TÜV NORD fordert keine jährliche HU für ältere Fahrzeuge:
In einem Interview mit der Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG äußert sich Hartmut Abeln, CEO von TÜV NORD Mobilität GmbH & Co. KG, zu den derzeitigen Diskussionen, Fahrzeuge ab zehn Jahren jährlich zur Hauptuntersuchung (HU) vorzuführen. Abeln betont, dass die HU eine zentrale Rolle für die Verkehrssicherheit spielt, insbesondere bei älteren Fahrzeugen: „Mit dem Alter steigt die Fehlerhäufigkeit, da Wartung oft vernachlässigt wird. Wir haben jedoch nach wie vor einen Sicherheitsstandard, der auch bei älteren Fahrzeugen sehr hoch ist. Eine Forderung nach einer jährlichen HU würde ich dennoch nicht unterschreiben wollen.“ Er hebt zudem hervor, dass sich die HU kontinuierlich weiterentwickelt, um mit neuen Technologien wie modernen Assistenzsystemen und automatisierten Fahrzeugen Schritt zu halten. Gerade in Zeiten technologischen Wandels sei Flexibilität entscheidend. Das gesamte Interview gibt es hier zum Nachlesen: https://scomp.ly/BjE0zE9
Einschätzung ADAC Fahrzeugtechnik
Laut Richtlinie 2014/45/EU ist eine Mindesthäufigkeit (4-2-2) der technischen Überwachung je nach Fahrzeugtyp und Verwendung festgelegt. Aktuell liegt die Häufigkeit in Deutschland für Pkw bei (3-2-2).
Die geplante Überarbeitung der Richtlinie 2014/45/EU sieht auch die Überprüfung der Prüffristen der einzelnen Fahrzeugklassen vor. Sobald der entsprechende Vorschlag der EU-Kommission vorliegt, wird der ADAC diesen hinsichtlich Nutzens (Verkehrssicherheit) sowie Aufwand, was sich anschließend auch in den Kosten für den Verbraucher widerspiegelt, prüfen.
Grundsätzlich gilt für uns: Die Verbesserung der Verkehrssicherheit ist seit Jahrzehnten ein Kernanliegen des ADAC. Die Hauptuntersuchung ist etabliert und gesellschaftlich anerkannt. Für ihre Weiterentwicklung im Sinne der Verkehrssicherheit, des Umweltschutzes, der Datensicherheit und des Datenschutzes ist ihre jedoch Effizienz unabdingbar. Andernfalls könnte die gesellschaftliche Akzeptanz gefährdet werden.
Zur Diskussion um eine Verkürzung der Prüfintervalle möchten wir wie folgt Stellung nehmen:
Aus Sicht der ADAC Fahrzeugtechnik ist ein Verkürzung der Prüfintervalle nicht angemessen. Die voranschreitende Eigendiagnosefähigkeit moderner Fahrzeuge und auch die OBM-Implementierung im Zuge der Euro 7-Norm sorgen für eine zunehmende Fähigkeit der Fahrzeuge im Betrieb, Fehler zu erkennen. Die Eigendiagnose umfasst z.B. Bremsenverschleißanzeigen, Batterieüberwachung bei E-Autos, Probleme mit Sensoren bei Assistenzsystemen, Probleme mit der Abgasnachbehandlung (Motorkontrollleuchte, Ad-Blue), etc. Mit dem On-Board Monitoring System (OBM), das zusätzlich zum bereits verfügbaren On-Board Diagnose System (OBD) für alle Pkw ab Euro 7 Pflicht wird, erfolgt eine noch bessere Überwachung der Abgasemissionen, insbesondere der Stickoxide (NOx) und der Partikelemissionen (PM). Ebenso setzten die meisten Hersteller bei bisher fehleranfälligen Bauteilen, robustere Technologien ein (z.B. LED und elektrische Parkbremse).
Darüber hinaus wurde der Umfang der Hauptuntersuchung bereits in den letzten Jahren aufgrund der komplexeren Fahrzeuge deutlich erweitert. Insbesondere wurde der Fokus dabei auf Assistenzsysteme, E-Mobilität, Auslesen von Fehlercodes gerichtet. Aber auch die Überwachung der Emissionen wurde mit der Wiedereinführung der Endrohrmessung in 2018 sowie der Einführung der neuen Partikelzahlmessung für Euro 6 Diesel ab 1. Juli 2023 deutlich verstärkt.
Vor mehr als 10 Jahren hatte die Verkehrsunfallforschung der TU Dresden im Auftrag des ADAC bereits nachgewiesen, dass eine Verkürzung der HU-Fristen auf 1 Jahr keinen messbaren Einfluss auf die Verkehrssicherheit hat! Dank regelmäßiger, sachverständiger und umfassender technischer Inspektionen zeichnet sich die deutsche Fahrzeugflotte durch eine geringe Quote technischer Mängel aus. Zudem sind nicht wenige der festgestellten Mängel nicht unfall- bzw. sicherheitsrelevant.