- Mit dem „Jedermannfunk“ auf einfache Weise Kontakt halten
- Ein Vorläufer von Social Media für den Austausch mit Gleichgesinnten
- Bei Fernfahrern bis heute populär
- „33 Extras“: Exponate der Automobilkultur im Mercedes-Benz Museum
160 Fahrzeuge und insgesamt 1.500 Exponate präsentiert die vielfältige Dauerausstellung des Mercedes-Benz Museums. Ein besonderer Bestandteil sind die „33 Extras“: Sie lassen am Beispiel oft überraschender Details Mobilitätshistorie und Automobilkultur lebendig werden. Die Newsletter-Reihe Mercedes-Benz Museum Inside lenkt den Blick auf die „33 Extras“ und bringt ihre Geschichten auf den Punkt. In der heutigen Folge geht es um den CB-Funk.
26/33: Der CB-Funk
Kurzweil: Auf langer Fahrt allein unterwegs? Das kann sehr öde sein, wenn es nur begrenzte Unterhaltungsmöglichkeiten gibt. Rückblende – noch bis in die 1980er-Jahre hinein haben die meisten Autos lediglich ein Radio und damit eine mediale Einbahnstraße an Bord. Informationen und Musik kommen lediglich ins Fahrzeug hinein. Aber selbst sprechen? Autotelefone gibt es zwar schon, doch damals kosten sie so viel wie ein Kleinwagen.
Funk für alle: In diese Bedarfslücke passt der CB-Funk perfekt. Die Abkürzung steht für „Citizens Band“ und kann locker mit „Jedermannfunk“ übersetzt werden. In den USA gibt es ihn seit den 1940er-Jahren. In Deutschland seit dem 1. Juli 1975, als „Bestimmungen über die Verwendung von Sprechfunkanlagen geringer Leistung im Frequenzbereich vom 26,960 bis 27,280 MHz“ in Kraft treten.
Sprechfreiheit: Endlich können nun viele Menschen ohne Funkausbildung zum Gerät greifen und drauflossprechen. Denn bis zum erwähnten Datum dürfen nur lizensierte Funkamateure und Anwender mit Sondergenehmigung funken. Oder Berufsgruppen, die darauf angewiesen sind – beispielsweise Ordnungs- und Rettungsdienste oder Taxifahrer. Sie haben jeweils eigene Frequenzen.
Rahmendaten: Doch es gibt enge Grenzen beim CB-Funk. So ist die Sendeleistung sehr gering und damit auch die Reichweite. Diese beträgt bei guten Verhältnissen und mit Antenne ein paar Kilometer. Zudem sind ortsfeste Funkanlagen genehmigungspflichtig, der Funkverkehr zwischen zwei ortsfesten Stationen ist verboten und ins Ausland darf ebenfalls nicht gefunkt werden. Doch dem Erfolg tut das keinen Abbruch. Der CB-Funk boomt. Kein Wunder, er ist kostenlos. Lediglich die Geräteanschaffung fällt an.
Freiheitsgefühl: „Ortsfest“ ist das Schlüsselwort oder vielmehr seine Umkehrung. Denn insbesondere bei mobilen Anwendungen verbreitet sich das neue Kommunikationsmedium. Es gibt Funkgeräte für den Fahrzeugeinbau, meist mit einem Mikrofon an einem Spiralkabel. Das Exponat der „33 Extras“ ist eine solche Ausführung. Für den noch mobileren Betrieb gibt es Handgeräte mit Teleskopantenne. Ihr Spitzname: „Handgurke“. Allen gemeinsam ist eine Taste. Ist sie gedrückt, geht das Gesprochene über den Äther. Hören kann es jeder, der innerhalb der Reichweite auf der gleichen Frequenz auf Empfang ist.
Verbreitet: CB-Funk wird zum Freizeitspaß. Und er findet viele professionelle Nutzer, die seine Vorteile zu schätzen wissen. Ideal ist er etwa für Fernfahrer. Denn sie können nun auf einfache Weise miteinander Kontakt halten. Auf vielen Lastwagen sind „Skips“ zu lesen, individuelle Funknamen. Da greift der Trucker zum Mikrofon, und beim voranfahrenden Fahrzeug tönt es aus dem Lautsprecher: „Wüstenmaus an Black Jack, wie geht’s?“ – „Hej, Wüstenmaus, mal wieder im Lande?“
Community: Mit seinen Eigenschaften ist der CB-Funk ein Vorläufer der heutigen Social Media. Denn auch hier tauscht man sich mit Gleichgesinnten aus.
Jedermannfunk heute: Längst hat das Mobiltelefon den CB-Funk in vielen Bereichen ersetzt. Doch bei Fernfahrern steht er nach wie vor hoch im Kurs. Ganz wie früher informieren sie sich über die Strecke, mögliche Polizeikontrollen, freie Parkplätze, Schlafplätze oder Restaurants. Und sie können sogar zu mehreren kommunizieren. Nur eines ist seit vergangenem Jahr nicht mehr erlaubt: das Mikrofon in der Hand zu halten. Aber es gibt auch hier Freisprechlösungen.