Boot oder Bus – (k)eine Frage der Sichtweise

Die Idee, die hinter den sogenannten Bootbussen steckte, klang simpel, denn es galt schlicht die pauschale Vorgabe beim Bau einer neuen Karosserie, den Omnibus in die Optik eines Bootes zu verwandeln, dabei aber die
Eigenschaften eines Buses weiterhin zu erhalten. Unter diese Devise entstanden weltweit verschiedenartige Konstruktionen, wobei sich diese Szene im eurpäischen Ausland vor allem in den Niederlanden etablierte. Unter dem Namen „Huwelijksboot“ war dieser Bootbus einer von drei identischen Fahrzeugen, die von der niederländischen Karosseriefirma Van Rooijen“ in den 1950er Jahren auf die Räder gestellt wurden.

Das in Montfort ansässige Unternehmen zeigte dabei eine hohe Liebe zum klassischen Schiffsbau. Alleine beim Betrachten der Front gerät der Bootsliebhaber ins Staunen. Tief in die Regale der Bootsbauer hatten die Karosseriebauer bei dem mit Holzdielen beplankter Schiffsbug mit einer kleinen Luke, den beiden seitlich nautischen Nebelhörnern und der niedrige Reling gegriffen. Während der Omnibus-Bug den technischen Stand des eleganten Schiffsbaus vermittelte, signalisierten die zwei, schräg nach hinten gerichteten, auf dem Dach montierten Auspuffschlöte Anleihen an ganz große Dampfer, wie sie aus den Überseeschiffen her vertraut waren. Wer noch tiefer auf die Details des Bootsbusses blickte, der fand weitere Accessoires aus der maritimen Branche.

Ein wenig zum Schmunzeln verführten die beiden auf jeder Seite lose herumbaumelnden Reifen, die in ihrer wahren Funktion als Puffer beim Anlegen an der Pier dienten, beim Bus aber natürlich nur schmückendes Beiwerk waren. Die Omnibusse basierten jeweils auf einem Mercedes-Benz 312er Fahrwerk, ihr Motor leistete 120 PS und es konnte pro Fahrt 32 Personen das Gefühl einer bootsmäßigen Busfahrt vermittelt werden.

Anmerkung: Den Bildern nach zu urteilen, scheint der holländische Bootbus nicht amphibisch zu sein, und somit
nicht in der Lage, auf Amsterdams Kanälen zu schwimmen. Also war diese Konstruktion nichts weiter als eine schicke „Vorspiegelung“, während andere Städte auf der Welt eigens gebaute amphibische Boot-busse (oder Busboote ?) hatten, die tatsächlich direkt ins Wasser fuhren, wie das hier abgebildete Beispiel aus Toronto von 2011.