Zwei plus zwei macht vier – gemäß mathematischer Logik. „Nach automobiler Rechnung ergibt es hingegen eine Sitzanordnung, die für die faszinierende Fahrzeugklasse Gran Turismo steht – und für die entsprechende Lebensart“, erklärt Frank Ruge, Projektleiter der Bremen Classic Motorshow, die von Freitag und Sonntag, 2. bis zum 4. Februar, in der Messe Bremen das Oldtimer-Jahr 2018 eröffnet. Die edlen, konkurrenzlos schnellen 2+2-Sitzer der Gran-Turismo-Kultur, die in den 50er- bis 70er-Jahren als Traumwagen ganzer Generationen galten, bilden das Thema der dortigen Sonderausstellung „Gran Turismo 2+2: Jetset für die Straße“.
Westeuropa, zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Überall entstehen breite, noch leere Fernstraßen, die die Sehnsüchte nach neuen Horizonten beflügeln. Die Erfüllung dieser Sehnsüchte ist die große Reise im eigenen Wagen. Der für diesen Zweck zu einem eigenen Genre erwächst: fest bedacht, rassig geformt, überlegen motorisiert, gediegen ausgestattet – und versehen mit dem Notbehelf einer zweiten Sitzreihe, die die bevorzugte
Zweisamkeit artikuliert. Bequem wie eine Limousine, dabei aber schneller als ein harter, lärmender Sportwagen: So lautet die schlichte Rezeptur. In Italien entsteht der Gattungsbegriff Gran Turismo – und das Aurelia-Coupé von Lancia als Urvater der neuen Spezies. 1953 erstarkt der elegante Fließheck-Reisewagen, der das Kürzel GT erstmals im Namen führt, auf 118 PS. Womit er 185 Stundenkilometer macht; einem Porsche 356/1500 Super, dem schnellsten deutschen Serienauto jener Tage, geht bereits bei Tempo 175 die Luft aus.
Kurz nach dem Höhepunkt der Gran-Turismo-Kultur beginnt ihr Aussterben. Nicht aufgrund der Benzinpreise, die ab 1973 im Zuge der Ölkrise explodieren. Sondern vor allem durch den Gesellschaftswandel, der das einst bewunderte Dolce Vita sozialkritisch zur verachtenswerten Dekadenz aburteilt. Während Maserati- und Ferrari-Fahrer mit dem Umstieg auf weniger exponierte Hochleistungs-Viertürer à la Mercedes-Benz 450 SEL 6.9 die neue Bescheidenheit üben, erfährt das GT-Kürzel eine erstaunliche Demokratisierung; zunächst am heißen VW Golf GTI, schließlich an zig Kleinwagen mit Drehzahlmesser statt Radkappen. Damit ist die einst so faszinierende Aura der sündteuren Schnellreise-Coupés endgültig besiegelt. Was bleibt, ist die verklärte Erinnerung an eine Epoche, in der die persönliche Bestzeit zwischen Hamburg und München noch eine echte, unschuldige Faszination entfachte.
Foto MESSE BREMEN/Jan Rathke
Die Bremen Classic Motorshow findet statt von Freitag bis Sonntag, 2. bis 4. Februar 2018, in allen Hallen der Messe Bremen sowie der mobilen Halle 8. Die Hallen sind von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Die Tageskarte kostet ohne Vergünstigung 16,-Euro. Mehr Infos: www.classicmotorshow.de