Das Liederbuch des Automobilclubs

  • Liederbuch „Der Autler“ fördert soziales Miteinander früher Automobilisten
  • Herausgegeben 1902 durch den Allgemeinen Schnauferlclub (ASC)
  • Automobilclubs als Katalysatoren der gesellschaftlichen Akzeptanz des Automobils
  • „33 Extras“: Exponate der Automobilkultur im Mercedes-Benz Museum

160 Fahrzeuge und insgesamt 1.500 Exponate präsentiert die vielfältige Dauerausstellung des Mercedes-Benz Museums. Ein besonderer Bestandteil sind die „33 Extras“: Sie lassen am Beispiel oft überraschender Details Mobilitätshistorie und Automobilkultur lebendig werden. Die Newsletter-Reihe Mercedes-Benz Museum Inside lenkt den Blick auf die „33 Extras“ und bringt ihre Geschichten auf den Punkt. In der heutigen Folge geht es um das Liederbuch des ASC.

6/33: Das Liederbuch

„Der Autler“: Das Liederbuch hat der Allgemeine Schnauferl-Club im Jahr 1902 herausgegeben

1 – „Der Autler“: Im Jahr 1902 gibt der zwei Jahre zuvor gegründete Allgemeine Schnauferlclub (ASC) das Liederbuch „Der Autler“ heraus. Es kostet eine Reichsmark. Die enthaltenen Lieder sind alle um die damals noch sehr junge Erfindung des Automobils gedichtet. Gedacht sind sie für lockere Feiern, aber auch für festliche Anlässe. Warum aber nicht auch während der Fahrt gemeinsam singen? Dazu passt, was bereits der römische Dichter Vergil schreibt: „Lasst uns stets singend gehen, dann wird die Straße weniger mühsam sein.“ Das erste industriell gefertigte Autoradio der Welt kommt erst 1927 auf den Markt.

2 – Organisation: Vereine tragen mit ihrer Aktivität dazu bei, dass sich das Auto vom Sportgerät zum allgemeinen Verkehrsmittel entwickelt. Bereits 1897 entsteht als erster deutscher Automobilclub der „Mitteleuropäische Motorwagen Verein“ in Berlin. Gottlieb Daimler und Carl Benz zählen zu seinen Gründungsmitgliedern. Im Allgemeinen Schnauferl-Club (ASC), entstanden im Jahr 1900, ist Daimler auch Mitglied, und Benz wird 1925 zum „Ehrenschnauferlbruder“ ernannt.

3 – Geselligkeit: Die frühen Automobilclubs engagieren sich für sportliche, gesellige und gesellschaftliche Ziele. Das Liederbuch „Der Autler“ hat den Zweck, das soziale Miteinander der Mitglieder bei ihren Zusammenkünften und „Schnauferl-Feiern“ zu fördern und zugleich das Automobil fest in der Gesellschaft zu verankern.

4 – Bezeichnung: „Aut“ – diese Kurzbezeichnung für das Automobil stammt vom ASC. Daraus könne man auf einfache Weise andere Worte bilden, begründet der Verein. Analog etwa zum „Radler“ spricht der Verein vom „Autler“. Und so wird auch das Liederbuch genannt. Die Titelgrafik zeigt die Darstellung eines „Motorpheus“: einen Automobilisten mit Lyra. (Hier noch ein weiterer Artikel zu dem Thema).

5 – Schwungvoll: Die Texte des Liederbuchs sind auf bekannte Melodien gedichtet. Ein Beispiel gefällig? Nach dem Vorbild des Loreley-Lieds „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“ lautet der „Autler“-Text: „Ich weiß wohl, es ist sehr begründet / Dass ich so fröhlich bin. / Denn Schöneres niemand erfindet: Mein Kraftwagen liegt mir im Sinn.“

6 – Und heute? Längst haben im Auto Digitalradio und Smartphone als Entertainmentmedien das Liederbuch abgelöst. Automobilclubs gibt es jedoch nach wie vor. Ein Forum für die gemeinsame Passion bilden zum Beispiel die mehr als 80 offiziell anerkannten Mercedes-Benz Markenclubs auf allen Kontinenten. Auch wenn die Clubmitglieder heute wohl kaum mehr dem gemeinsamen Singen frönen dürften, so halten doch zahlreiche von Mercedes-Benz Classic koordinierte Aktivitäten und Veranstaltungen diese weltweite Gemeinschaft zusammen (https://www.mercedes-benz.com/de/classic/brand-clubs/).