Der Große Brachvogel

Auf der Testrecke in Papenburg herrscht seit 1998 reger Testbetrieb und trotzdem haben sich auf den rund 1500 Hektar im und um das Prüfgelände ökologisch wertvolle Flächen entwickelt. DaimlerChrysler verfolgt mit dem Landschaftspflegeplan die drei Ziele: Revitalisierung des Moores durch Wiedervernässung, Erhaltung und Neuentwicklung der Hochmoorheide und Förderung der Wiesenbrüterflächen. Die Landschaftspflege wird unterstützt durch1350 Schafe. Durch die Beweidung bleiben die Moorlandschaft und die Wiesenbrüterflächen für Flora und Fauna attraktiv. Dort wo früher Torf gestochen wurde, weiden heute Schafe und sind seltene Vögel, die zum Teil auf der Roten Liste stehen, zu beobachten. In der Schafherde werden neben der Moorschnucke, das Bentheimer Landschaf und das Rauhwollige Pommersche Landschaf gehalten. Alle Rassen sind selten gewordene Schafsarten. Es werden zwei Ziele verfolgt: Der Einsatz für den Naturschutz und die Rückzüchtung alter, vom Verschwinden bedrohter Haustierrassen. Diese alten Arten sind perfekt an das Moor angepaßt: sie sind klein, leicht und daher bestens geeignet für die anmoorigen Böden, verhindern mit dem Tritt und Verbiß die Verbinsung und düngen die Flächen. Bislang hielten ausschließlich Landschaftspfleger mit Maschinen die Flächen von Sträuchern, Birken, Sauergräsern und Binsen frei. Das heute durchgeführte Pflegekonzept stützt sich auf die Schafbeweidung, dennoch müssen immer wieder manuelle Pflegemaßnahmen, wie Entkusselung oder Baumrückschnitte vorgenommen werden. Diese Maßnahmen sowie die Schafherde werden vom Ökohof St. Josef betrieben. Dahinter steht ein soziales, gemeinnütziges Projekt mit Langzeitarbeitslosen und Behinderten, bei dem u.a. durch die Maßnahmen am Prüfgelände Arbeitsplätze geschaffen oder gesichert werden. Die Natur läßt sich von dem ganztägigen Testbetrieb auf den Prüf- und Meßstrecken nicht stören. Im Gegenteil, durch die Abgeschlossenheit und die gezielten Pflegemaßnahmen werden die ehemaligen Moor- und Weideflächen zu wertvollen Biotopen. Auf den mehr als 1000 Hektar Kompensationsflächen kann man den Großen Brachvogel, Kiebitze, Schwarzkehlchen und Neuntöter beobachten. Weitere auf der Roten Liste stehende bedrohte Vogelarten sind hier zu finden und haben Bruterfolge gehabt. Das Prüfgelände mit seinen Kompensationsflächen gehört zu den wenigen Flächen im Emsland, wo man 50 bis 75% der Pflanzen- und Tierarten, die vor 50 Jahren in der Region zu finden waren, heute wieder antrifft. Diese Flächen leisten deshalb einen wertvollen Beitrag als „ökologische Trittsteine“ im Biotopverbund der Region, in der sich auch Naturschutzgebiete finden. Ein unabhängiges Institut erstellt einmal jährlich die ökologische „Beweissicherung“ der Flächen. Die Sicherheit steht bei DaimlerChrysler an oberster Stelle, deshalb sind die Flächen, auf der die Schafherde weidet, selbstverständlich eingezäunt. Die Teststrecken, die sowohl für Pkw und Lkw geeignet sind, wurden von DaimlerChrysler in den Jahren 1995 bis 1998 im Emsland östlich der Stadt Papenburg erbaut. Dabei werden in der Region langfristig 300 Arbeitsplätze geschaffen. Mit dem Bau wurden 150 Mio. € investiert. In den letzten Jahren hat die hervorragende Entwicklung der Betreibergesellschaft zu weiteren Investitionen geführt. Bevor DaimlerChrysler das Gelände genutzt hat oder es als Ausgleichs- und Ersatzfläche für den Bau des Prüfgeländes diente, wurde auf diesen Flächen großflächig industriell Torf abgebaut.