Mit Sandalen zum Gipfel, mit Flipflops ins Büro, mit Sneakern in die Oper? Der richtige Schuh zum richtigen Anlass ist weit mehr als nur eine Stilfrage. Das gilt auch beim Autofahren, weshalb eine englische Firma jetzt High Heels und Gasfüße zusammenbringt.
High Heels an schlanken Damenfüßen sind meist ein erquicklicher Anblick. Und es soll ja tatsächlich auch Frauen geben, die sich in Stilettos wohl fühlen. Doch auf Gas- und Bremspedal, da sind sich Fahrlehrer, Automobilclubs und Ehemänner einig, haben solche Schuhe nichts verloren. Nun triumphiert aber häufig Eitelkeit vor Einsicht, weshalb einige Frauen hohe Absätze auch hinterm Steuer tragen und so lieber einen Unfall riskieren, als beim Aussteigen einen vielsagenden Blick. Das zumindest will die britische Versicherungsgesellschaft Sheilas‘ Wheels herausgefunden haben, die ausschließlich um weibliche Kunden wirbt und deren Bedürfnisse besser verstanden haben will als jede männerdominierte Assekuranz.
Nachdem die Frauenversteher von der Insel der automobilen Damenwelt im Königreich bereits den aufblasbaren Mann für den Beifahrersitz, die Handtaschen-Klausel im Diebstahlschutzbrief und das frauenfreundliche Werkstattnetz beschert haben, nehmen sich die Verantwortlichen nun des Schuhproblems an. Als Hackentrick für modebewusste Fahrerinnen haben sie deshalb einen – natürlich pinken – Treter entwickelt, der gleichermaßen sicher und sexy sein soll. Sein Clou: Auf Knopfdruck lässt sich aus der flachen und weichen, also fahrerisch vorbildlichen Sohle des Slippers, ein dornengleicher Absatz herausklappen. Im Auto hat frau so die perfekte Pedalauflage und stets genügend Kraft auf der Bremse. Und einen Handgriff später kann sie trotzdem elegant über den Catwalk stöckeln.
Wenn genug Interesse besteht, geht das Teil in Serie
Bislang ist der Schuh mit Klappabsatz ein Prototyp. Doch wenn auf der Website des Unternehmens ausreichend viele Frauen für „Sheila Driving Heel“ votieren, soll das Teil in die Serienproduktion gehen. Dass es für solche Schuhe offensichtlich einen Bedarf gibt, untermauern die Britinnen mit einer aktuellen Umfrage unter den Damen am Steuer. Die brachte zutage, dass mehr als elf Millionen Fahrerinnen im Königreich schon einmal die falschen Schuhe hinterm Steuer trugen. Und immerhin jede Zehnte von ihnen gab zu, dass sie wegen der High Heels schon einmal einen Unfall gebaut hat – oder zumindest beinahe in den Vorausfahrenden gerauscht wäre, weil sie vom Pedal gerutscht war oder den Schuh zwischen Gas und Bremse verklemmt hatte.
Der „Safe Shoes‘ Report“ von Sheilas‘ Wheels deckt auf, dass mehr als 80 Prozent aller Fahrerinnen die falschen Schuhe tragen und sich für Stil statt Sicherheit entscheiden. Jede Dritte trägt Flipflops, jede Fünfte fährt barfuss, jede Zweite denkt bei der Wahl des Schuhwerks nicht ans Autofahren, sondern an den Auftritt danach, und nur 17 Prozent haben für solche Fälle ein Ersatzpaar dabei. Und dass, obwohl viele Fahrerinnen um die Nachteile etwa von hohen Absätzen wissen: 52 Prozent klagen über Schleifspuren und Kratzer am Schuh, 49 Prozent befürchten das Einklemmen zwischen den Pedalen, 43 Prozent bemängeln die unbequeme Sitzposition, 31 Prozent vermissen den richtigen Grip auf dem Pedal, und 17 Prozent fürchten gar um die Fußmatten, wenn sich die spitzen Absätzen dort allmählich durchbohren.
Es klingt nach einer großen Zukunft für den Schuh mit Klappabsatz. Zumal das Ding ja nicht nur beim Autofahren sicherer ist, sondern bei Stehempfängen, die sich endlos hinziehen, ebenfalls ganz nützlich sein kann. Leise fluchende Damen, denen die Füße vom vielen Herumbalancieren schon schmerzen, könnten dann mit einem schnellen Griff an die Ferse die Ursache des Problems einfach umlegen. Es lebe der Hackentrick.
QUELLE: Spiegel Online von Tom Grünweg