratenen französischen Automarke zusammengetragen. Außerdem präsentiert er dort viele liebevoll zusammengetragene Automobilia wie Modellautos, Motoren, Fotos, Patente, Utensilien sowie Kunstwerke des genialen Erfinders und Künstlers Lucien Rosengart. Ein Besuch des vor den Toren Kölns in einem alten Bauernhof gelegenen, kleinen Privat-Museums lohnt sich unbedingt! Im Garten-Café neben den Pferdekoppeln versorgt seine Ehefrau die Besucher mit Kaffee, Kuchen und anderen Kleinigkeiten. Sie hat die Sammelleidenschaft ihres Mannes stets toleriert, was er immer wieder anerkennend erwähnt!
Startseite Rosengart Museum
Über tolle Landstraßen und wunderschöne Aleeen fuhren wir anschließend nach Oisterwijk bei Tilburg (NL), wo wir im „Landgoet De Rosep“ ausreichend Zimmer für uns reserviert hatten. Das Hotel liegt außerhalb des Ortes im Grünen, unsere Oldtimer durften wir auf einer eigens abgesperrten Wiese abstellen. Die hervorragende Küche des Landguts darf nicht unerwähnt bleiben: sie ist sehr empfehlenswert! Dort trafen wir uns abends mit den übrigen Teilnehmern, die aus Zeitgründen direkt nach Holland angereist waren.
Weingut De Rosep | Offizielle Website | Hotel Oisterwijk
Am 7. Mai 2025 sollte es dann eigentlich ebenfalls über Landstraßen nach Doorn gehen. Da Tankstellen auf niederländischen Landstraßen deutlich seltener als bei uns anzutreffen sind, waren wir am Vorabend leider an keiner Tankstelle mehr vorbeigekommen. Wir konnten also unsere Oldtimer erst jetzt auftanken. Dadurch verloren wir so viel Zeit, dass wir leider teilweise die Autobahn nehmen mussten, um pünktlich zur reservierten Führung durch „Haus Doorn“ anzukommen. Die Erläuterung Geschichte des Hauses würde hier zu weit führen, Interessierte finden hier Näheres zu diesem schönen Anwesen:
Entdecken Sie die Geschichte – Museum Huis Doorn
Übrigens: vom 23.05. – 23.11.2025 findet in Zusammenarbeit mit dem KAC (Kaiserlicher Automobilclub) auf dem Gelände von „Haus Doorn“ die Ausstellung „Royal Car Racing“ statt. Dabei werden u.a. auch historische Fahrzeuge gezeigt, die in den Niederlanden noch nie zuvor zu sehen waren. Dieser Zeitraum lohnt sich also für Liebhaber von Oldtimern natürlich ganz besonders für einen Besuch!
Königlicher Autorennsport – Museum Huis Doorn
Der anschließende Imbiss auf der Terrasse der Orangerie im Park von „Haus Doorn“ dauerte bei herrlichem Sonnenschein unterschiedlich lange, so dass unsere Truppe teils über Landstraßen, teils über Autobahnen zurück nach Oisterwijk fuhr.
Am dritten Tag ging es wieder über viele schöne Landstraßen und Alleen weiter, zunächst nach Asten. Hier besuchten wir die Fa. Geevers, einen der ganz großen Oldtimerhändler der Niederlande. Vater Alfons und Sohn Danny kaufen seit Jahren in den USA vor allem Mercedes-und Ford Mustang- Oldtimer in den unterschiedlichsten Erhaltungszuständen. Diese werden in der hauseigenen Werkstatt zunächst nur technisch überholt, damit sie zumindest fahrbereit sind. Der Käufer kann dann jeweils selbst bestimmen, ob er eine weitere Restaurierung und/oder eine deutsche H-Zulassung in Auftrag geben möchte. Dies wird dann von Fa. Geevers professionell nach jeweiligem Kundenwunsch erledigt. Die z.Zt. ca. 350 Fahrzeuge werden in weiten Ausstellungsräumen, die der Größe von Parkhausdecks entsprechen, präsentiert und sind wirklich beeindruckend! Durch die derzeitige Situation in den USA ist allerdings fraglich, ob dieses Geschäftsmodell weiterhin so betrieben werden kann. Also schnell zugreifen, solange die US-Zölle noch keine Rolle spielen!!!
https://www.geevers.nl/nl
Zum Abschluss ging es wie in den Vorjahren über Landstraßen in die Eifel, wo uns einer der Teilnehmer auf seinem denkmalgeschützten Hof zum kulinarischen Abschluss sowie zu einer Partie „Wikinger-Schach“ empfing! Das war das krönende Ende einer „Schön-Wetter- und Gute Laune-Ausfahrt“, die dieses Mal ohne eine einzige Panne verlief!