CarPass Classic – vorprogrammierter Flop?

Die Fachzeitschrift „kfz-betrieb“ vermeldet 2009: „Im Mai bringt die Bochumer Firma Fast Automotive Service unter dem Markennamen „CarPass“ eine internetbasierte, digitale Kfz-Akte auf den Markt. In diese Datenbank tragen autorisierte Partner alle reparatur-, wartungs- und pflegerelevanten Daten eines Kraftfahrzeuges ein. Das CarPass-System ist fälschungssicher und vom TÜV Rheinland zertifiziert … Für die Ersterfassung aller vorhandenen Rechnungen und Prüfberichte zahlt der Kfz-Halter eine Gebühr …“. Sitz dieser Gesellschaft ist Bochum. Gut, schauen wir uns die Homepage mal an: www.car-pass.de . Im Impressum taucht als Verantwortlicher die Bochumer Software GmbH auf. Geschäftsführer Wolfram Stein, damit auch für CarPass verantwortlich. Nun gibt es seit Neuestem eine weitere Homepage (www.carpassclassic.com), verantwortet von Classic Icons GmbH & Co. KG, Geschäftsführer Wolfram Stein. Alles oben Beschriebene beruht auf Aktivitäten von Stein Consult, einem Bochumer Beratungsunternehmen, vertreten durch eben jenen Herrn Stein.

Was das alles mit unserem Hobby zu tun hat? Sehr viel, denn CarPass Classic glänzt mit völlig neuen Ideen: Digitalisierung aller Daten des eigenen Oldtimers.

Also Fotos, Rechnungen, Presseberichte (selbst zu liefern) und alles, was das Herz sonst noch begehrt. Über anfallende Kosten Stillschweigen bzw. keinerlei Angaben.

Der Anbieter preist sein abgestuftes Produkt wie folgt an: 

„CarPass Classic: Bereits das beschriebene Basisprodukt bietet eine vollständige, nachvollziehbare sowie jederzeit und überall abrufbare Fahrzeughistorie. CarPass® Classic ist damit ein wesentlicher Schlüssel zum Werterhalt historischer Fahrzeuge und die ideale Ergänzung zu bereits existierenden Gutachten oder Fahrzeugpässen.

CarPass Classic Certified

Noch einen Schritt weiter geht der CCC. Um jeden Zweifel auszuschließen, werden sämtliche eingereichte Unterlagen wie Dokumente oder Rechnungen durch unsere Experten auf Plausibilität hin geprüft und freigegeben. Des Weiteren enthält der CarPass® Classic Certified einen Oldtimercheck bei einem unserer Partner.“ (Zitat Ende).

Auch über die Kosten eines möglichen Anschluss-Abonnement keinerlei Angaben. Auffällig sind auch die Gründungsdaten, die Herr Stein auf seinem XING-Profil wie folgt angibt: Bochumer Software Januar 2013, Classic Icons Juli 2013. Was das Ganze soll? Ich kann es nicht so richtig durchschauen. Fakt ist, dass der Automobilclub von Deutschland (AvD) als Partner respektive Förderer auftaucht. Kein Wunder, bei der Registrierung dürfen Sie sich outen: AvD- Mitglied ja/nein, Besitzer AvD-OldtimerCard ja/nein. Keinerlei Hinweise dagegen auf die mögliche Weitergabe von Daten an Dritte durch CarPass. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Mein persönliches Fazit: Möglicherweise gut gemeint, aber Konzept unausgegoren bzw. nicht zu Ende gedacht oder aber auch nur schlecht kommuniziert. Schwerwiegendstes Manko sind die fehlenden Angaben zu anfallenden Kosten. Gerade hier unkritische Kunden zu erwarten ist schlichtweg „Thema verfehlt, mangelhaft, setzen“. Im Zeitalter von Datenausspähung, Cloud-Datenspeichern und der mit diesen Themen verbundenen Sensibilität der gut gemeinte Rat meines Lieblingsschriftstellers Antoine de Saint-Exupéry: „Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann“. Ach so, ein Brancheninsider betrachtet die geschilderte Entwicklung als „äußerst kritisch“.