Der Wankelmotor: Zu Wasser, zu Lande und in der Luft

aus dem Newsletter des Auto und Uhrenmuseum

Seit einem Jahr dominiert die Corona-Pandemie unser gesellschaftliches und wirtschaftliches Leben. Besonders hart traf es den Einzelhandel, die Beherbergungsbetriebe, die Gastronomie und die Kulturbranche, zu der auch die Museen zählen.

Seitdem gab es viele Öffnungsszenarien, Hoffnungen und Enttäuschungen. Seit Monaten stehen die Schramberger Museen in den Startlöchern und sind bereit den laufenden Betrieb wieder aufzunehmen. Wir hoffen, dass es bald wieder losgeht!

Dem  Auto und Uhrenmuseum ist es gelungen, In Absprache mit den Sammlern des NSU/Wankel-Spider-Club-Deutschland e.V. und der Mercedes-Benz Classic Archive & Sammlung, die aktuelle Sonderausstellung „Badisch-Schwäbischer Erfindergeist – der Wankelmotor: Zu Wasser, zu Lande und in der Luft“, bis nach den Sommerferien zu verlängern.


Badisch-Schwäbischer Erfindergeist – Der Wankelmotor: Zu Wasser, zu Lande und in der Luft

Diese außergewöhnliche Sonderausstellung präsentiert einen starken Einblick in die faszinierende Erfindung des Wankelmotors und seiner zahlreichen Anwendungsbereiche. Ein Highlight der Ausstellung ist zweifelsohne das „rollendes Versuchslabor“ von Mercedes Benz – der „C 111“.

Es war 1969 als Mercedes Benz zur internationalen Automobilausstellung in Frankfurt ein Geheimnis lüftete. Mit Pauken und Trompeten präsentierte das Unternehmen  einen Supersportwagen mit Flügeltüren und  Wankelmotor – den C 111. Die Presse war völlig aus dem Häuschen und das Publikum überwältigt. Das Fahrzeug entwickelt sich zum Publikumsmagneten der Messe und zum unerreichbaren Traumauto einer ganzen Generation. In  jedem Autoquartett, freute man sich wenn man ihn besaß,  er war nämlich das Trumpfass.

Dieser Sportwagen der Superlative überraschte mit seinen weit nach oben zu öffnenden Flügeltüren, der ausgeprägten Keilform und der knalligen Orangemetallc-Lackierung. Die Karosserie des Fahrzeugs bestand aus glasfaserverstärktem Kunststoff, die mit dem stählernen Rahmenboden vernietet und verklebt wurde und das Fahrzeug ausgesprochen leicht und sehr stabil machte. Innovativ war auch der leistungsstarke 3-Scheiben Wankelmotor der fulminante Fahrleistungen ermöglichte. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 260 km/h konnte er sich sehen lassen.

Bereits ein halbes Jahr später, im Frühjahr 1970, sorgte Mercedes-Benz erneut für Furore, als das Unternehmen auf dem Genfer Automobil-Salon im März 1970 eine grundlegend überarbeitete Ausführung des C111 präsentierte – den sogenannten Typ 2.

Mit modifizierter Karosserie wirkte das Fahrzeug stilistisch gefälliger als der Vorgänger und gewann dazu noch an aerodynamischer Effizienz und Eleganz.  Zudem erreichte der C111, dank dem modifizierten 4 Scheiben-Motor, verbesserte Fahrleistungen. Mit seinen 365 PS bei 7000 U/min wurde die Beschleunigung von 0-100 km/h, auf sagenhafte 4,5 Sekunden katapultiert.

Das Fahrzeug war technisch in jeder Hinsicht alltagstauglich. Der Mercedes C111 hatte das Zeug, die Sportwagenwelt aus den Angeln zu heben, und wäre eine deutliche Alternative zu Ferrari, Lamborghini und Co gewesen. Doch die Serienfertigung war nie geplant.

Der Aufstieg des C 111 zur Stilikone lockte Kunden von überall her an, vor allem aus den USA. Obwohl zahlreiche Blankoschecks in Stuttgart ein flatterten, ließ sich das Unternehmen nicht überzeugen.

So wegweisend das Fahrzeug mit Bruno Sacco‘s Design auch gewesen sein mag: Der C111 war ein reines Forschungs- und Experimentalfahrzeug. Das Auto wurde permanent weiterentwickelt und so manche Erfindung und Verbesserung, erprobt im C111, floss in die Serienwagen-Produktion mit ein.

Doch zu beginn der 70-er Jahre wurde Mercedes von der sogenannten Ölkrise ausgebremst, Supersportwagen waren plötzlich genauso wie Geschwindigkeitsrekorde nicht mehr angesagt. Vor allem genau in der Zeit als der Wankelmotor bereit für den Serienbau war, ließen exakt diese Ölkrise und dazu verschärfte Abgasgesetze das Wankel-Projekt bei Mercedes Menz sterben – nicht aber der C111. Auf der Suche nach effizienten Antriebsalternativen setzte Mercedes auf den Diesel und wollte ihm mit Rekordfahrten das Image der Langsamkeit nehmen.

Auf der Teststrecke in Apulien absolvierten vier ihre Fahrer Versuchsfahrten auf einem C11 1 Fünfzylinder-Diesel aus dem „Strich-Acht“, aber mit 139 kW/190 PS. Sie stellten 16 Weltrekorde auf und absolvierten ihre Versuchsfahrten mit einem Schnitt, der damals alle Vorurteile widerlegte: 252 km/h. Derart motiviert kamen die Ingenieure zwei Jahre später zurück nach Nardo mit einem in Silber lackierten und mit Stromlinienkarosserie verkleideten C111, der auf 169 kW/230 PS kam und so sogar die 300 km/h-Grenze knackte. Aber auch das war noch nicht das Ende der Fahnenstange. Das erreichte erst die vierte Entwicklungsstufe des C111, die – mit einem rund 367 kW/500 PS starken V8-Benziner bestückt – ein Jahr später mit knapp 404 km/h den Rundstreckenrekord brach.

Kein Wunder, dass der C111 nach Ende seiner Dienstzeit nicht lange bei den Prototypen parkte, sondern schnell einen Platz im Museum erhielt, denn ihre Strahlkraft haben die paar existierenden  leuchtend orangen Flügeltürer bis heute nicht verloren.


Auto- und Uhrenmuseum ErfinderZeiten online:

Die Ausstellung kann bis zum 12. September dieses Jahres unter Berücksichtigung der gültigen Sicherheitsvorkehrungen angeschaut werden, sobald das Museum wieder geöffnet sein darf. Die  Öffnungszeiten des Museums sind täglich, außer montags, von 10 bis 18 Uhr.