GmM: Shah of Iran – 770 Cabrio B

Zunächst einmal ist es ein wenig unklar, ob das Auto tatsächlich 1940 gebaut wurde. Werner Oswald schreibt zwar vom Jahr 1940, es wird aber auch behauptet, dass des Wagens Baujahr tatsächlich 1939 gewesen sein soll. Auf alle Fälle ist dieser 770 Cabriolet B das einzige Fahrzeug mit einer solchen, auf einem W150 Fahrgestell aufgebauten Karosserie, und es hebt sich von all den anderen W150 durch seine majestätische und doch gleichzeitig elegante weiße Karosserie ab. Und wieder einmal ranken sich einzigartige Geschichten und Legenden um ein einzigartiges Auto.

Es heißt, das Auto sei eine Bestellung, eine Sonderanfertigung für den Thronerben von Persien, Mohammed Reza Pahlavi, also des späteren und letzten Shah von Iran, gewesen. Andererseits heißt es aber auch, der junge Prinz hätte das Modell während der Automobilausstellung in Berlin 1939 direkt vom Mercedes-Benz Stand weggekauft – meiner Ansicht nach eher unwahrscheinlich…

War er wirklich von der Kaiserlich Persischen Hofgarage bestellt worden? War es, wie anderweitig auch noch behauptet wird, ein Geschenk der Reichskanzlei, so etwas wie ein „politischer Schachzug“ mit dem Ziel, an das iranische Erdöl zu kommen, Erdöl, das in Deutschland fehlte, aber mehr denn je zuvor bitter benötigt wurde? Oder war es ein Zeichen der Erkenntlichkeit an den Persischen Hof für die nach manchem hin und her wieder einmal besseren wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Persien und dem Reich? Schließlich hatten 1939 Deutsche Firmen (u.a. Ferrostaal A.G.), wieder Großaufträge vom Iran zum Ausbau der Infrastruktur bekommen…

Diese Fragen könnten, und sei es auch nur teilweise vielleicht, u.a. durch ein Studium des Kommissionsbuchs, das sich im Daimler Archiv befinden dürfte, beantwortet werden….

Nun, wie dem auch gewesen sein mag, unser Cabrio war für Teheran bestimmt; allerdings kam Prinz Mohamed Reza nicht in den Genuss seines kaiserlichen Gefährts, es konnte ihm leider nicht mehr vor dem II. Weltkrieg geliefert werden. Warum nicht, das wissen wir nicht genau, denn auch hier weichen die Versionen wieder voneinander ab. Einerseits heißt es, der Wagen sei bis zum Ende des Krieges in der Garage der Reichskanzlei in Berlin geblieben, und kam nach Kriegsende als Kriegsbeute in die Sowjetunion.

  • Aber warum wäre der Wagen in der Reichskanzlei und nicht – was eigentlich logischer gewesen wäre – in der Garage der Persischen Botschaft in Berlin verblieben?
  • Wurde die Garage der Reichskanzlei etwa als bombensicherer betrachtet??

Andererseits heißt es, es sei geplant gewesen, den Wagen per Schiff durch das Mittelmeer nach Persien zu transportieren, aber da gab’s ein kleines Problem: die britische Royal Navy wäre für so etwas nicht zu haben gewesen!

So entschied man sich vorsichtshalber für den Transport über Land – also für eine lange Zugfahrt durch Süd-Russland. Doch irgendwie muss die Zugfahrt in Richtung Teheran langsamer als eine Kamel-Karawane gewesen sein, und so kam es, dass der Güterwagen mit dem kaiserlichen Cabriolet sich am 22. Juni 1941 – angeblich durch eine fahrlässige Verzögerung – immer noch auf russischem Gebiet befand, woraufhin die Reise aus offensichtlichen Gründen („Operation Barbarossa“: Beginn des Ostfeldzuges gegen die UdSSR) unterbrochen, der Wagen von den Sowjetischen Behörden beschlagnahmt wurde, in der UdSSR verblieb, und irgendwann in Moskau landete.

Dieser Version des Transportwegs kann man allerdings auch kaum Glauben schenken, zumal laut der „Encyclopaedia Iranica“ im Kapitel „Deutschland und die Deutsch-Persischen diplomatischen Beziehungen, 1555 bis 1998“ steht, dass aufgrund politischer Spannungen zwischen Großbritannien und der Sowjetunion auf der einen Seite, und Persien auf der anderen Seite, „bis zum Ende 1939 keinerlei Deutsche Güter Persien über die sowjetischen Transitstrecken erreicht hätten“ (Zitat). Diese Eisenbahnstrecke nach Persien blieb weiterhin gesperrt, und blieb es auch nach dem Beginn des Ostfeldzugs bis zum Kriegsende, entgegen der Hoffnungen der Iraner, die dachten, dass dank der Besetzung des süd-russischen Gebiets durch die Wehrmacht, die Trasse wieder geöffnet würde.

Geschichte hin, Geschichten her, welcher Version man Glauben schenken mag, steht einem jeden offen.

Am Ende aber zählt im Grunde nur, dass der Wagen all diese Kriegs- und Nachkriegsjahre in eigentlich ziemlich gutem Zustand überlebt hat, und schließlich von Grund auf restauriert wurde, auch wenn man sich fragen darf, ob eine Wiederherstellung in seiner ursprünglichen weißen Lack-Farbe nicht besser – sicherlich authentischer – gewesen wäre, als das jetzige, wenn auch ganz gut aussehende kastanienbraun, aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten!

Etwas genauer wird die Geschichte Mitte der sechziger Jahre, als der Wagen – in seinem ursprünglichen weißen Lack – plötzlich in einem Moskauer Laden auftaucht, ausgestellt zum Verkauf. Der neue Eigentümer lässt den Wagen restaurieren, und in den späten 60er Jahren ist das Cabriolet B auf den Moskauer Straßen im neuen schwarzen Lack zu sehen. Allem Anschein nach glaubte man damals, zumindest in Moskau, dass nur schwarz eines solchen Großen imposanten Wagens würdig sei.

Gleichzeitig hatte unser Cabrio ein helleres Verdeck bekommen, aber zugleich beide Hörner und seine Nebelscheinwerfer verloren. Auch können Veränderungen an den Radkappen festgestellt werden.

Neunzehnhundertsechsundachzig erscheint Werner Oswald’s Buch („Mercedes-Benz Personenwagen 1886-1986“). In ihm befinden sich zwei Abbildungen des Autos in seinem Ur-Zustand. Daraufhin wird das Cabriolet in Moskau noch einmal restauriert, die Hörner und Nebellampen kommen wieder dran, und er bekommt auch seinen historischen weißen Lack zurück. Danach wechselt er erneut seinen Besitzer, und wird 1988 von dem in Moskau stadtbekannten Geschäftemacher Pal Karassik in die USA verkauft.

Dazu gibt es noch eine andere kleine Geschichte: es heißt, der Wagen gehörte dem bekannten sowjetischen Theater- und Filmschauspieler Andrei Mironov. Nach dessen Tod hätte seine Witwe den Wagen (vielleicht also über Karassik?) ins Ausland verkauft. Diese Geschichte lässt sich allerdings nicht bestätigen, und muss daher ebenfalls zur Kategorie der Legenden abgebucht werden. Nachweislich ist der Wagen 1989 in die USA verschifft worden, wo er dann von General William Lyon für seine Sammlung gekauft, und vollständig restauriert wurde, und seinen braunen Lack und hellbraunes bzw. beiges Interieur erhielt.

Im Jahr 2008 nimmt der Wagen am Concours d’Élégance von Pebble Beach in Kalifornien teil, und wird mit dem ersten Platz in der Kategorie „Vorkriegs Mercedes-Benz“ ausgezeichnet. Doch wird er weder zum „Best of Show“ noch zum „Elegantesten Cabriolet“ gewählt (Diese Auszeichnungen gingen in dem Jahr an einen 1938er Alfa Romeo 8C 2900 B Touring Berlinetta bzw. an einen 1949er Alfa Romeo 6C 2500SS Pinin Farina Cabriolet). Heute steht der Wagen in General Lyon’s Privatmuseum, in Orange County (Kalifornien) und wird nur selten ausgesuchten Besuchern (meist Gruppen von Automobilklubmitgliedern) zur Besichtigung freigegeben.

Das Modell

Es wurde nach langem hin- und her von ER-models in Moskau entschieden, das Modell in allen drei Farben herzustellen, um so den ganzen Zyklus der Geschichte des Cabriolets zu widerspiegeln. Dementsprechend ist es in den Farben weiß (Originalzustand), schwarz (nach der ersten Moskauer Restaurierung), und braun (heutiger Zustand nach der Restaurierung in den USA) erhältlich. Das 1:43 Resine-Modell besteht aus 250 Teilen. Wie ER-models mitteilt, war es sehr schwierig, das Modell zu produzieren: von den 250 Teilen sind 17 Teile in wie es heißt „Juwelier-Qualität“, außerdem wurden 15 Teile gedrechselt, 17 Teile aus profiliertem Draht, und jedes Instrument des Armaturenbretts ist ein separates Stück.

Speziell für dieses Modell entwickelte EMC auch ein neues Herstellungsverfahren für die Räder, den Felgen und den Reifen. Das Ergebnis ist eine 100%-ig akkurate Wiedergabe des Vorbilds. Einen Blick in den Innenraum, und man kann (beim weißen Cabriolet) die schwarzen Sitze mit den weißen Paspeln bewundern, letztere wurden beim Modell mit einem feinen Pinsel von Frauenhand aufgetragen.

Der Preis für die Modelle liegt bei US$420 und US$450, bzw. ca. 323 € und 346 € (plus Versand), je nach Ausführung. Für weitere Informationen und für Bestellungen, bitte eine E-Mail an: er-models@mail.ru schicken.