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Jürgen Book – Foto F-kubik
Das Forum für Fahrzeuggeschichte F-kubik ehrt auch 2019 eine Persönlichkeit für deren besondere Verdienste zur Darstellung der Fahrzeuggeschichte:
Jürgen Book als Initiator des Programms Classic Car Colors wird mit dem „Goldenen Kolben 2019“ ausgezeichnet
Das Forum für Fahrzeuggeschichte, auch bekannt als F-kubik, ehrt seit 2006 auf der Bremen Classic Motorshow eine Persönlichkeit, die durch ihr Wirken besondere Verdienste um historische Authentizität der Fahrzeuggeschichte erworben hat: Jürgen Book, Classic Cars Manager der BASF Coatings GmbH, erhält die Auszeichnung „Goldener Kolben“ des Jahres 2019.
Anfang Februar 2019 wird im Rahmen eines Festabends auf dem Bremer Messegelände in Anwesenheit ausgewählter Gäste und Medienvertreter der „Goldene Kolben 2019“ in Form einer Urkunde und eines polierten Motorkolbens an Jürgen Book überreicht.
Als Initiator des Programms Glasurit Classic Car Colors ab 2007 hat sich Jürgen Book unter anderem um die Entstehung der größten Farbtondatenbank der Welt als Beitrag zur automobilen Denkmalpflege verdient gemacht. Das Archiv des in Münster ansässigen Lackherstellers BASF und seiner Marke Glasurit birgt Tausende von historischen Musterblechen, mit denen die authentischen Farbtöne mit aktueller und gesetzeskonformer Lacktechnologie nachgestellt werden. Die Datenbank wächst sogar durch Projekte mit Autoherstellern und Clubs, indem historische Farbtöne wieder recherchiert und rekonstruiert werden. Unter dem Einfluss von Book werden außerdem spezielle Lackierverfahren entwickelt, mit denen alte Optik mit moderner Lacktechnologie nachgestellt oder angeglichen werden kann. Ebenfalls wert- und verdienstvoll in diesem Zusammenhang ist der Aufbau eines internationalen Netzwerkes von spezialisierten Lackierbetrieben.
Jürgen Book,1959 in Münster geboren, stieg bereits im Jahr 1975 bei der damaligen BASF Farben und Fasern AG ins Berufsleben ein. Anfangs war er im Geschäftsbereich Autoreparaturlacke im Labor beschäftigt, bevor er in den technischen Kundendienst wechselte und dort Gruppenleiter für die PKW-Lackreparatur wurde. In den 80er-Jahren war er maßgeblich an der Entwicklung wasserbasierter Autoreparaturlacke beteiligt. Nach einer kurzen Zeit als Produktmanager stieg er 1997 zum Leiter des technischen Kundenservice für Autoreparaturlacke auf und war mit einem internationalen Team zuständig für Produkt- und Lackierprozess-Anpassungen und die Entwicklung von Mehrwertdienstleistungen. 2014 wurde er Leiter des Prozess-Management Reparaturlacke.
Weitere Arbeitsschwerpunkte bis ins Jahr 2017 lagen bei der Entwicklung von Trainingskonzepten für interne Weiterbildungen und Kundenschulungen, die in über 100 Schulungszentren weltweit umgesetzt wurden. Book war fachlicher Vorgesetzter der rund 30 technischen Leiter der Länder in EMEA (Europa/ Naher Osten/ Afrika). Unter seiner Leitung entstanden ab 2014 auch spezielle Lack-Schulungen für Sachverständige für die Bewertung historischer Fahrzeuge. Zum 1. Juni 2017 hat Glasurit sein Engagement mit der neuen Aufgabe des Leiters Classic Cars gewürdigt und damit die erste hauptamtliche Stelle innerhalb der Lackindustrie dafür weltweit geschaffen.
Im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit sorgte Book unter anderem für die Wiederherstellung authentischer Farbtöne für historische Fahrzeuge. In enger Zusammenarbeit mit Autoherstellern, Clubs, Museen oder privaten Sammlern entstanden in teils detaillierten Recherchen wieder die Farbtonprogramme selbst verschwundener Marken wie Heinkel, Messerschmitt, Zündapp aber auch aktiver Hersteller wie Opel, Citroen, Jaguar oder Porsche. Die Suche nach dem absolut authentischen Farbton ist dabei mit viel Engagement bei den Autofans und Glasurit verbunden und trägt teils archäologische Züge. Dabei werden alle noch verfügbaren Farbtoninformationen gesammelt und nachgestellt. Im Glasurit Archiv finden sich Bleche, die irgendwann nicht mehr katalogisiert und erst im Rahmen der Recherchen wiederentdeckt wurden. Speziell auch die Suche bei den Clubs bringt oft unvermutete Dinge zu Tage. Beispielsweise erhielt Glasurit vom Messerschmitt-Club originale Bleche, die im Augsburger Werk 1958 lackiert wurden.
Darüber hinaus werden unter Federführung von Book ungewöhnliche Reparaturverfahren für Klassiker entwickelt. Einschicht-Metallic-Lacke können mit aktuellen Produkten kleinflächiger und farbtongenau repariert werden. Das Lackierverfahren des Porsche 914 Targadaches in zeitgenössischer Struktur, Farbton und Glanzgrad wurde auf Anfrage des Markenclubs entwickelt. Für Kratzer steht eine Lösung zur kosmetischen Reparatur mit UV-trocknenden, also kalthärtenden Materialien in den Startlöchern. In der Markteinführung befindet sich ein Reparaturverfahren bei dem sogar Alterungsspuren der umgebenden Altlackierung nachgestellt werden können. Die künstliche Alterung von neuen Lackierungen kann auch eine Lösung bei der kompletten Restaurierung sein. Alle diese Ideen entstanden aus Gesprächen mit Autofans, bei denen die technischen Grenzen stets berücksichtigt werden müssen.
Eine der Herzensangelegenheit von Jürgen Book ist es, junge Menschen für Autoberufe zu begeistern. Der Fachkräftemangel – mit besonderem Schwerpunkt auf historische Fahrzeuge – ist im Handwerks- und Werkstattbereich schon länger zu spüren. Also muss dringend Nachwuchs her. Hier ist der Industrie-Netzwerker Book gefragt, denn weltweit gibt es sehr viele Initiativen, die in dieselbe Richtung gehen, aber allein nicht auf die notwendige Schwungmasse kommen. Attraktive und vor allem nachhaltige Berufsbilder werden benötigt, und die Passion für historische Fahrzeuge gilt es hier zu nutzen – und zwar über das Lackthema hinausgehend. Dabei kann der offene Blick nach vorne und die Anpassung an zukünftige Gegebenheiten nicht schaden.
Es bleibt noch viel zu tun für den hünenhaften Book: Die Ergebnisse vieler laufender Projekte sind noch nicht veröffentlicht. Kooperationen mit Auto-Experten und Industrie-Partnern ergeben Lösungen zum Wohl der Klassikerszene. Wichtig ist Book die Nähe zum Oldtimerbesitzer bei gleichzeitiger Neugier auf unkonventionelle Ideen. Ein normaler Besuch bei Oldtimertreffen ohne „Lackgespräch“ ist für ihn schon lange nicht mehr möglich. Daher ist er es gewohnt, zu Lackfragen aller Art angesprochen zu werden.
Glasurit, eine Marke der BASF, existiert seit 1888, also kurz nach der Erfindung des Automobils mit Verbrennungsmotor, und ist der führende Lackhersteller in Europa. Neben technologischer Innovation steht das Unternehmen für nachhaltige Lösungen im Bereich der Fahrzeug-Reparaturlackierungen. Seit dem 1. Juli 2016 kooperiert Glasurit mit der FIVA (Fédération Internationale des Véhicules Anciens). Unter maßgeblichem Einfluss von Book ist Glasurit der exklusive, globale Ratgeber für lackrelevante Fragen bei klassischen Fahrzeugen.
Wichtige Elemente seiner Arbeit sind im Handbuch der Charta von Turin nachzulesen, in der er in Abstimmung mit der FIVA ein entsprechend fachliches Kapitel verfasst hat. Dabei steht der Erhalt intakter Altlackierungen im Mittelpunkt und – für einen Lackhersteller vermutlich überraschend – beschreibt Book auch Situationen, in denen im Interesse der Erhaltung der historischen Substanz eines Fahrzeugs nicht unbedingt lackiert, sondern konserviert werden sollte.
Book ist dem Thema klassischer Fahrzeuge nicht nur beruflich eng verbunden. Seit 1985 hat er verschiedene Old- und Youngtimer aus den 1950er- und späteren Jahren besessen. Sein Faible für US-Klassiker mag auch deren großzügigen Abmessungen geschuldet sein, denn mit seiner Scheitelhöhe von 208 Zentimetern kann er diesen Raum gut füllen. Die heimische Garage ist sein Refugium. Book ist auch wegen seiner Beharrlichkeit, Großzügigkeit und Offenheit ein wahrer Leuchtturm der Klassiker-Szene.
Die Gruppe F-kubik erweitert mit Jürgen Book den Ehrenkreis der Kolbenbesitzer um eine anerkannte Persönlichkeit der Automobilgeschichte. Die Personen und Institutionen mit dieser Auszeichnung haben auf ihre Weise wesentlich zur positiven Entwicklung der deutschen Oldtimer-Szene beigetragen und sind nachstehend dokumentiert.
Zum Goldenen Kolben und seine Preisträger seit 2006:
Der goldene Kolben ist eine Auszeichnung für besondere Leistungen zur Dokumentation der Fahrzeuggeschichte und ihrer Darstellung in der Öffentlichkeit. Seit 2006 werden Persönlichkeiten im Rahmen der Bremen Classic Motorshow von F-kubik ausgezeichnet.
2006: Günther Krön für die Wiederbelebung und Durchführung der historischen Fahrt „2000 km durch Deutschland“.
2007: Karl-August Almstadt für publizistische Leistungen als TV-Moderator und Publizist für autobild Klassik.
2008: Winfried A. Seidel als Initiator und Betreiber der Veterama sowie des Automuseums Dr. Carl Benz in Ladenburg.
2009: Prof. Dr. Peter Kirchberg für seine langjährige Arbeit an der Universität Dresden und seine Dokumentation zur Geschichte der Auto Union.
2010: Dipl.-Ing. Mag. phil. Wolfgang M. Buchta als Herausgeber und Chefredakteur von Austro-Classic.
2011: Karl Reese als Experten und einer der ersten Publizisten der Motorradgeschichte in einer unbekannten Vielfalt.
2012: Michael Graf Wolff Metternich als Interpret für die Maybach-Geschichte und entsprechende Dokumentationen und Veröffentlichungen.
2013: Erika Kübler für ihren selbstlosen Einsatz zum Erhalt des Lebenswerks des Künstlers und Designers Louis L. Lepoix / Baden-Baden,
2014: Ivan Mahy für seinen unermüdlichen Einsatz, eine einzigartige Fahrzeugsammlung in Belgien möglichst weitgehend der Öffentlichkeit zugänglich zu erhalten.
2015: Roger Gloor aus der Schweiz für langjährige, fundierte Aufbereitung der automobilen Vergangenheit in der Automobil Revue sowie in der Zeitschrift auto exclusiv.
2016: Karl Ludvigsen als Manager der Automobilwirtschaft mit den besonderen Fähigkeiten der systematischen Recherche, Aufarbeitung und Publikation automobilhistorischer Themen.
2017: Johannes Th. Hübner als Automobilexperten, Publizisten und Designer, der seine Kenntnisse der Fahrzeuggeschichte durch ungewöhnliche kommunikative Fähigkeiten einer interessierten Öffentlichkeit vermitteln kann.
2018: Heiner Rössler für sein herausragendes Engagement einer lebendigen Präsentation und Dokumentation der Fahrzeuggeschichte in der Öffentlichkeit im Allgemeinen und den Betrieb des Fahrzeugmuseums Melle im Besonderen.
F-kubiksteht für das „Forum für Fahrzeuggeschichte“, eine seit 2001 wirkende Gruppe von Fahrzeug-Historikern, Motorjournalisten und Verlegern zur Stärkung der Bedeutung der Fahrzeuggeschichte in der Öffentlichkeit. Zur Gruppe zählen Eckhart Bartels, Lars Döhmann, Horst-Dieter Görg, Ulrich Knaack, Peter Kurze, Rainer Manthey, Burkhard Schäfer, Halwart Schrader, Udo Stünkel und Hans-Joachim Weise. Neben anerkannten eigenen Veröffentlichungen oder Expertisen zu historischen Fahrzeugen bündeln sie ihr Fachwissen zur Fahrzeuggeschichte bei der Mitarbeit in Projekten der Industrie, öffentlichen Einrichtungen und privaten Sammlungen sowie bei Oldtimer-Veranstaltungen und -Messen wie der Bremen Classic Motorshow. Für die interessierte Öffentlichkeit wird alle zwei Jahre ein Symposium zur Fahrzeuggeschichte an wechselnden Orten angeboten und durchgefürht.
Weitere Informationen findet man unter www.f-kubik.de