GMM: Mercedes-Benz 500K Tourer Karosserie Mayfair

Matrix wird in Kürze ein 1:43 Modell eines viersitzigen Tourers, u.zw. des Mercedes-Benz 500K, Baujahr 1934, Aufbau von Mayfair, Fahrgestell-Nr. 123689, Motor Nr. 123689, Kommission Nr. 207792 herausbringen. Ich habe zwar nur Bilder des Vorserien-Modells gesehen, aber auf diesen Bildern sieht es wirklich sehr gut aus.

Dieser Mercedes 500K Tourer von 1934, manchmal fälschlich als Baujahr 1935 ausgegeben, mit dem polizeilichen Kennzeichen BYU 150, wurde im Juli 1935 vom Norwich Autohändler Mann Egerton an Sir Everard Talbot Scarisbrick, 2. Baronet, ausgeliefert. Es soll einer von lediglich acht Rechtslenker Mercedes des Typs 500K sein, die nach Großbritannien verkauft wurden. Das Auto wurde an Scarisbrick Hall, dem Familiensitz von Sir Talbot Scarisbrick in Lancashire, geliefert.

Notizen zu diesem 500K besagen, dass das dunkelgrüne Auto mit „Englischem Aufbau“ geliefert wurde. Tatsächlich wurde der Aufbau des 500K Tourer bei der Mayfair Carriage Company in London gefertigt – er blieb der einzige 500K, der von Mayfair seine Karosserie erhielt. 

Von Mayfair bekam er seinen viersitzigen offenen Aufbau, der den klassischen Mercedes-Look berücksichtigte, aber auch das damals typische Mayfair-Design integrierte, Designelemente, die unter anderem auch deutlich beim Alvis Tourer von 1933 zu finden sind. Das von einigen Quellen erwähnte Datum des Aufbaus bei Mayfair ist
allerdings 1939!

Als nächstes wird das Auto offenbar von Jack Bond, dem Besitzer von „Vintage Autos of England“, zum Preis von £ 595 zum Verkauf angeboten. Eine von „Vintage Autos“ in der Zeitschrift „Motor Sport“ vom November 1952
platzierte Werbung deutet darauf hin, dass das Auto einer „Mini“-Restaurierung unterzogen wurde (Neulackierung, Neuverchromung, neues Verdeck, neue Reifen), und erwähnt, dass der Wagen 1939 eine neue Karosserie erhielt.

Ich habe ein Problem damit, das Datum 1939 zu akzeptieren, und zwar aus zwei Gründen: Erstens finden wir vor der Mayfair-Karosserie nirgends ein einziges Bild des Wagens mit einer anderen Karosserie, und zweitens, was m. E. der wichtigere Grund ist, die Karosserie-Mode entwickelte sich rasant zwischen 1935 und 1939 (siehe z. B. den
Mercedes-Benz 540K Spezial-Roadster mit Mayfair Aufbau von 1937). Wenn tatsächlich die Karosserie 1939 hergestellt worden wäre, dann hätte der 500K Tourer mit seiner frühen Dreißiger-Jahre Erscheinung bereits völlig veraltet ausgesehen.

Aus diesem Grund glaube ich, dass das Auto 1934 vom Norwich-Händler Mann Egerton als rollendes Chassis an die Mayfair Carriage Company in London geliefert wurde, bevor es schließlich im Juli 1935 mit seinem Tourer-Aufbau an Sir Everard Scarisbrick ausgeliefert wurde.

Trotz oder vielleicht gerade wegen des relativ niedrigen Preises von £ 595 (das entspricht ca. 16.627,75 USD oder 14.600 EUR im Jahr 2018), wurde der Wagen in der Werbung vom November 1952 als „ohne Zweifel der billigste 500K Mercedes, der seit 1939 zum Verkauf angeboten wird“, gepriesen. Es scheint jedoch nicht zu einem Verkauf gekommen zu sein, und „Vintage Autos“ hat den 500K Tourer noch einmal in der „Motorsport“- Ausgabe vom August 1953 in einer Annonce angeboten.

Merkwürdigerweise wird das Auto jetzt als „ex – Königin von Sheba“ bezeichnet (War das der Name, den der 2. Baronet seinem Tourer gab?). Außerdem erhält der Käufer mit diesem Auto „Zwei Freikarten für eine „Beggar’s
Opera on Ice“-Vorstellung, heisst es in der Anzeige.

Jemand musste diese Freikarten wohl haben wollen, denn der neue Besitzer scheint nun ein C.M. Younghusband aus der Ortschaft Horton, im Buckinghamshire, gewesen zu sein. Als nächstes befindet sich der Wagen in Horsham (West Sussex), und er wird im Februar 1957 von einem J.T. Barley, wohnhaft in Bessels Green, Bezirk Sevenoaks, Grafschaft Kent, gekauft.

Fünf Jahre später, 1961, verkauft Mr. Barley den Mercedes 500K Tourer mit Aufbau von Mayfair an einen Mr. Arnold Dubb aus Albany, New York. Im Jahr 1967 wird das Auto in der CCCA (Classic Car Club of America) Zeitschrift von Herrn Dubb angeboten, und von David Cohen, Händler in Troy, New York, gekauft. Zu dieser Zeit war der 500K Tourer in „British Racing“-Grün lackiert, mit einem restaurierten Innenraum, der als „Grapefruit Pink“ (rosa Pampelmuse) umschrieben wurde – für ein Auto eine eher ungewöhnliche Farbe, und sicherlich nicht jedermann‘s Geschmack! (Na ja, wir dürfen hierbei nicht vergessen, dass es die eher farbenfrohen Hippie-Jahre waren!!).

Dr. Henri A. Camperlengo aus Albany (New York) kauft den Mercedes 500K Mayfair Tourer von David Cohen Inc. für USD 5.000 (das entspricht heute im Jahr 2018 USD 36,270 bzw. 31.864 EUR). Er besitzt den Tourer bis 1973, als das bekannte Ehepaar Paul und Barbara Karassik, das ursprünglich aus Russland stammt, das Auto sieht, und Dr. Camperlengo ein Angebot macht, dass er – wie er sagte –nicht ausschlagen konnte, und den Wagen für eine nicht genannte Summe kauft. Die Karassiks bringen das Auto nach England, wo es für die nächsten 15 Jahre in ihrem Besitz blieb, und einigen Berichten zufolge sie den Tourer eher spärlich und nur an sonnigen Sommertagen fuhren. Im Jahr 1988 wurde das Auto dann von den Karassiks an den britischen Autohändler und Auktionshaus „Coys von Kensington“ (London, und Richmond upon Thames) verkauft.

Im Jahr 1992 ist das Auto zurück in den Vereinigten Staaten, und wird von Don Williams (Eigentümer der bekannten „Blackhawk Collection“ in Danville, Kalifornien) zum Verkauf angeboten. Im September 1992 wird es von William Lassiter Jr., dem Besitzer der „Lassiter Collection“ erworben, eine Sammlung, die als eine der besten
von Autos fast aller Jahrzehnte der Automobil-Herstellung beschrieben wurde.

Im März 1999 wurde der 500K bei Christies für 266.500 USD versteigert. Der Angebotspreis lag zwischen 150.000 und 250.000 USD. Es wird angenommen, dass der Tourer restauriert wurde, ein cremefarbenes Leder-Interieur bekam, und von den neuen Besitzern rot lackiert wurde. Das Auto blieb bei seinen neuen Besitzern bis
2014, als es bei den „RMAuktionen“ in Monterey für 825.000 USD verkauft wurde.

Ein Jahr später wurde es am 12. März 2015 auf der „Bonhams Amelia Island – Auktion“ mit einer Bewertung von 1.250.000 USD bis 1.500.000 USD angeboten. Es fand sich kein Käufer.


…und noch etwas in Kürze:

Gaik Bagdasaryan aus Sankt Petersburg (Russland), hat soeben eine Kleinstserie von 25 Stück des Mercedes 8/38, 200 (W02), Typ „Stuttgart“ Kübelwagen, Baujahr 1929, herausgebracht, so wie diese bei der Reichswehr und noch bei der Wehrmacht im Betrieb waren. Die „feldgrauen“ Modelle wurden aus Weissmetall mit zusätzlichen Resine-Teilchen hergestellt. Sie können zum Preise von 230 US-Dollar bei gari-b@yandex.ru bestellt werden. Geliefert
werden die Modelle mit einem nummerierten Echtheitszertifikat.