von Willy Krieg aus der MVC Depesche 01/2015
Probleme mit Kraftstoffen in Oldtimern?
Zunächst werden Sie mit „nein“ antworten. Tankklappe und Verschluss aufmachen. Rüssel der Tankpistole der Zapfsäule einführen und los geht das Befüllen des Tanks. Ach ja, und auf den richtigen Sprit achten, vor allem auf die richtige Oktanzahl. Eventuell noch Ventilschmierzusatz also Additive zugeben. Danach nur noch fahren, bis der Treibstoff alle ist.
So lange das Auto oder Fahrzeug nicht für längere Zeit abgestellt wird, ist das in Ordnung.
Einige wissen, dass für alle Kraftstoffgesellschaften und auch bei den freien Tankstellen der Kraftstoff aus ein und derselben Leitung kommt. Nur nach Oktanzahl getrennt. Aber jede Gesellschaft hat eine eigene Rezeptur was die Zusätze (Additive) angeht. Bei der jeweiligen Spritsorte gibt man die richtige Farbe und die Additive rein, die den Kraftstoff veredeln. Zusätze wie Kälteschutz, Haltbarkeit-Startverbesserer, reinigende Zusätze, Anti-Klopfbremse usw. Die jeweilige Oktanzahl wird durch die DIN-Norm vorgeschrieben und durch Kontrolleure überprüft. Bei allen Markengesellschaften ist dadurch gleichbleibende Qualität gesichert. Bei freien Tankstellen kann schon mal minderwertiger Sprit angeboten werden und in den meisten Fällen fehlen hier die Zusätze. Wie andere Mineralölkonzerne ihren Kraftstoffen Additive zugeben kann ich nicht sagen.
Firmen wie Total, Agip, Star und auch Esso, Elf etc. haben bestimmt ähnliche Lösungen bereit. So war ja laut früherer Esso-Werbung nach dem Tanken „der Tiger im Tank“. Es gilt aber der Grundsatz, dass der teuerste Kraftstoff auch der beste ist. Voraussetzung ist aber, dass die Tankstelle so gut besucht wird, dass der Kraftstoff fließt und dauernd nachgefüllt werden muss. Frischer Kraftstoff ist der beste.
Da die Zusätze aus leicht flüchtigen Bestandteilen bestehen ist vorgenanntes von großer Wichtigkeit. Denn das ist genau das Problem für unsere Oldtimer. Dazu nun mal eine Darstellung von BV Aral: „Alterungsstabilisatoren für lange Lagerzeit Auch nach einigen Monaten bzw. Jahren der Lagerung muss das Benzin – etwa aus dem Reservekanister oder einer kleinen Betriebstankstelle – problemlos funktionieren. Qualitätskraftstoffe sind daher mit Stabilisatoren versehen, die eine Oxidation des Kraftstoffs durch die Luft verhindern bzw. extrem verlangsamen. Ansonsten würde bei der Reaktion des Kraftstoffs mit Luftsauerstoff ein harzartiges Produkt „Gum“ entstehen, das zu Verklebungen bzw. Verstopfungen und damit zu Problemen während der Kraftstoffverteilung bzw. im Betrieb führt. Mit den Additiven gelingt es, die Ottokraftstoffe bis zu fünf Jahre zu verwenden.” (Quelle: „Ottokraftstoffe, Forschung + Technik, Kraftstoffe Aral”)
Die Frage, wie lange Otto- und Dieselkraftstoffe gelagert werden können, stellt sich vor allem für den Betrieb von
Notstromaggregaten und für Reservekanister in Fahrzeugen. Um die Alterung von Ottokraftstoffen zu vermindern, fügt man, entsprechend den jeweils enthaltenen Kraftstoffkomponenten, bestimmte Additive zu. Oxidationsinhibitoren verhindern, dass insbesondere ungesättigte Verbindungen unter Sauerstoffaufnahme Harze bilden, die später im Motor zu unerwünschten Ablagerungen führen können. Diese Gum-Bildung erfolgt meist über Peroxide, die sich unter Bildung freier Radikale zu polymeren Oxidationsprodukten umlagern. Dieser Vorgang kann durch Metallionen, wie Cu, Cr, Fe, katalytisch beschleunigt werden. Metalldeaktivatoren können dies schon in sehr geringer Dosierung verhindern.
Bei Untersuchungen von Ottokraftstoffen aus Lagertanks von Notstromaggregaten zeigte sich, dass der Kraftstoff mindestens zwei Jahre lang einwandfrei blieb. In einigen Fällen war der Kraftstoff aber auch noch nach 10 Jahren voll verwendungsfähig. Da die Kraftstoffe in mitgeführten Reservekanistern ungünstigeren Bedingungen ausgesetzt sind (Schütteln und höhere Temperaturen) Quelle: „Kraftstoff-Fibel, Herstellung Kennwerte Anwendung“, Aral empfiehlt es sich, hier zur Vorsicht den Kraftstoff etwa alle Jahre einmal auszutauschen.“
(Quelle: „Kraftstoff-Fibel, Herstellung Kennwerte Anwendung“, Aral) Soweit die Ausführungen des Kraftstoffkonzerns BV Aral.
Hier nun wie wir, die Fa. Krieg und andere Oldtimerfreunde das Problem angehen. Getankt wird nur Shell V100 oder Aral Ultimate, also um 100 Oktan Kraftstoff. Den Mehrpreis zu anderen Spritsorten kompensieren wir durch etwas geringeren Verbrauch. Bleifrei-Additive werden keine benötigt. Ich habe noch nie gehört, dass höherer Oktan-Sprit schadet, im Gegensatz zu Kraftstoff mit zu niedrigerem Oktan. Die Alterung des Benzins geht langsamer vonstatten. Alle Leitungen im Tank bis Vergaser oder Einspritzdüse sind sauber. Brennräume und Ventile sind rückstandsfrei. Getankt wird da wo der Sprit in Massen verkauft wird, so dass immer frischer Sprit getankt wird, denn auch die Lagertanks an den Tankstellen haben Entlüftungen, in denen der Kraftstoff mit Sauerstoff in Kontakt kommt. Intervallmäßig geben wir, vor allem zum Winterbeginn nochmals Additive zu. Zum Beispiel Liqui Moly Benzin-Zusatz oder Normfest OT100 Benzin-Additiv oder Produkte anderer Anbieter.
Eines kann ich nicht nachvollziehen: Reservekanister sollen alle halbe Jahre neu befüllt werden. Diese sind aber luftdicht verschlossen. Im Gegensatz dazu hält der Kraftstoff im Autotank bis zwei Jahre obwohl diese Tanks Be- und Entlüftungen haben. Reservekanister sollten aus Blech sein oder aus geeignetem Kunststoff. Ich habe den Eindruck, dass man für die Alterung beim Kraftstoff seitens der Mineralölgesellschaften zu wenig tut. Aber solange man das Auto dauerbenutzt und betankt passiert ja nichts. Und die paar Oldtimer und deren geringe Nutzung, das zählt nicht.