von Jan Christian Hennen / DEUVET
Ein Ende Januar in der Tagesschau enthaltener Beitrag zum Thema H-Kennzeichen, der auch als Text mit der Überschrift: „Auf dem Weg zur Oldtimer-Inflation“ im Netz zu finden ist, kann aufgrund diverser unscharfer Formulierungen nicht unwidersprochen bleiben. Der DEUVET Bundesverband Oldtimer-Youngtimer e.V. als Vertreter der Liebhaber der historischen Mobilität möchte zur Versachlichung des Themas beitragen.
Es werden alte Autos aus den 20er bis 70er Jahren genannt wie Rolls-Royce Phantom, Porsche 356 und Mercedes Pagode und als häufig sehr teuer bezeichnet. Genau dieser Aspekt macht sie für jüngere oder nicht so begüterte Fans der älteren Fahrzeuge in der Regel unerschwinglich.
Daher werden immer wieder Fahrzeuge mit einem Alter von mehr als 30 Jahren nachrücken in der Beliebtheit, weil sie erreichbar sind, sowohl finanziell als auch in der Verfügbarkeit.
Die genannten Zahlen von ca. 983.000 PKW älter als 30 sind richtig. Aber nur 584.000 haben einen H-Status, deren Besitzer haben also keine Kosten und Mühen gescheut, die H-Abnahmekriterien zu erfüllen, die später im Text beschrieben werden.
Der als Fachmann für Oldtimer zitierte Oldtimerrestaurateur aus Kassel argumentiert sicher auch im eigenen Interesse. Der DEUVET wünscht ihm viele solvente Kunden, die die angesprochenen Fahrzeuge bei ihm restaurieren lassen. Aber er könnte sich ins eigene Fleisch schneiden. Bereits heute interessieren sich die jüngeren unter den Autoliebhabern eher für die 20 – 30 Jahre alten Fahrzeuge, genau wie es andere Generationen in den 70er und 80er Jahren auch gemacht haben. Ohne Nachwuchs gäbe es aber keine Clubs und keine Oldtimerrestaurateure mehr. Und nicht jeder wird sich eine Vollrestaurierung eines BMW/EMW 326 leisten können.
Die angesprochene gute Rostvorsorge stimmt vielleicht gerade noch für die Jahrgänge Anfang der 90er Jahre, danach ging es damit wieder steil bergab und die kurzlebige Elektronik kam noch erschwerend dazu. Viele sogenannte Brot- und Butterautos sind nahezu komplett verschwunden, obwohl viele Menschen gerade an diese Autos viele Erinnerungen haben.
Dann geht es zu den „finanziellen Anreizen für Oldtimer“. Auch hier steht zuerst mal die H-Abnahme im Weg, die zahlenmäßig die Gesamtmenge ja schon nahezu halbiert. Von alleine wird der Steuersatz von 191,73 Euro nämlich nicht berechnet, wie der Artikel suggeriert. Für viele der jetzt 30 werdenden Oldtimer trifft die genannte Steuerersparnis gar nicht mehr zu. Aufgrund ihrer Euro 1 und 2 Einstufung mit Katalysator und Kaltlaufreglern werden sie mit günstigeren Steuersätzen belegt.
Die angeführten Oldtimerversicherungen sind in den meisten Fällen gar nicht an das H-Kennzeichen gebunden, auch dieser Punkt ist kein Anreiz oder finanzieller Vorteil. Häufig benötigt man aufwendige Gutachten und wird in der Jahresfahrleistung eingeschränkt. Ein sehr guter Schadenfreiheitsrabatt spielt auch keine Rolle.
Auch die Fahrten in Umweltzonen fallen zunehmend nicht mehr ins Gewicht, weil die jetzt 30 Jahre alt werdenden Fahrzeuge bereits in der Regel eine grüne Plakette haben.
So wird sich die immer wieder aufkommende Diskussion um eine „H-Schwemme“ nach und nach von selbst erledigen. Der DEUVET hofft, dass alle Freunde der historischen Mobilität auch in der Zukunft noch frei entscheiden können, was sie für erhaltenswert erachten und was sie, aus welchem Grund auch immer möchten. Der Ruf nach dem Gesetzgeber nach neuen Regelungen und Einschränkungen aus den eigenen Reihen der Oldtimerliebhaber halten wir für nicht angemessen.