Den folgenden Artikel hat Jörg U. Wittenberg von der Internetseite www.Rennflosse.de geschrieben. Wir bedanken uns für die Möglichkeit diesen Artikel als erste Interentplattform zu veröffentlichen und schließen uns den Glückwünschen natürlich sehr gerne an!
Ich hatte die Gelegenheit einen Rennfahrer kennen zu lernen, wie es kaum vergleichbare gibt: Albert Pfuhl. Ein Mann dessen Name untrennbar mit den schnellen Flossen verbunden ist, dessen Karriere aber weit mehr umfasst.
Schon sehr früh und gar nicht zur Freude seines Vaters, trieb es ihn in den Rennsport. Zunächst auf Motorrädern und Rollern. Unter anderem war er Werksfahrer für Heinkel! Praktische Erwägungen, nämlich Eiseskälte die ihm rheumatische Probleme eintrug, führen letztlich zu dem Entschluss auf Automobile umzusteigen.
Da er erfolgreich schon NSU Motorräder fuhr war der Sprung auf den NSU Prinz zunächst naheliegend. Es folgten Porsche Super 75 und Porsche Super 90. Schnell wuchs der Wunsch nach einem schnelleren Wagen und der Entschluss war gefasst mit der zusammengesparten Barschaft von DM 23.000 nach Turin zu fahren um einen Abarth zu kaufen, der damals rund DM 22.000 kostete. Doch Carlo Abarth war unpässlich, wollte dem Unbekannten keinen Wagen verkaufen, verstand auch kein Deutsch mehr. Hans Hermann, der ihn in der Kantine traf, vermittelte einen Kontakt zu einer Dame die einen Ferrari 250GT Berlinetta zu verkaufen hatte. Der Wagen wurde gekauft und direkt nach Deutschland gefahren. Noch am selben Wochenende wurde der Wagen noch mit Turiner Nummer erstmals im Bergrennen eingesetzt.
Sein erster Mercedes war 1964 der 220SE von Ewy Rosquist, den er selbst auf halber Strecke in Hamburg abholte und erfolgreich einsetzte. In dieser Zeit lernte er Manfred Schieck kennen, den er bei Anschaffung einer Heckflosse unterstütze, die Schieck mit Erhard Melcher und Hans-Werner Aufrecht renntauglich machte. Dieser dunkelblaue Wagen ist mitunter auf alten Fotos zu erkennen.
Er trug das Kennzeichen LB-MA 444. Manfred Schieck verunglückte bei der Tour d´Europe bei Karlsbad (CSSR) mit einem Mercedes 230SL tödlich. Aufrecht und Melcher boten Pfuhl an eine Mercedes 300SE Heckflosse auf Direkteinspritzung umzubauen, wenn er eine entsprechende Basis zur Verfügung stellen würde. Dies wurde zu einer Zeit enger Zusammenarbeit zum gemeinsamen Vorteil. Karl Kling war es, der Albert Pfuhl den Wagen aus dem Werksbestand verkaufte. Diesen ersten A-M-G setze Pfuhl einige Jahre erfolgreich ein. Die Erfolge dieses Wagens waren es, die dem jungen Unternehmen die Nachfragen brachte, denen Aufträge folgten.
Albert Pfuhl fuhr in den frühen 70ern den 630PS starken Porsche 917 bei der Interserie in Deutschland, Österreich und Italien, eine Rennserie in Brasilien (4 Rennen) und noch einiges anderes, was heute Zuschauer in Goodwood oder bei den Schloss–Dyck-Classic-Days begeistert.
Wirklich legendär sind die werksunterstützten Teilnahmen an Veranstaltungen wie
- London-Mexiko-Rallye über 26.000 km (1970) 9. Gesamtplatz im 280SE (W108)
- London-Sahara-München (1974) im 280E (W114)
- Vuelta-del-Sud über 30.000 km (1977) 9. Gesamtplatz im 280E (W123)
- Himalaja-Rallye (1980) Klassensieg 5. Gesamtplatz 500SLC
- Rund- um Südafrika (1981), Klassensieg, 5. Gesamtplatz 500SLC
1982 stellte Mercedes des Werksrallyesport ein und Albert Pfuhl hatte auf Vermittlung von Erich Waxenberger den gesamten Fuhrpark übernommen. Sein Team nahm an der Paris-Dakar-Rallye teil. Ebenso die Bandama in Westafrika.
1984 beendete Albert Pfuhl seine Rennfahrerkarriere, die ihn in 31 Jahren in 72 Länder führte, nicht aber seine Zeit als Weltenbummler. Unzählige Geschichten und Anekdoten, wie die seiner Stuntmantätigkeit für Robert Wagner bei den Dreharbeiten zum Pilotfilm der Fernsehserie „Hart aber herzlich“, machen ihn zu einem hochinteressanten Gesprächspartner.
Albert Pfuhl wird am 26. Dezember 2009 75 Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch!