- Vor 30 Jahren stellt Mercedes-Benz den 500 E auf dem Pariser Autosalon vor
- Das sportliche Spitzenmodell der erfolgreichen Mittelklassebaureihe 124
- Porsche als Projektpartner an Entwicklung und Montage beteiligt
„500 E“ – die Erwähnung dieser Modellbezeichnung genügt vollkommen, um Augen zum Leuchten zu bringen. Denn die Hochleistungslimousine der Baureihe 124 überstrahlt bis heute alle anderen Mitglieder dieser Generation der mittleren Klasse von Mercedes-Benz. Unter den insgesamt mehr als zwei Millionen produzierten Fahrzeugen der Baureihe 124 fällt die Stückzahl des 500 E hingegen mit 10.479 Exemplaren (inklusive E 500 und E 60 AMG) eher gering aus. Die Faszination an dem Vorläufer der E-Klasse erklärt bereits ein Blick auf die technischen Daten: Achtzylinder-Motor in V-Bauweise, fünf Liter Hubraum, 240 kW (326 PS) Leistung, auf 250 km/h abgeregelte Höchstgeschwindigkeit. Mit solchen Werten gehört diese Limousine bei ihrer Vorstellung 1990 auf dem Autosalon in Paris in die Welt der schnellsten Sportwagen.
Ein großer Unterschied zu seinen Mitbewerbern besteht im dezenten Auftritt des 500 E: Auf den ersten Blick wirkt die viertürige Limousine überaus zurückhaltend. Nur Kenner können den schnellen Wagen sofort von seinen weniger leistungsstarken Brüdern unterscheiden. Das freut viele Besitzer, weil sie auf souveräne Fahrleistungen durchaus Wert legen, aber keinesfalls auf einen glamourösen Auftritt. Und wenn sie ganz unaufgeregt so manchen Sportwagen hinter sich lassen, umso besser. Das Klassikerpotenzial des Fahrzeugs ist von Anfang an groß: Schon bald nach Produktionsende wird der 500 E zum begehrten Sammlerstück.
Mercedes-Benz 300 SEL 6.3 (W 109), gebaut von 1968 bis 1972. Foto von der Mercedes-Benz Classic Insight „Die Tradition der S-Klasse“, Oktober 2017, in Friedrichsruhe.
Ganz neu bei Mercedes-Benz ist der Einbau eines kraftvollen Motors in eine nächstkleinere Wagenklasse nicht. Bestes Beispiel ist die Verwendung des Achtzylinders M 100 mit 6,3 Litern Hubraum aus der Repräsentationslimousine Typ 600 (W 100) in der Oberklassebaureihe W 109 in den Jahren 1966/1967. Versuchsingenieur Erich Waxenberger bereitet so den Weg zu der bis heute aufsehenerregenden Limousine 300 SEL 6.3 (W 109). Die frühen Konstruktionsentwürfe des W 124 um 1980 herum berücksichtigen durchaus bereits den möglichen Einbau eines Achtzylindermotors.
Bis April 1995 entstehen 10.479 Exemplare der Power-Limousine. Dabei wird der 500 E in der Produktionsstatistik zusammen mit dem E 500, wie das Topmodell der nun E-Klasse genannten Baureihe 124 ab Juni 1993 heißt, sowie dem 1993 präsentierten E 60 AMG gezählt. Bei dem letztgenannten und bis 1994 gebauten Modell leistet der Motor M 119 mit sechs Litern Hubraum sogar 280 kW (381 PS). 1991 stößt mit dem 400 E ein weiteres Achtzylindermodell zur W 124-Familie. Sein Triebwerk leistet 205 kW (279 PS). Er findet bei Weitem nicht so viel mediale Beachtung wie der 500 E, bei den Verkaufszahlen liegt der 400 E/E 420 mit 22.802 Exemplaren jedoch deutlich vor den leistungsstärkeren Modellen der Baureihe.
E 60 AMG (W 124). Diese Hochleistungslimousine gehört zu den großen Raritäten der AMG-Geschichte. Der E 60 AMG wird von 1993 bis 1994 gebaut und über das offizielle Mercedes-Benz Programm vertrieben.
Der 500 E kostet zunächst 134.510 DM, mehr als doppelt so viel wie der weniger opulent ausgestattete 300 E mit einer Leistung von 132 kW (180 PS) mit Katalysator. Auf dem Genfer Autosalon im März 1994 stellt Mercedes-Benz das auf 500 Fahrzeuge beschränkte Sondermodell E 500 Limited vor: besonders exklusiv ausgestattet und mit einer Sonderlackierung in Saphirschwarz oder Brillantsilber. Als die Produktion der Limousinen der Baureihe 124 im Jahr 1995 endet, läuft auch der E 500 aus. Die Tradition der Sportlimousinen mit höchsten Ansprüchen an Leistung und Fahrkultur führen die AMG-Modelle von Mercedes-Benz fort.
„auto motor und sport“ hält in Heft 15/1990 über den 500 E fest: „Gutmütig wie ein Märchenonkel, agil wie ein flinker Sportwagen und etwa auch noch komfortabel? Jawohl, das ist die überraschendste Komponente des Fahrwerks. Trotz strammer Abstimmung absorbieren Federn und Dämpfer Unebenheiten so manierlich, dass selbst verwöhnte Zeitgenossen wenig Grund zum Nörgeln haben.“ In „Road & Track“, Heft 5/1992, ist zu lesen: „Der 500 E ist eine prächtige Hochleistungslimousine mit ganz besonderen Eingeweiden. Er sieht perfekt aus (niedrig, einschüchternd, aber nicht auffallend wie der AMG ,Hammer‘ oder Mercedes eigener 600 SEL). Er klingt großartig (nichts schlägt den Donner eines großen V8). Er geht sündhaft schnell für eine viertürige Familienlimousine (155 Meilen pro Stunde, elektronisch begrenzt). Er hat alles, was man von einem Mercedes erwartet. Und ein paar Dinge, die man nicht erwartet. Vor allem größere Mengen an Pferdestärken und ein Verhalten, das sagt … nun, Sie kennen das Wort.“