Stuttgart (ACE) August 2013 – Zweitausend Schlaglochanzeigen verbucht und binnen fünf Jahren schätzungsweise 10.000 Fahrbahnausbesserungen bei Straßenverkehrsbehörden veranlasst – diese Leistungsbilanz hat jetzt der ACE Auto Club Europa in Stuttgart veröffentlicht. Das Zahlenwerk dokumentiert die Aktivitäten eines vom Club betriebenen Schlaglochmeldedienstes im Internet. „Wir sind damit einzigartig, ehrenamtlich und erfolgreich unterwegs und verkörpern so eine Bürgerinitiative der ganz besonderen Art“, unterstreicht der ACE.
„Der Sanierungsbedarf ist gigantisch“, sagt Kraus. „Mit Abstand am schlimmsten zugerichtet sind die kommunalen Straßen.“ Nicht viel besser bestellt ist es nach Darstellung von Kraus um den Zustand von Kreis- und Landstraßen. Auch die Autobahnen als deutsches Aushängeschild für eine funktionstüchtige Verkehrsinfrastruktur litten über weite Strecken zunehmend unter Altersschwäche. Aus der von ACE-Schlagloch-Sheriff Kraus vorgelegten Auswertung geht hervor, dass mehr als 70 Prozent der eingereichten Beanstandungen von Straßenbauämtern meist unverzüglich aufgegriffen worden sind und zu einer raschen Beseitigung des Straßenschadens geführt haben.
Bundeshauptstadt sollte mit Schlagloch-Oscar ausgezeichnet werden
Schlagloch-Hochburg ist die Bundeshauptstadt Berlin. Sie liegt bei den eingereichten Schlaglochanzeigen mit einer Beschwerdequote von knapp neun Prozent an der Spitze. „Berlin hat einen Schlagloch-Oscar verdient. Aber die bei uns eingehenden Meldungen lassen auf eine hohe Dunkelziffer schließen, weshalb nicht nur die Berliner Situation als absolut alarmierend eingestuft werden muss“, erläutert Kraus die Lage. Seinem Bericht zufolge verhält es sich mit dem dramatisch schlechten Zustand der Straßen in der Hansestadt Hamburg ähnlich, dort beträgt die Beschwerdequote 3,4 Prozent. Die meisten Schadensmeldungen aber kommen laut ACE aus Nordrhein-Westfalen, das mit 22 Prozent Beschwerdequote die Riege der Flächenbundesländer mit kaputten Straßen anführt, dicht gefolgt von Baden-Württemberg, aus dem sogenannten Auto-Land wurden knapp 21 Prozent aller Fahrbahnschäden gemeldet.1
Versäumte Sanierung kostet Milliarden
Der ACE schätzt, dass 25 bis mehr als 40 Prozent der kommunalen Straßen in Deutschland dringend einer Sanierung bedürfen. Falls Investitionen ausblieben, seien in etwa 20 Jahren rund zwei Drittel des heute noch intakten Straßennetzes ebenfalls reparaturbedürftig. Um den Investitionsstau aufzulösen und kaputte Fahrbahnen wiederherzustellen, müssten Städte und Gemeinden ihre jährlichen Ausgaben zum Erhalt von Straßen, Geh- und Fahrradwegen schlicht verdoppeln. „Versäumte Sanierung kostet mehrere Milliarden Euro“, warnt der ACE.
Doch nicht jede beim ACE eingehende Schlaglochmeldung hat zur Folge, dass der zuständige Straßenlastträger zeitnah eine Reparatur veranlasst. 20 Prozent der Meldungen blieben ohne Erfolg, das heißt, dass die Beschwerdeführer dem ACE mitgeteilt haben, dass der von ihnen angezeigte Schaden noch nicht behoben wurde. Nicht selten argumentieren die abgemahnten Kommunen, ihnen fehle das Geld für Sanierung, berichtet der ACE.
ACE: Ärmelschoner ablegen
„Zwar stellen wir überwiegend ein sehr kooperatives Verhalten der Straßenbaubehörden fest, doch einige Ämter könnten durchaus ihre Ärmelschoner ablegen und sich ernsthaft um die berechtigten Anliegen der Bürger kümmern“, moniert Schlaglochbeauftragter Kraus. Er fügte hinzu: „Falls eine Behörde nach unserer Anzeige nichts unternimmt, kann sie für durch Schlaglöcher verursachte Schäden am Auto in Haftung genommen werden.“ Nicht nur Kraftfahrer, auch Straßenbauämter hätten eine gesetzliche Verkehrssicherungspflicht zu erfüllen, mahnte der ACE-Experte.
Das Straßennetz der Bundesrepublik umfasst insgesamt rund 645.000 (643.700) , davon sind circa 12.800 km Autobahnen, 39.700 km Bundesstraßen, 86.500 km Landesstraßen und 91.700 km Kreisstraßen. Den Löwenanteil am Straßennetz (ca. 64 %) unterhalten jedoch die Städte und Gemeinden mit rund 413.000 Kilometern.