Der Gentleman-Driver
Wenn man Henry Maske als „Gentleman-Boxer“ bezeichnet, so kann man Karl Kling nur einen „Gentleman – Driver“ nennen. Einer der belietesten und charismatischsten Rennfahrer aller Zeiten würde am 16. September diesen Jahres 100 Jahre alt.
Nach dem 2. Weltkrieg gehörte er in den 50er Jahren der berühmten Mercedes-Benz Rennmannschaft unter der Führung von Alfred Neubauer an. Er zählt zu den großen Rennfahrer-Persönlichkeiten der glorreichen Silberpfeil-Ära und verkörperte stets den Typ des Herrenfahrers, dem der Mensch über den Sieg ging. „Karl Kling blieb selbst im harten Duell auf der Rennstrecke in letzter Konsequenz immer ein fairer Sportsmann“, erinnert sich sein damaliger Teamkollege Hans Herrmann noch heute.
Karl Kling zählte als ehemaliges Mitglied der Mercedes-Benz-Rennmannschaft zu den großen Fahrerpersönlichkeiten der glorreichen Silberpfeil-Ära nach dem zweiten Weltkrieg. Der legendäre Rennleiter Alfred Neubauer holte ihn als Fahrer in das Werksteam, später wurde Kling sein Nachfolger.
Am 16. September 1910 in der hessischen Universitätsstadt Gießen geboren, faszinierten ihn schon früh Fahrzeugtechnik und Motorsport. Eine Ausbildung zum Kfz-Meister bei der örtlichen Daimler-Benz Vertretung brachte erste Kontakte nach Stuttgart, wo er 1936 nach absolviertem Ingenieur-Studium eine Stelle als Kundendienst-Ingenieur antrat.
Noch vor dem zweiten Weltkrieg startete Karl Kling für Daimler-Benz bei den damals sehr populären Tourenwagen-Veranstaltungen. Nach 1945 schrieb er als zweimaliger Deutscher Sportwagen-Meister auf Veritas-Sport- und Rennwagen ein wesentliches Kapitel deutscher Nachkriegs-Rennsportgeschichte.
1950 konnte er auf dem Nürburgring, auf Mercedes-Benz 170 S fahrend, das Sechs-Stunden-Rennen des ADAC für Daimler-Benz gewinnen. Bereits im folgenden Jahr gehörte er der offiziellen Rennmannschaft zusammen mit dem Argentinier Juan Manuel Fangio und Altmeister Hermann Lang an.
Am Steuer der reaktivierten V12-Zylinder-Kompressor-Rennwagen von 1939 gingen sie bei zwei großen Rennen in Buenos Aires an den Start. Mit einem sechsten und einem zweiten Platz empfahl sich der damals schon 40jährige Grand-Prix-Newcomer für weitere Einsätze.
Seine große Zeit begann 1952, als er am Steuer eines Prototyps des neuen Mercedes-Benz 300 SL „Flügeltürers“ bei internationalen Rund- und Langstreckenrennen zu herausragenden Erfolgen kam.
So siegte er beim Großen Preis von Bern, beendete die wegen ihrer Strapazen berüchtigte Carrera Panamericana Mexico als Gesamtsieger, bewies mit einem zweiten Platz bei der kurvenreichen Mille Miglia in Italien seine Qualitäten und belegte auch beim Jubiläumspreis für Sportwagen auf dem Nürburgring den zweiten Rang.
Als Daimler-Benz 1954 mit dem neuen Formel 1-Rennwagen W196 wieder in den Grand-Prix-Sport zurückkehrte, war Karl Kling mit von der Partie. Zunächst im Team mit Juan Manuel Fangio, Hermann Lang und Hans Herrmann, später mit weiteren Spitzenfahrern wie dem Briten Stirling Moss und Piero Taruffi.
Bei der Renn-Premiere der neuen Silberpfeile anläßlich des Grand Prix von Frankreich am 4. Juli 1954 in Reims belegte Karl Kling hinter Fangio den zweiten Platz. Weitere vordere Plazierungen auf nahezu allen Grand-Prix-Strecken folgten, wobei seine Siege bei den Großen Preisen von Berlin auf der berühmten AVUS 1954 und in Schweden 1955 besonders erwähnenswert sind.
Als sich Daimler-Benz zum Ende der Saison 1955 vom aktiven Rennsport zurückzog, übernahm Karl Kling als Nachfolger seines Förderers Alfred Neubauer die Leitung der in modifizierter Form weiter existierenden Sportabteilung. Und er blieb auch noch motorsportlich aktiv, vor allem bei Langstreckenfahrten.
Er siegte 1959 bei der Rallye Méditeranée – Le Cap mit einem Mercedes-Benz 190 Diesel (!) und gewann 1961 am Steuer eines Mercedes-Benz 220 SE die Rallye Algier – Zentralafrika. Als Copilot diente ihm bei beiden Veranstaltungen der bekannte Fernsehjournalist Rainer Günzler.
Seit dem Tode seiner Frau lebte Karl Kling zurückgezogen in seinem Haus am Bodensee, von wo aus er auch weiterhin mit großem Interesse und kritisch das sportliche Engagement beim „Daimler“ bis zuletzt verfolgte.
Karl Kling verstarb dort am 18. 03.2003.