Der Unimog-Club präsentiert: Ein Unimog 411 mit einem ganz besonderen Fahrerhaus
Wenn man einen Unimog restauriert, ist es abhängig von der Grundsubstanz, ob viel Arbeit und Geld investiert werden muss oder ob es bei minimalen Schweißarbeiten bleibt. Oder man hat mächtig viel Glück und bekommt gleich ein fabrikneues Fahrerhaus.
Aber fangen wir von vorne an: Friedrich Becker aus Rheda-Wiedenbrück kennt den Unimog schon von Kindesbeinen an. Anfang der 60er Jahre arbeitete sein Vater in der Spedition und im Kohlehandel seines Onkels und eines der Firmenfahrzeuge war ein Unimog 411 mit Westfalia-Fahrerhaus. Der Unimog konnte damals seine Vielseitigkeit unter Beweis stellen, da er auch in der Nebenerwerbslandwirtschaft eingesetzt wurde. Der damals noch junge Friedrich saß dann in der Mitte zwischen den Fahrersitzen neben seinem Vater, sozusagen über den Schaltknüppeln, wo man improvisierte und einfach ein Polster darüber packte.
Bis Anfang der 90er Jahre war das Fahrzeug noch in Betrieb, dann wurde es verkauft. Bis dahin war Friedrich Becker aber ohnehin schon längst mit dem Unimog-Virus infiziert und die Entscheidung, welcher Unimog es mal werden sollte, stand auch schon fest: Ein Unimog 411 mit Westfalia-Fahrerhaus. Anfang der 70er Jahre bekam der Unimog seines Onkels ein neues Fahrerhaus, das alte wurde auf dem Dachboden eingelagert. Dies war der erste konkrete Hinweis für Becker, dass noch Teile des Wunsch-Unimog in unmittelbarer Nähe existierten.
Es war jedoch unverkäuflich und verbrachte weit über dreißig Jahre dort, bis es schließlich doch veräußert wurde. Dann spielte der Zufall eine große Rolle, denn Becker unterhielt lockeren Kontakt zu einem Rentner, der das Westfalia-Museum in Osnabrück betreute und Becker durch seine vielen Besuche dort kannte. Dieser rief ihn im Dezember 2004 an und berichtete, das dort ausgestellte Westfalia-Unimog-Fahrerhaus müsse, da kein Platz mehr zur Verfügung stünde, weg. Das Westfalia-Museum wurde in seiner Blütezeit von ehemaligen Mitarbeitern betreut, doch leider hinterließen die wechselnden Geschäftsführungen nach der Insolvenz ihre Spuren, und diesem Umstand fiel auch das betriebseigene Museum mehr oder weniger zum Opfer.
Für Friedrich Becker war dies ein Glücksfall, und er war der erste, der benachrichtigt wurde. Schnelles Handeln war angesagt, und so stand er am nächsten Tag (kurz vor Weihnachten) mit einem Anhänger am Museum und holte das fabrikneue, voll ausgestattete Fahrerhaus – bis auf die Instrumente und den Kühlwasserausgleichsbehälter war alles neu vorhanden – ab.
Nachdem sich nun das Fahrerhaus in seinem Besitz befand, fehlte ihm nur noch der passende Unimog dazu. Ein guter Unimog-Freund konnte weiterhelfen und verkaufte ihm einen Unimog 411, Baujahr 1970. Dieser Unimog war seit Anfang der 80er Jahre in einer Scheune eingelagert und stand dann noch einmal zwei bis drei Jahre im Freien, was der ursprünglichen Karosserie stark zusetzte und hier eine Menge Arbeit einsparte, weil das Fahrerhaus ja schon fertig war. Trotzdem dauerte es noch etwa anderthalb Jahre, bis die Restaurationsarbeiten am Unimog fertig wurden. Umfangreiche Instandsetzungsarbeiten waren nötig, um Motor, Fahrwerk und den Antriebsstrang wieder auf den originalen Stand zu bringen. Und zu guter Letzt wurde das Fahrerhaus von grün auf grau umlackiert.
Nach Fertigstellung des Projekts kann Friedrich Becker mit ein wenig Stolz behaupten, dass er einer der wenigen Besitzer ist, die einen Unimog 411 mit einem neuen, originalen Westfalia-Fahrerhaus sein Eigen nennen können.
Fotos: Axel Otersen und Friedrich Becker