DEUVET Infos: Beirat für Elektronik & neues Fördermitglied OttoChrom

von Jan Hannen / DEUVET

Für diverse fachspezifische Bereiche hat der DEUVET Bundesverband Oldtimer-Youngtimer e.V. eigene Ressorts mit Fachleuten besetzt. Diese Beiräte helfen den DEUVET Clubs und ihren Mitgliedern, aber auch einzelne Liebhaber der historischen Mobilität können mit einer persönlichen Mitgliedschaft diese Dienste in Anspruch nehmen. 

Heute:  Beirat Elektronik Stephan Joest

Am Anfang steht die Frage: benötigt ein Oldtimerverband einen Spezialisten für Elektronik? Ein ganz klares JA! Mittlerweile finden sich Dutzende elektrischer Komponenten mit mehreren Gigabyte integrierter Software in aktuellen Fahrzeugen. Doch auch bereits zu Oldtimern gewordene über 30 Jahre alte Baumuster besitzen diverse Steuergeräte, die leider einem herstellerunabhängigen, physikalisch-chemischen Alterungsprozess unterliegen – insofern gilt es dringender denn je, sich auch dem Erhalt des „digitalen Kulturguts Automobil“ zu widmen: verlorene Bytes und unwiederbringlicher Source-Code können nicht nur Teilfunktionen, sondern ganze Fahrzeug-Generationen für immer stilllegen.

Stephan Joest (geb. 1965) ist bereits seit 1990 in der Amicale Citroën Internationale (ACI) aktiv, dem globalen Dachverband aller nichtkommerziellen Citroën-Clubs, der mittlerweile in 47 Ländern mit über 71.000 Mitgliedern vertreten ist. Seit 2014 ist er ihr Präsident. Darüber hinaus beschäftigt er sich beruflich u.a. mit dem vernetzten Automobil und kann daraus Rückschlüsse ableiten, welche Vorkehrungen heute getroffen sein müssen, um zukünftig weiterhin Mobilität gewährleisten zu können. Sein ehrenamtliches Engagement im DEUVET, der FIVA, dem Parlamentskreis Automobiles Kulturgut auch zum Thema „Definition Youngtimer“ genügte ihm nicht, auch die Mitbegründung eines internationalen Clubs zum Erhalt des Wissens um das Überschallflugzeug Concorde geht auf ihn zurück.

Der Beirat Elektronik wurde 2014 eingerichtet und mit Stephan Joest von Beginn an im DEUVET Bundesverband Oldtimer-Youngtimer e.V. kompetent besetzt. Vielfältige Initiativen mit Industrie, Verbänden, Clubs und Mitgliedern sollen helfen, die Sicherung des Fahrbetriebs mit dem automobilen Kulturgut zu erhalten.


OttoChrom Oldtimer-Sharing ist neues Fördermitglied des DEUVET

Glück ist das einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt

Vielleicht fragen Sie sich mit Recht, was diese Weisheit des berühmten Arztes und Philosophen Albert Einstein (1875 – 1965) mit Oldtimern zu tun hat. Bisher wenig, aber seit Juli 2020 eine ganze Menge: Zu diesem Zeitpunkt erblickte OttoChrom das Licht der Welt. OttoChrom ist ein Unternehmen aus Berlin, das es Old- und Youngtimer Besitzern ermöglicht, gelegentlich auch mal andere – gezielt ausgewählte – Auto-Enthusiasten ans Steuer Ihres geliebten Fahrzeuges zu lassen. Gemeinsam mit dem DEUVET Bundesverband Oldtimer-Youngtimer e.V. wurden die Möglichkeiten erkannt, die das Firmenkonzept für die Szene und vor allem den Nachwuchs bieten kann. So wurde gleich zu Beginn eine Fördermitgliedschaft im DEUVET vereinbart. Die Köpfe hinter dem Berliner Unternehmen OttoChrom sind die Bayern Harald Piendl und Dirk Salomon, seit über 20 Jahren erfolgreicher Oldtimer-Vermieter in Berlin und der Pionier in Deutschland auf diesem Gebiet. „Wir kennen uns quasi aus dem Sandkasten. Nach dem Studium kreuzten sich unsere Wege immer mal wieder. Irgendwann reifte die Idee, eine Plattform für das private Teilen von Old- und Youngtimern aufzubauen“, erzählt Harald Piendl.

Mehr Fahrspaß durch Klassikerteilen für Neueinsteiger und alte Hasen

Somit wird es auch versierten Oldtimer-Interessenten möglich, einmal beispielsweise einen amerikanischen Achtzylinder vom Schlage eines Buick Riviera zu steuern und das zufriedene Blubbern von 7 Litern Hubraum wenigstens für ein paar Stunden hören zu können. Oder die herrschaftliche Eleganz einer Mercedes-Benz „Pagode“ zu spüren, die britische Gelassenheit und Kraft eines Jaguar E-Type zu fühlen. Diese Autos sind preislich sowohl in Anschaffung als auch im Unterhalt selten erschwinglich für Jedermann. Selbst wenn sie finanzierbar wären, rentiert sich eine Anschaffung nicht für nur einige Ausfahrten pro Jahr. Eventuell sucht der Oldtimerfahrer auch nur etwas Abwechslung.

Hohe Sicherheit für beide Seiten durch renommierte Vertragspartner

So funktioniert es: auf der Online-Plattform ottochrom.de. werden die Möglichkeiten aufgezeigt. Für eine vom Oldie-Eigentümer festgelegte Tagespauschale (ab 150 Euro, bis ca. 450 Euro) können all diese Fahrzeuge gemietet werden. Ganz wichtig: Im Preis enthalten sind auch eine Vollkasko-Versicherung und ein Schutzbrief. OttoChrom konnte hierfür die renommierte Allianz-Versicherung als Partner gewinnen. Die Allianz versichert die komplette Periode des „Teilens“ von der Fahrzeugabholung bis zur Fahrzeugrückgabe. Die eigene Oldie-Versicherung des Fahrzeuges „ruht“ währenddessen und wird nicht berührt. Voraussetzung für den Fahrer ist je nach Fahrzeugtyp ein Führerschein-Besitz von 5 – 15 Jahren. Zusätzlich darf dem Fahrer während der letzten 3 Jahre nicht für eine Periode von länger als drei Monaten der Führerschein entzogen worden sein. Auch darf er nicht mehr als 2 Kaskoschäden mit einer Schadenhöhe von jeweils mehr als 2500 Euro verursacht haben. Ob er den Wunschwagen aber dann auch wirklich bekommt, hängt vom Eigentümer ab. Der hat das letzte Wort.

Exakte Bedingungen vor der ersten Schlüsseldrehung

Die Besitzer bekommen vor ihrer Entscheidung, ob sie das Fahrzeug mit jemanden teilen möchten, neben den persönlichen Daten und einem Bild des Interessenten auch mitgeteilt, welche Pläne dieser mit dem Auto hat. Autobahnfahrten sind hierbei untersagt. Auch eine bereits vorhandene Erfahrung mit dem Fahren von Oldtimern kann der Besitzer verlangen. Ganz am Ende spielt dann sicher die Sympathie eine Rolle. Niemand möchte seinen Oldie schließlich in schlechte Hände geben. Bei der Übergabe lernen sich Kunde und Anbieter persönlich kennen. Hierbei erfolgt eine kurze gemeinsame Probefahrt, bei der der Eigentümer den Fahrer in die Finessen seines Schätzchens einweist. Nicht ausgeschlossen, dass es durch OttoChrom zu neuen Bekanntschaften oder gar Freundschaften kommt. So haben einige Mieter und Fahrzeug-Eigentümer bei der Abgabe der Oldies oft noch lange über die Erlebnisse geplaudert. Gleichgesinnte eben.

„Flottenbesitzer“ können eigene Kosten und Standschäden reduzieren

Neben dem Besitzerstolz, der Freude am Teilen und dem Kennenlernen anderer Gleichgesinnter sind natürlich auch die möglichen Einnahmen ein interessanter Aspekt. Die Kosten für Stellplatz, Steuer und Versicherung sowie die eine oder andere Reparatur belaufen sich schnell mal auf ein paar Tausend Euro pro Jahr. Aber Geld und Profit stehen nicht für alle Fahrzeuganbieter im Vordergrund. „Manche Eigentümer der Autos spenden ihre Einnahmen komplett“, weiß Harald Piendl. Der soziale Gedanke, seinen Besitz mit anderen zu teilen, trifft offenbar den Nerv der Zeit. Das „Airbnb für Oldtimer“ ist nun deutschlandweit verfügbar, die angebotene Wagenflotte wächst von Tag zu Tag. „Wir wissen, dass einerseits 40 % aller deutschen Führerscheininhaber gerne ab und zu einen Klassiker fahren würden, aber oft nicht wissen, wo sie sich hinwenden können. Andererseits fahren Oldie-Besitzer mitunter ganz selten mit ihren Fahrzeugen, so dass es oft sogar zu Standschäden kommt. Für diese beiden Gruppen sind wir jetzt das Bindeglied“, so Piendl.

Stetig wachsende attraktive Fahrzeugpalette

Zu den Wagen, die man jetzt schon ausleihen kann, gehören unter anderem ein Jaguar E-Type (1968), ein Fiat 500 L (1968), ein 1966er Ford Lincoln Cabrio, Ford Mustang (1966), Lotus Super7, Range Rover, VW Karmann Ghia 1600, Mercedes-Benz 280 SEC (1969), ein 1972er Dodge Charger, Porsche 356 von 1960, MG A (1958), eine 1971er AC Cobra, Citroen CX Pallas (1976), BMW 3.0 CS (1972), ein ehemaliger Diplomaten-Mercedes S500L (W140) und viele mehr.

Und wie verdient OttoChrom sein Geld? Dirk Salomon: „Die Registrierung und das Einstellen der Fahrzeuge auf unserer Plattform sind völlig kostenlos. Kommt ein Sharingtag zustande, erhalten wir 15% des Sharingtarifs.“ 


Eine Einzelmitgliedschaft im DEUVET Bundesverband Oldtimer-Youngtimer e.V. kostet 25 Euro pro Jahr.

Zum DEUVET: Gegründet als „Arbeitsgemeinschaft der deutschen Veteranen- und Markenclubs e.V.“ im Jahre 1976 auf der VETERAMA in Mannheim. Für die Deutsche Veteranenfahrzeuggemeinschaft wurde das Kürzel DEUVET gewählt und als Bundesverband Oldtimer-Youngtimer e.V. beim Deutschen Bundestag in Berlin akkreditiert. Durch permanente Arbeit hat der DEUVET die gesetzlichen Regeln für Oldtimer-Fahrzeuge und 1997 auch das H-Kennzeichen mitbestimmt.

Nach Beginn der Arbeit des Parlamentskreis Automobiles Kulturgut in Berlin im Jahr 2009 ist der DEUVET regelmäßiger Teilnehmer und ein wesentlicher Partner für Projekte und Umsetzung der aktuellen Aufgaben. Mit Gründung der Historic Vehicle Group am EU Parlament in Brüssel ist der DEUVET dort ebenfalls für die Interessen der Oldtimerfahrer tätig.

Die Geschichte des DEUVET und der deutschen Oldtimer-Szene wurde 2017 in einem Buch veröffentlicht. Titel: „Jetzt fahr‘ erst mal…“. Der DEUVET gilt als die einzige demokratisch gewählte Interessen-Vertretung in Bund, Ländern und der EU. Er ist kompetenter Gesprächspartner für Politik, Wirtschaft und vielen Fachkreisen u.a. für Versicherungen, Oldtimer-Veranstaltungen sowie juristischen Fragen zum historischen Fahrzeug.