Nur noch wenige Tage bis zur Bonhams-Versteigerung im Mercedes-Benz Museum Stuttgart am 12.7.2014. Beim Durchblättern des virtuellen Auktionskataloges fallen einige Fahrzeuge aus dem üblichen Rahmen der Angebote. Wir wollen hier -ohne jede Wertung zur Historie der Fahrzeuge- einige Exoten mit Hilfe des Kataloges vorstellen:
Los Nummer 16: Mercedes-Benz 500 K Fahrgestell-Nr. 105136
Die Werksinformationen trugen dazu bei, dass er zu der Feststellung kommt, dieser 500 K ist einer der ersten und wurde im Auftrag für Dr. Alfons Sack, Berlin gefertigt. Er war ein prominenter und begabter Rechtsanwalt in den frühen 1930 er Jahren. Er erwarb sich seinen Platz in der Geschichte als der Verteidiger derjenigen auftrat, die angeblich im Reichstag Feuer gelegt haben sollen.
- Nachweislich ist dieses besondere Fahrzeug mit der Nummer „105136“ das sechste in der Serienproduktion hergestellte Fahrzeug gewesen. Er war so weit vorne in der Produktion das anhand von einigen Details der Übergang vom Typ 380 zum späteren 500 K noch nachzuvollziehen ist. Es ist ein Fahrzeug, welches in seinem Design so besonders ist, dass Ahrens sich sofort an die Ausführungen erinnerte und dies mit Fotos belegen konnte, die er während der Produktion aufgenommen und privat in seinem „Archiv“ behalten hatte.
- Mit diesen Informationen und den Aufzeichnungen des Sindelfingener Werks waren die Rekonstruktion und die Farbgebung für dieses Exemplar möglich. Dabei ist ersichtlich wie außergewöhnlich dieses Fahrzeug bereits bei seiner Produktion schon gewesen sein muss. Da bereits im Auftragsbuch der Karosserieabteilung der Begriff „Spezial Roadster“ vermerkt ist, kann für dieses Fahrzeug tatsächlich diese Variation von Terminus genutzt werden.
- Die Lackierung und die Farbwahl ergänzen es im Besonderen. Eine in „Speedgrau“ lackierte Karosserie mit hellen und dunklen Akzentuierungen vervollständigen es zu einer Skulptur auf vier Rädern. Bevor es zur Auslieferung des Fahrzeugs kam, wurden Zeichnungen mit unterschiedlichen farblichen Differenzierungen im Bereich der hinteren Radhausabdeckungen und im seitlichen Bereich als Gegensatz zum Verdeck angefertigt. Dieses Design muss damals und würde sicherlich auch heute überwältigen.
Zu einem späteren Zeitpunkt konnte Melin (Buchautor in Sachen Kompressor-Mercedes) während einer Reise in den USA, anhand eines Fotos in einer Zeitschrift einen weiteren Baustein dem Gesamtwerk „105136“ hinzufügen. Er war sich sofort sicher, als er ein Foto betrachtete, das er auf die Heckansicht dieses besonderen 500K schaute. Das Fahrzeug war zu seiner Zeit in Berlin unter der Nummer „IA 1555“ registriert.
- Bei all den Nachforschungen von Nilssen, stellte er fest, dass einer der Besitzer einen sehr geringfügigen Blechschaden im Heckbereich des Fahrzeugs zu verzeichnen hatte und ihn danach zur Seite stellte. Der Ort an dem das Fahrzeug von Johansson und Nilssen gefunden wurde, liegt in unmittelbarer Nähe von Landsberg, wo Sack ein Landhaus besaß. Es deutet also vieles darauf hin, dass Sack sich zu diesem Zeitpunkt bereits in Sicherheit gebracht hatte. Es ist nicht überliefert, ob Dr. Sack den Krieg überlebt hat.
- Tankdeckels erörterte man, dass sich der Verlust während des Vorfalls ereignete. Wie auch immer, der kleine Blechschaden am hinteren rechten Kotflügel beeinträchtigt die sehr signifikante Gesamtansicht des Fahrzeugs nicht.
- Benz aus dem Jahr 1936, aus dem hervorgeht, dass das Fahrzeug zurück ins Werk Sindelfingen kam, um die Umrüstung auf den Motor mit 5,4 Liter Hubraum durchzuführen. Dementsprechend hat er zweifelsfrei auch die Motorhaube mit den seitlichen Lüftungsschlitzen erhalten. Obwohl der 540 K Motor in seinen Ausmaßen, der Positionierung der Wasserpumpe gegenüber dem 500 K Motor Unterschiede aufweist, ist anlässlich der Aufrüstung der nachgerüstete Motor auf der werksseitig angebrachten Motorenplakette mit der vorhandenen Nummer „105136“gekennzeichnet worden.
- Anhand der Dokumentation, die von Jan Melin erstellt wurde, bekommen sie eine umfangreiche Sammlung von Kopien der Werks- und Karosseriebauzeichnungen und Fotos des Fahrzeugs bei der ursprünglichen Entdeckung und aussagefähige Fotos im heutigen Zustand. Es wird darauf hingewiesen, dass alle Informationen von Melin geliefert werden und nur für den Käufer zur Verfügung stehen und damit vertraulich umzugehen ist.
- Weltweit sind das Verständnis und das Interesse von Enthusiasten an einer anspruchsvollen aber gleichzeitig auch ehrlichen Restaurierung von Fahrzeugen gestiegen. Es wurde hierbei natürlich eine Menge Zeit aufgewendet, um das Fahrzeug in seiner ehemaligen und originalen Erscheinung darzustellen.
- Bei einer heutigen Begutachtung, ist es von Bedeutung, dass die Restaurierung die Originalität anhand eines exakten und sympathischen Levels darstellt. Anhand der Oberflächenprüfung kann festgestellt werden wie die darunterliegende Metalloberfläche beschaffen ist und bei entsprechenden Lichtverhältnissen ist die Authentizität ersichtlich.
- Den Arbeitsprozess der Restaurierung konnten sie in den frühen 1990er Jahren beenden. Nach der Komplettierung des Fahrzeugs fuhr das Fahrzeug wie am ersten Tag. Für einige Monate stand es in einem Display eines privaten Museums. Benz Spezial Roadster in seine Sammlung holen und bei der einen oder anderen Veranstaltung präsentieren.
- Davon profitiert in letzter Konsequenz die Forschungsprojekte und deren Unterstützung durch die Schwedische Krebs- und Alzheimer-Forschung-Gesellschaft. Derjenige der dieses Fahrzeug ersteigert kann mit dem Kauf eine noch nie dagewesene Geste zeigen und unterstützt sehr relevante Gesundheits-und Forschungs Projekte. Der bisherige Eigner wünscht nichts sehnlicher al seine hohe Summe für den guten Zweck.
Los Nummer27: 1912 Mercedes 10/25hp Lieferwagen Fahrgestell-Nr. MVIND339874IND (mehr Infos im Text) Motor-Nr. 14811
Das hier angebotene Fahrzeug ist eins von den seltenen Modellen 10/25hp, welche 1912 vorgestellt wurden. Bereits ein Jahr später wurde er durch den leistungsgesteigerten Typ 10/30hp mit dem gleichen Hubraum aus dem 4-Zylinder 2,6 Liter Motor ersetzt. Dieses besondere 10/25hp wurde erstmalig in Großbritannien (UK) von Daimler mit einer ursprünglichen „Open-Tourer“-Karosserie an die etablierte Kutschenfabrik Joseph Cockshoot & Co Ltd, Manchester ausgeliefert. Diese Firma war eine der berühmtesten Kutschenbauern in Großbritannien und einer der erste Rolls-Royce Händler.
- Dieses Fahrzeug wurde nachträglich für das Militär zum Truck umgebaut um es im 1. Weltkrieg nutzen zu können. Es ist jedoch mit wenig Aufwand, wenn gewünscht, wieder in einen „Open-Tourer“ zurückzurüsten.
Im Jahr 1960, wurde das Fahrzeug an Herrn Lee Oldfield, Cathedral City, Kalifornien, verkauft. Er schenkte es der M S Foundation, wo es die ganze Zeit verblieb. Der jetzige Händler, der es nun anbietet, konnte das Fahrzeug erwerben.
- In den letzten 50 Jahren war es in einem Museum ausgestellt. Deshalb ist eine technische und mechanische Überholung, bevor es wieder auf die Straße soll, notwendig.
- Eine neue Ladefläche und ein neues Stoffdach wurden angefertigt und bereits verbaut. Dieser sehr seltene „Edwardian-Ära“ Mercedes wird mit einem Ordner seiner Historie und unter Amerikanischem Rechtsanspruch und Europäischen Importbescheinigungen geliefert.
- Es wird darauf hingewiesen, dass es als bekannt angenommen wird, die angegebene und übertragene Chassis Nummer den Preis bestimmt. Es ist strittig, ob es sich um eine in den USA vergebene Nummer und nicht die werksseitig vergebene Nummer handelt.
Los Nummer 33 1939 Mercedes-Benz 230 Cabriolet Graber Karosserie Fahrgestell-Nr. 428763 Motor-Nr. 428763 Bestell-Nr. 353367
Das Fahrzeug welches sich hier im Angebot befindet, wurde am 22. September 1939 als „Rolling Chassis“ zu Mercedes-Benz Zürich geliefert. Von dort wurde es an den Erstbesitzer, Ernst Rufener – ein Schweizer Industrieller und Eigner einer Textil-Fabrik in Langenthal, übergeben. Rufener ließ die Karosserie beim dem ortsansässigen und berühmten Karossier Hermann Graber in Wichtracht herstellen. Grabers elegante Entwürfe wurden immer mit höchstem Anspruch umgesetzt und waren dabei gleichzeitig sehr kostspielig.
Dieser 230er Mercedes-Benz ist ein einzigartiges Viersitzer-Cabriolet mit zwei Seitenscheiben und mit einem völlig versenkbaren Verdeck – unüblich für die damalige Zeit. Die vorne angeschlagenen Türen waren ebenso ungewöhnlich, denn alle anderen Mercedes Automobile dieser Periode besaßen hinten angeschlagene Türen. Mit seinem eleganten Stil erinnert er an die eher gehobene Klasse mit Marken wie Talbot, Delahaye oder Lagonda. Sicherlich aber auch auf Augenhöhe mit einem Typ 500K und 540K, die als die schönsten offenen Mercedes-Benz in ihrer Zeit gelten.
- Gegen Ende der 1970er Jahre wurde dieses Fahrzeug in der Schweiz als Restaurierungsprojekt an Max Reimann, einem Solo-Trommler, Schlagzeuger und Pauken-Spieler des Deutschen Symphonie-Orchesters in Berlin, verkauft. Nach Deutschland importiert und zwischen 1982 und 1985 wurde es bei dem sehr etablierten Karosseriebauer Schubert in Berlin-Wilmersdorf restauriert. Etwa Mitte der 1990er Jahre wurde es Bestandteil der Sammlung eines Berliner Geschäftsmanns. Seit der Restaurierung wurden mit dem Fahrzeug erst 3.000 km gefahren. Es befindet sich in einem generell guten Zustand, von Vorteil ist eine erst vor kurzer Zeit durchgeführte, sehr umfangreiche, Wartung bei der unter anderem der Zylinderkopf und das Kühlsystem überholt wurden. Dieses einmalige und elegante Vorkriegs Mercedes-Benz Cabriolet wird mit Deutschem Fahrzeugbrief angeboten.
Los Nummer 42 1953 Mercedes-Benz 300 ‚Adenauer‘ Limousine Fahrgestell-Nr 186.011-0113/53 Engine-Nr 186.920-00128/53
Dieses Exemplar gehörte ehemals der Familie von Rudolph Sack, einem großen Maschinenbauunternehmer des 19. Jahrhunderts. Er fertigte den ersten landwirtschaftlichen Pflug aus Stahl. Das hier angebotene Fahrzeug wurde auf den Namen und zu Ehren des Urgroßvaters von der Mercedes-Benz Niederlassung in Frankfurt am 07. Mai 1953 an den Familienwohnsitz in Königstein ausgeliefert.
Die am Fahrzeug befindlichen Standartenhalter an den vorderen Stoßfängern und die Trittbretter an den Seiten für das Sicherheitspersonal wurden zusätzlich angebracht. Dieser 300er „Adenauer“ hat nur noch einen weiteren Besitzer, Floris van der Zwan in San Tropez, Frankreich. So die Auskunft des Händlers der dieses Fahrzeug jetzt anbietet. Das sich in einem exzellenten Originalzustand befindliche Fahrzeug ist ein begehrter Vertreter der 1950er Jahre. Zum Fahrzeug gehörig werden die Standartenfahnen in einer Schachtel beigefügt. Eine technische Inspektion erfolgte. Die niederländischen Zulassungspapiere werden mit einem Ordner, indem die Historie dokumentiert ist, sowie ein Artikel über dieses Fahrzeug aus einem Magazin, an den neuen Besitzer übergeben.
Anmerkung der Redaktion: Der hintere Kofferraumdeckelgriff (zum Vergrößern des Bildes -wie fast immer in unseren Artikeln- einfach aufs Bild klicken) ist uns in dieser Form unbekannt… vielleicht stammt er von einem anderen Fahrzeug / Fahrzeughersteller und eine/r unserer Leser/innen kann uns einen Tipp geben, woher er stammt. Infos zu diesem Punkt bitte an Info@MVConline.de
Bilder / Texte stammen aus dem Onlinekatalog von BONHAMS.