Das Mercedes-Museum – TEIL 2

Das wertvollste Automobil der Welt: Mercedes-Benz 300 SLR „Uhlenhaut“-Coupé

  • Die geschlossene Version des 300 SLR Rennsportwagens wird für die Motorsportsaison 1956 entwickelt, kommt jedoch nie zum Renneinsatz
  • Nur zwei 300 SLR Coupés werden gebaut – eines ist zu erleben im Mythosraum 4: Wunderjahre – Form und Vielfalt, 1945 bis 1960
  • Das zweite 300 SLR Coupé wird im Mai 2022 für 135 Millionen Euro versteigert und ist damit das wertvollste Automobil der Welt

Dieses Fahrzeug ist seit jeher eine Legende – und seit Mai 2022 ist es auch das wertvollste Auto der Welt: Die geschlossene Version des Mercedes-Benz 300 SLR Rennsportwagens (W 196 S) entwickelt Daimler-Benz für die Motorsportsaison 1956. Zwei dieser Hochleistungscoupés werden gebaut. Sie kommen jedoch nie zum Renneinsatz, weil das Unternehmen 1955 nach Saisonabschluss seine Rennaktivitäten vorerst beendet. Stattdessen geht der Leiter der Versuchsabteilung, Rudolf Uhlenhaut, damit immer wieder auf Dienstfahrt. Der Beiname „Uhlenhaut“-Coupé erinnert an diese besondere Beziehung bis heute.300 SLR Warnung

Eines der beiden originalen 300 SLR „Uhlenhaut“-Coupés ist im Mercedes-Benz Museum als ein Highlight im Mythosraum 4: Wunderjahre – Form und Vielfalt, 1945 bis 1960 ausgestellt.

300SLR

Das andere Fahrzeug veräußert die Mercedes-Benz Group AG im Mai 2022 in einer exklusiven Auktion an einen privaten Sammler. Mit einem Erlös von 135 Millionen Euro ist es das wertvollste Auto der Welt. Die Summe bildet das Startkapital für das globale Förderprogramm „beVisioneers: The Mercedes-Benz Fellowship“, das junge Menschen bei der Entwicklung und Umsetzung von Nachhaltigkeitsprojekten unterstützt.


„Now on View“: Kunstwerke der Mercedes-Benz Art Collection im Mercedes-Benz Museum

  • Wechselnde Ausstellungen mit Werken der unternehmenseigenen Kunstsammlung
  • Integriert in die Dauerausstellung des Museums

Die Mercedes-Benz Art Collection ist seit 2024 mit ihrer Sammlungspräsentation „Now on View“ dauerhaft im Mercedes-Benz Museum zu sehen. Unter diesem Titel gibt die renommierte Kunstsammlung in wechselnden Ausstellungen Einblicke in ihren Bestand. Das Besondere: Die Kunstwerke sind in die Dauerausstellung des Mercedes-Benz Museums integriert. Besucherinnen und Besucher können auf allen Ebenen des Museums in die mediale und thematische Vielfalt der Mercedes-Benz Art Collection eintauchen. Die Sammlung umfasst Malereien, Zeichnungen und Skulpturen sowie Installationen, Fotografien und Videos.

„Moving in Stereo“, Bildnachweis: Nam June Paik, „Nam Sat“, 1997/98.

©Bereits seit der Museumseröffnung im Mai 2006 haben Kunstwerke ihren festen Platz in der Dauerausstellung sowie im Außenbereich. Ergänzend hat das Museum die Werke der Art Collection schon in zwei umfangreichen Sonderausstellungen präsentiert: „Art & Stars & Cars“ im Jahr 2011 zum 125. Geburtstag des Automobils und „Moving in Stereo“ 2022/2023.

Die Mercedes-Benz Art Collection

Die 1977 gegründete Mercedes-Benz Art Collection zählt heute zu den bedeutenden europäischen Unternehmenssammlungen mit musealer Qualität und internationalem Renommee. Zur Sammlung gehören rund 3.000 Werke von über 800 Künstlerinnen und Künstlern – darunter weltbekannte Künstler wie Cao Fei, Alicja Kwade, Charlotte Posenenske, Oskar Schlemmer, Franz Erhard Walther oder Andy Warhol. Die Art Collection konzentriert sich auf abstrakt-konstruktive Bildkonzepte, kritisch-engagierte Kunst sowie repräsentative Werke und Auftragsarbeiten zu Themen wie Automobilität, Design oder Konstruktion. Sie verkörpert das breit angelegte gesellschaftliche Engagement von Mercedes-Benz für Kultur und Bildung. Mit der Kunstsammlung stiftet das Unternehmen einen erkennbaren Nutzen für das Gemeinwohl.

Interaktive Sonderausstellung „ALL.TÄGLICH!“

Mit Ausstellungen der Werke im Unternehmen und in internationalen Museen ermöglicht die Mercedes-Benz Art Collection einem breiten kunstinteressierten Publikum die Begegnung mit der Sammlung. Sie legt großen Wert auf den Erwerb junger Kunst, um so zu einer verantwortungsvollen Förderpolitik für junge Künstlerinnen und Künstler beizutragen. Darüber hinaus engagiert sie sich stark für Diversität: Die Sammlungspraxis der Art Collection ist konsequent auf internationale Künstlerinnen und Künstler sowie die Vielseitigkeit der Kulturen, Orientierungen und Anschauungen ausgerichtet.

Mehr Informationen zur Mercedes-Benz Art Collection sind im Internet verfügbar: www.mercedes-benz.art.


Gestalterisches Meisterstück: die Architektur des Mercedes-Benz Museums

  • Architekturentwurf ist angelehnt an die Struktur einer Doppelhelix
  • Einzigartige Gestaltung: keine geschlossenen Räume und fast keine geraden Wände
  • 33 Meter weite Decken ohne Stützen
  • Keine der 1.800 dreieckigen Fensterscheiben ist identisch mit einer anderen

An der Entstehung des mit bedeutenden Architekturpreisen ausgezeichneten Mercedes-Benz Museums hatten drei Büros entscheidenden Anteil: Für die äußere Gebäudegestalt und die Baustruktur zeichnet UNStudio van Berkel & Bos, Amsterdam, verantwortlich. HG Merz Stuttgart/Berlin entwickelte die Konzeption von der Ausschreibung bis zur detaillierten Planung der Museumsgestaltung in enger Zusammenarbeit mit der damaligen DaimlerChrysler AG. Die damalige DaimlerChrysler Immobilien GmbH war als Generalübernehmer für den Bau verantwortlich.

Das Mercedes-Benz Museum

Das Museum bildet das Bindeglied zwischen dem Stammwerk in Stuttgart-Untertürkheim und der Mercedes-Benz Niederlassung. Prominent erhebt sich das auf 850 Betonstahlpfählen gründende Gebäude fast 50 Meter in die Höhe. So fungiert es zugleich als Portal für die Stadt Stuttgart: Ob von der Bundesstraße B 14 aus dem Remstal oder der Bundesstraße B 10 aus dem Neckartal kommend – die Besucher erleben das Museum als Orientierungspunkt auf ihrem Weg. Diese topografischen Bedingungen waren der Ausgangspunkt für die Planungen des Architekten Ben van Berkel.

Open Air Kino am Mercedes-Benz Museum. Foto vom 23. August 2022, European Outdoor Film Tour.

Die Form des Museumsgebäudes korrespondiert mit den umgebenden Großbauten. Seine Materialien – Aluminium und Glas – verweisen auf den Automobilbau. Je nach Wetterlage und Tageszeit wirkt der Bau anders: Tagsüber dominiert das Wechselspiel zwischen den hellen, das Licht reflektierenden Aluminiumbändern und den dunkleren Fenstergeschossen. Sind abends die Collectionsräume erleuchtet, kehrt sich dieser Eindruck um. Dann vermittelt das Gebäude, das rund 110.000 Tonnen wiegt, den Eindruck von Schwerelosigkeit.

Van Berkels erste Ideenskizze zeigte eine scheinbar einfache geometrische Figur aus drei endlos in sich selbst zurückkehrenden Schlaufen. Resultat im fertigen Museumsgebäude: Es gibt keine geschlossenen Räume und so gut wie keine geraden Wände. Horizontale und vertikale Flächen gehen fließend ineinander über.

Die sogenannten Twists, zweifach gekrümmte Bauteile aus vorgespanntem Beton, sind eine der spektakulärsten Innovationen des Gebäudes und prägen sein dynamisches Erscheinungsbild. Sie erfüllen eine wichtige statische Funktion und stellen außerdem die Verbindung zwischen den verschiedenen Collectionsräumen dar. Die Twists wachsen als senkrechte Wände aus den Aufzugskernen heraus und schrauben sich, an den nächsten Kern angelehnt, in leichtem Bogen nach außen. Ein einzelner Twist hat eine Fläche von rund 400 Quadratmetern und wiegt etwa 2.500 Tonnen.

Einbringung des zum mobilen Postamt umgebauten Mercedes-Benz O 10000 Fernverkehrsomnibusses

Die Architektur wurde mit renommierten Preisen ausgezeichnet. Dazu gehören der „Goldene Designpreis der Bundesrepublik Deutschland 2008“ sowie die Architekturpreise „Beispielhaftes barrierefreies Bauen 2007“, „Beton 2008“ und der Hugo-Häring-Preis 2009 für „vorbildliche Bauwerke in Baden-Württemberg“, verliehen vom Landesverband Baden-Württemberg des Bundes Deutscher Architekten (BDA).

Einen sachkundigen Zugang zur Architektur des Gebäudes vermitteln Guides, die ihr Architekturfachwissen bei Themenführungen weitergeben. Weitere Hinweise gibt es auf www.mercedes-benz.com/museum.


Blick hinter die Kulissen: Logistik und Haustechnik

  • Haustechnik für einen reibungslosen Museumsbetrieb
  • Künstlicher Tornado zur Entrauchung im Brandfall
  • Schwerlastkran bewegt selbst tonnenschwere Exponate mühelos

Das Mercedes-Benz Museum ist begehrt. An Spitzentagen werden von der Öffnung um 9 Uhr bis zur Schließung um 18 Uhr 3.000 bis 6.000 Ausstellungsbesucher gezählt. Entsprechend groß sind die räumlichen Kapazitäten: Bis zu 1.200 Personen können sich gleichzeitig in der Ausstellung aufhalten.

Vorausschauend handeln, um einen reibungslosen Betrieb zu ermöglichen: Das ist ein Grundsatz in der täglichen Arbeit des Museums. Beispielsweise setzt die Haustechnik auf präventive Wartungen und bei Instandsetzungen auf garantierte Zeiten für die Wiederinbetriebnahme. Das beugt Störungen vor und macht die Arbeiten besser planbar. Die Auswirkungen auf die Besucher werden so auf ein Minimum reduziert.

Das Ergebnis dieser Strategie: Der gesamte Museumsbetrieb läuft reibungslos ab, obwohl für die Vor- und Nachbereitungen, für Wartungen und Fahrzeuglogistik lediglich ein einziger Tag in der Woche zur Verfügung steht: Montags ist das Mercedes-Benz Museum geschlossen, ansonsten sind die Türen das ganze Jahr über von Dienstag bis Sonntag geöffnet.

Gutes Klima für Besucher und Exponate

Brandschutz, Beleuchtung, Sicherheit: Ein zuverlässiger Betrieb hängt davon ab, dass viele verschiedene Systeme jederzeit funktionieren. Wichtig sind dabei auch Dinge, an die man im ersten Moment vielleicht gar nicht denkt – zum Beispiel die Klimatechnik. Sie sorgt zum einen für eine angenehme Aufenthaltsqualität. Zum anderen ist sie entscheidend für den Schutz der wertvollen Exponate: Wegen der unterschiedlichen Materialien in historischen Fahrzeugen gibt es viele konservatorisch äußerst anspruchsvolle Ausstellungsstücke. Temperatur und Luftfeuchtigkeit dürfen deshalb nur in engen Grenzen schwanken, selbst wenn mehrere Tausend Besucher am Tag viel Wärme und Feuchtigkeit ins Gebäude bringen.

Mercedes-Benz Museum, Bereich „Faszination Technik“. Übersichtsaufnahme von sechs der insgesamt sieben Rekordfahrzeuge, die in der Steilwand präsentiert werden. W 125 Zwölfzylinder-Rekordwagen (1938), C 111–III Rekordwagen mit Fünfzylinder-Dieselmotor (1978), 190 E 2.3-16 Weltrekordwagen (1983), E 320 CDI Rekordwagen (W 211, 2005), Kraftstoff-Sparmobil (1980) und Mercedes-Benz/Alpha Real Solarmobil (1985).

Die ausgeklügelte Klimatechnik hält Temperatur und Luftfeuchtigkeit den ganzen Tag über an allen Orten im Museum konstant. Sie arbeitet durch Be- und Entlüftung sowie durch die Aktivierung der Betonbauteile, die von vielen Hundert Meter langen Heiz- und Kühlschläuchen durchzogen sind. Das ist aufwendig, aber effektiv. Der gute Zustand der Fahrzeuge und anderer Exponate ist das beste Zeugnis für die Funktionalität.

Ein künstlicher Tornado zur Entrauchung

Bei einem Brand sind Gase und Rauch aufgrund der möglichen Vergiftung am gefährlichsten für den Menschen. Das Mercedes-Benz Museum hat eine besonders leistungsfähige Entrauchungsanlage. Ihr Herzstück bildet der sogenannte Tornado, 2007 als größter künstlich erzeugter Wirbelsturm der Welt ins Guinness-Buch der Rekorde eingetragen. Er gehört zum Brandschutzkonzept des Museums, dessen gesamtes Inneres als ein einziger Brandabschnitt mit mehr als 200.000 Kubikmetern umbautem Raum gilt. Denn eine Aufteilung in verschiedene, durch Brandschutztüren voneinander getrennte Brandabschnitte ist bei der offenen Bauweise nicht möglich.

Der Tornado sorgt dafür, dass dieses gewaltige Volumen, das sich 42 Meter hoch über acht Geschosse erstreckt, kontrolliert entraucht wird. Die Windhose von 34 Metern Höhe wird von insgesamt 144 Luftdüsen erzeugt, die in die Wände des Atriums eingelassen sind. Sie versetzen die Luftmassen in Rotation, bis sich schließlich ein Luftwirbel bildet, wie man ihn sonst nur aus der Natur kennt.

Luftnummer im Atrium: Die Wucht des künstlichen Wirbelsturms lässt erwachsene Menschen die Schwerkraft überwinden. Erzeugt wird der Tornado durch 144 Luftdüsen in der Wand des 42 Meter hohen Atriums.

Unter der Decke leiten Ventilatoren den Luftstrudel ab, der ein Volumen von bis zu 80.000 Kubikmetern stündlich erreicht. Genau das ist der Zweck des spektakulären Sturms: das Mercedes-Benz Museum in kritischen Situationen schnell und wirksam zu entrauchen. Einmal im Jahr wird die Funktionsfähigkeit der Entrauchungsanlage getestet. Im Probebetrieb ist der Wirbel allerdings nicht zu sehen. Erst Rauchpartikel in der Luft machen ihn sichtbar.

Spektakuläre Fahrzeugeinbringung

Unter der Decke des Atriums verbirgt sich im Mercedes-Benz Museum ein maßgeschneiderter 40-Tonnen-Kran. Die Anlage dient dazu, Fahrzeuge der Ebenen 2 bis 7 mit größter Präzision über das Atrium ein- oder auszubringen. Die Nutzlast der Krananlage von 20 Tonnen genügt auch für schwere Nutzfahrzeuge. Konventioneller, aber nicht weniger spektakulär, erreichen die Exponate der Ebene 8 ihren Platz in der Ausstellung: Sie schweben von außen per Schwerlastkran auf die Dachterrasse in über 40 Metern Höhe.

Der Arbeitsablauf mit dem 40-Tonnen-Kran ist Präzisionsarbeit: Der Krankorb fährt auf Luftkissen ins Atrium und wird dort zentimetergenau unter den Kran positioniert. Vorsichtig wird das Sammlungsfahrzeug daraufgeschoben. Dann haken die Kranseile ein, und die Winden in der Atriumdecke ziehen das Fahrzeug nach oben und auf die gewünschte Museumsebene. Im eingezogenen Zustand fällt die Krananlage nicht auf.

Drei Positionen sind beim Einhängen des Krankorbs möglich, um die verschiedenen Bereiche des Museums mit seinem kleeblattförmigen Grundriss erschließen zu können. Zum Be- und Entladen koppelt der Krankorb an der jeweiligen Ebene an. Die Balustraden werden bei Bedarf geöffnet, um den Weg in die Mythosräume freizugeben. Die anderen Andockstellen befinden sich hinter großen Türen, die fast unsichtbar in die Betonwände eingelassen sind. Sie sehen ihrerseits wie Betonteile aus, sind aber von einem Spezialisten lediglich täuschend echt bemalt. Diese Stahltüren sind so groß, dass selbst ein Reisebus hindurchpasst.

In Betrieb ist der Kran nur montags oder nachts, wenn das Museum geschlossen ist. Durchschnittlich alle vier Wochen werden Exponate ein- oder ausgebracht. Jährlich gibt es insgesamt etwa zwei Dutzend Fahrzeugbewegungen für Sonderausstellungen oder die Aktualisierung der Dauerausstellung.

Kompakte, mobile Schwerlastkrane bringen die Fahrzeuge der untersten Museumsebene im Mythosraum 7 und im Ausstellungsbereich „Faszination Technik“ auf ihre Positionen.