- Der Urvater des Baby-Benz
- Der Mercedes-Benz 1,2 l Prototyp von 1948
Nach dem ‚bimobil‘ Wohnwagen der Mercedes G-Klasse im vergangenen Monat überrascht uns Autocult auch in diesem Monat wieder, mit der Herausgabe des 1:43-Modells vom Prototyp eines 1,2-Liter-Mercedes von 1948, einem Auto, das der erste „Baby-Benz“ hätte werden können, wenn es produziert worden wäre.
Nach dem zweiten Weltkrieg schien der Zeitpunkt für die Produktion eines Kleinwagens günstig, aber… das Management entschied sich anders, und ließ das Feld für andere weit offen. Am Ende mussten wir bis 1982 auf einen ‚Baby-Benz‘ warten, und das war der sehr erfolgreiche 190 (W201).
Hier nun der Text von Autocult zum 1948 Mercedes 1.2 l Prototyp:
- Vertraut und doch dem Auge fremd!
Bereits in den Jahren 1947/48 liebäugelte Mercedes-Benz mit der Realisierung der in den 1950er Jahren als Ponton-Karosserie bekannt gewordenen Designform. Das Auto war als Einstieg in die untere Fahrzeugklasse geplant und dazu entwickelte das Werk einen 1,2 Liter kleinen Vierzylindermotor.
Verantwortlich für diesen kleinen Mercedes war Ingenieur Josef Müller, der schon in den 1930er Jahren als junger Techniker maßgebend bei der Entwicklung des heckgetriebenen Modells 170H (W 28) beteiligt war und der sich auch bei der Realisierung des Rennwagens W25 intern profilierte. Josef Müller vertrat bereits 1935 die Ansicht, dass zukünftig die Räder innerhalb der Karosserie geführt würden. Diese, überaus weitsichtige, aber seinerzeit nicht von allen Fachleuten geteilte Meinung, setzte der Ingenieur auch bei seiner Konstruktion eines zukünftigen Baby-Benz um. Er blieb aber nicht nur diesem Aspekt treu, sondern orientierte sich auch an aerodynamischen Grundsätzen wie dem Integrieren der beiden Scheinwerfer in die Kotflügel.
Das – aus späterer Sicht – wirklich herausragende an dem Auto war jedoch, dass diese Ponton-Form bereits die Züge der Mercedes-Benz W120-Baureihe unverkennbar vorwegnahm, die ab 1953 in Serie gefertigt wurde. Der aufrecht stehende, leicht V-förmig gezeichnete Kühlergrill mit dem nahtlosen Übergang in die Motorhaube lassen klar die späteren Konturen erkennen. Auch die rundliche Formgebung der Türen, die elegant in einem großen Bogen zur Stoßstange verlaufende Heckpartie und natürlich das halbrund ausgebildete Dach mit der stark ausgeformte B-Säule sind schon unverkennbar die Linien der späteren Serienmodelle in Ponton-Form.
Gemäß den gefertigten Zeichnungen von Ing. Josef Müller aus dem Jahre 1948 wies der Wagen eine Gesamtlänge von lediglich 3,7 Metern auf.