„Ein Bericht des PS-Automobilreports: >Zu beneiden ist Dieter Zetsche nicht. Hat sich der Vorsitzende der DaimlerChrysler AG mit der Übernahme dieses Amtes doch auch eine Bürde aufgeladen, deren Schwere zunächst weniger ins Gewicht zu fallen schien: Chrysler! Dort war er schließlich erfolgreich. Zeitweise sah es bei der US-Sparte der AG sogar recht gut aus. Doch von langer Dauer waren gelungene Steigflüge nicht. Die Schwierigkeiten beim Absatz von Chrysler-Modellen lassen sich allein mit den kletternden Kraftstoffpreisen in den USA schwerlich erklären. Sicher trifft zu, dass die Chrysler Group durch Fortschritte bei Produktivität, Kostensenkung und Qualitätsverbesserung heute besser aufgestellt sei als ihre amerikanischen Wettbewerber, wie Zetsche jetzt bei der DC-Hauptversammlung in Berlin vor rund 8.000 Aktionären erklärte. Verpasst worden scheint zu sein, rechtzeitig Weichen auch in der Modellpolitik zu stellen. Dass sich unter den bis 2009 geplanten 20 neuen Chrysler-Modellen „“sehr wirtschaftliche Fahrzeuge““ befinden, macht den jetzt eingeschlagenen Kurs deutlich, der vernünftigerweise weg von Pkws mit hohem Kraftstoffverbrauch führen soll. Bisher war die Mercedes Car Group auch Schrittmacher in der AG bei Strategien, die dazu verhalfen, dass der Flottenverbrauch und die CO2-Emissionen seit 1990 um 30 Prozent reduziert werden konnten. Die Abgasemission sei gar um mehr als 70 Prozent gedrosselt, der Partikelausstoß um mehr als 95 Prozent vermindert worden, sagte Zetsche. Es sei der Ehrgeiz, „“den Diesel so sauber zu machen wie den Benziner und den Benziner so sparsam wie den Diesel““. Die Dieseltechnologie BlueTec reduziere einige Emissionen zu 80 Prozent. Klare Orientierung auch das: „“Wir werden keine neuen Fahrzeuge mehr entwickeln, die nicht auch die Hybrid-Option erlauben.““ Im Übrigen sei heute bereits jeder fünfte Mercedes ein 5-Liter-Auto. Was aber wird aus Chrysler? Kommt die Marke in andere Hände? Erstmals bestätigte der DC-Vorstandsvorsitzende jetzt Gespräche „“mit einigen potenziellen Partnern, die ein klares Interesse bekundet haben““. Man werde „“alle Optionen offen halten““ und sich weiterhin „“größtmöglichen Spielraum““ bewahren. Grundbedingung bei allen Optionen sei die konsequente Umsetzung des im Februar vorgestellten „“Recovery and Transformation Plan““, der Chrysler „“zurück zur Profitabilität führen““ soll. Für den anstehenden Entscheidungsprozess gebe es klare Kriterien: Es gelte, die Finanzkraft von DaimlerChrysler nachhaltig zu stärken, Voraussetzungen für eine klare strategischen Ausrichtung bei DaimlerChrysler zu schaffen, das Geschäftssystem der Chrysler Group wettbewerbsfähig und nachhaltig profitabel zu machen und die bestmögliche Option für die Mitarbeiter zu finden. „“Nach Überprüfung aller Optionen““ werde man sich „“am Ende für die Option entscheiden, die unsere Kriterien am besten erfüllt““. Mehr preiszugeben, war der DC-Chef nicht bereit. Vielmehr warb er um Verständnis, dass das Management „“die größtmögliche Flexibilität““ benötige, „“um den besten Lösungsansatz am Ende auch professionell umzusetzen““. Die in Berlin versammelten Aktionäre haben also zur Kenntnis nehmen müssen, dass der Ausgang der teuer gewordenen „“Hochzeit im Himmel““ weiter offen ist. Dass das Konzernergebnis 2006 mit 3,2 Milliarden Euro um 13 Prozent über dem des Vorjahres lag, mag Trost sein, muss aber ganz zwangsläufig den Gedankengang auslösen, wie die Konzernergebnisse wohl aussähen, wenn die Chrysler Group nicht öfter daran geknabbert hätte. Solche Überlegung wird nicht nur die Aktionäre beschäftigen. Dass sich die Entscheidung in der Chrysler-Frage nicht auf neu geschürten Hoffnungen, sondern auf einer sehr kritischen Bestandaufnahme gründen muss, ist längst die Erkenntnis des Managements. In den Redebeiträgen zur Hauptversammlung gab es versteckte Hinweise auch auf die Option, dass Mercedes und Chrysler am Ende aller Überlegungen wieder getrennte Wege gehen. In der Luft liegt solche Ahnung schon länger.Die Tracinda Corporation, hinter der der bei DaimlerChrysler sattsam bekannte Investor Kirk Kerkorian steht, ist bereit, für die Chrysler Group einen Kaufpreis von 4,5 Mrd. US-Dollar zu bezahlen. Tracinda hat das Angebot jetzt ausgesprochen, nachdem DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche in der vergangenen Woche bei der Hauptversammlung berichtet hatte, es gebe Gespräche mit Interessierten, die er allerdings nicht kommentieren wollte.