Das Gros der Rennserien begeisterte mit prallvollen Starterfeldern. Etwa 18.000 Zuschauer trotzten der Kälte und Regenschauern – und freuten sich am Motorsport und der Möglichkeit, Autos und Fahrern so nahe zu kommen wie sonst nirgends. Timo Glock war extrem beeindruckt: „Das ist hier eine schöne und entspannte Veranstaltung, auch weil alles so offen ist.“
Glock war nicht der einzige große Name beim diesjährigen Jim Clark Revival. Zu der offiziellen Autogrammstunde gesellten sich: Ellen Lohr, die als einzige Frau ein DTM-Rennen gewinnen konnte, Touren- und Sportwagen-Oldie Harald „Nippel“ Grohs, der dreimalige Le-Mans-Gesamtsieger Marco Werner, der GT1-Weltmeister Michael Bartels sowie Ex-Formel-1-Fahrer Jochen Mass. Während Lohr und Grohs vor allem am Zelt von Seriensponsor Allianz mit Gesprächsrunden, Autogramm-Marathon und Fachsimpeln mit Fans aktiv waren, hetzte etwa Werner von Start zu Start. Der 53-Jährige war in drei verschiedenen Rennserien engagiert.
Historische Formel 2 – Erinnerung an goldene Ära und Unfall von Jim Clark
Hochspannung und Duelle am laufenden Band bot die FIA Lurani Trophy den Zuschauern. In der 1958 ins Leben gerufenen Nachwuchsserie für preisgünstige Mini-Monoposto gab es deutlich mehr Interessenten als Startplätze! Marco Werner versemmelte im Lotus 22 als Qualifying-Zweiter den Start des ersten Laufs, pflügte von hinten durchs Feld und wurde Achter. Mit 0,449 Sekunden Vorsprung gewann Bruno Weibel im Lotus 22 vor Marc Shaw (Brabham BT6), dem Dritten Manfredo Rossi Di Montelera fehlten im Lotus 22 auch nur 1,276 Sekunden auf den Sieg. Ähnliche Reihenfolge und Abstände im zweiten Lauf, diesmal Weibel vor Rossi Di Montelera und Shaw.
Rennautos ohne Dach aus ehemaligen Nachwuchsserien, Fights um jede Zehntelsekunde im engen Feld – das sind die Grundpfeiler der Historic Racecar Association, eine der ältesten historischen Rennserien überhaupt. Den ersten Lauf gegen mehr als 30 Konkurrenten entschied der Franzose Frederic Rouvier im Martini MK34 für sich, mit dem denkbar knappen Vorsprung von 0,6 Sekunden auf seinen Landsmann David Caussanel im Brabham BT41 Ford. Auch am Sonntag gewann Rouvier, diesmal hatte er mit 1,022 Sekunden Rückstand Thomas Weidel (Ralt RT3/84 VW-Brabham-Judd) im Nacken und mit 1,9 Sekunden Caussanel.
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Präsentationen vom Raceclub Germany und Maserati, großer Tourenwagen-Spaß
Einen Mega-Boom erlebt die Youngtimer Touring Car Challenge, die vom Niederländer Randall Lawson organisiert wird. Wegen des gewaltigen Andrangs wurde das Feld in zwei Startgruppen aufgeteilt: die eine ist die etwas schnellere, die andere die etwas langsamere. Drei Rennen à 20 Minuten durften beide fahren, was die Zuschauer goutierten, denn bei über 40 bunt gemischten GT- und Tourenwagen kommt keine Langeweile auf. Einzigartig ist die Philosophie: „Smile – it makes you faster“ (etwa: Lächeln macht Dich schneller). Wer sich auf der Rennstrecke rüpelhaft verhält, wird ermahnt und im Wiederholungsfall ausgeschlossen. Das heißt aber nicht, dass man die Rivalen vorbeiwinkt! Die Truppe erscheint wie eine Riesenfamilie – und tatsächlich sind auch Väter, Söhne und Töchter am Start. Einen Meister gibt’s nicht, aber Sieger: etwa die 22-jährige Tijn Jilesen, die im Porsche 944 einmal Dritte wurde und zwei Rennen gewann. Papa Tjarco verpasste das Podium!Lotus Cup, Gentle Drivers Trophy und Triumph Competition – bunte Mischung
International besetzt, bunt gemischt und traditionell in Hockenheim am Start ist der Lotus Cup Europe. Auch er ist mit Jim Clark verknüpft, denn es war der Schotte, der den guten Ruf der Marke kreierte. Rennen eins gewann der Belgier John Rasse im Exige V6 Cup R, den zweiten Sieg sicherte sich der Ungar Bence Balogh im Evora GT4. Vertrauter Anblick auch bei der „Triumph Competition & British HTGT“ mit den wunderschönen Vertretern britischer Automobilkunst. Premiere feierte dagegen „A Gentle Drivers Trophy“ mit GT-Fahrzeugen und Tourenwagen der Periode bis 1965. Zum Hinknien schön: diverse Lotus (etwa Cortina), zwei Porsche 356, eine Alfa Romeo Giulia und ein Mercedes-Benz 300SL Coupé. Man fährt schnell, aber durchaus rücksichtsvoll.
Jim-Clark-Ausstellung, Design Award, 917er-Jubiläum im Rahmenprogramm
Der 917er-Porsche von 1970 war aus Anlass des 50. Geburtstags dieser legendären und extrem erfolgreichen Prototypenreihe im Fahrerlager ausgestellt. Er zählt zur ersten 917er- Generation, wirkt elegant und verfügt über 540 PS. Neben ihm faszinierte die Besucher ein roter 917, ein herausragendes Exemplar der letzten Generation. Schon die Optik sagt im Grunde alles: Der Rote ist ein wuchtiger Macho, unter der Carbonkarosse arbeiten satte 1.200 Turbo-PS. Damit dominierten die Zuffenhausener die Interserie – für die der Hockenheimring steht wie keine andere Rennstrecke.
Das Markenclubareal mit ungezählten Liebhaberfahrzeugen und die Devotionalienstände auf dem Boxendach rundeten die Bosch Hockenheim Historic 2019 ab.
Alle Informationen und Ergebnisse unter: www.hockenheim-historic.de
Fotos Hockenheim-Ring GmbH