IAA-Fahrzeugjubiläen der Jahre auf 1 am Ende

Vom 300 SE (1961) bis zum A124 (1991)

  • Die Branchenveranstaltung ist eine wichtige Neuheitenplattform für Mercedes-Benz
  • Premiere vor 60 Jahren: 300 SE (W 112), Cabriolet der Baureihe W 111, Limousinen der Baureihe W 110
  • (1971: 350 SL der Baureihe R107 nicht auf der IAA präsentiert!)
  • 1981: 380 SEC und 500 SEC der Baureihe 126
  • 1991: Cabriolet der Baureihe 124

Der Stand auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt am Main, 21. September bis 1. Oktober 1961. Prof. Fritz Nallinger (rechts) führt den Bundespräsidenten Heinrich Lübke durch die Ausstellungshalle. Links von Lübke steht Hermann Josef Abs von der Deutschen Bank.

Die Liste der neuen Fahrzeuge und innovativen Technologien, die von Mercedes-Benz und den Vorgängermarken auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) der Weltöffentlichkeit erstmals gezeigt werden, ist lang. 2021 feiern mehrere Fahrzeuge der Marke runde Jubiläen ihrer IAA-Präsentation. Die IAA ist die größte Fachveranstaltung im deutschsprachigen Raum und hat internationale Relevanz. Bis 1897 führt die IAA ihre Historie zurück.

In diesem Jahr findet die IAA Mobility mit einem neuen und spannenden Konzept in München statt (7. bis 12. September 2021). Unter dem Motto „What will move us next“ versteht sich die vom Verband der Automobilindustrie (VDA) ausgerichtete Veranstaltung als globale Leitplattform auf dem Weg zur klimaneutralen Mobilität.

Vor 60 Jahren: Topmodell 300 SE (W 112)

300 SE (W 112)

Das Oberklassetopmodell 300 SE ist vor 60 Jahren eine der Neuheiten von Mercedes-Benz auf der IAA in Frankfurt am Main (21. September bis 1. Oktober 1961). Der S-Klasse Vorläufer hat – wie bereits die 1959 eingeführten „Heckflossen“-Modelle 220, 220 S und 220 SE (W 111) – die Sicherheitskarosserie mit Knautschzonen und stabiler Fahrgastzelle, ein Meilenstein in der Automobiltechnik. Der 300 SE (W 112) erweitert das Angebot nach oben: Sein Sechszylindermotor leistet 118 kW (160 PS), außerdem hat er serienmäßig eine Luftfederung und das neue, von Mercedes-Benz selbst entwickelte Automatikgetriebe. 1963 erscheint die Langausführung und begründet eine neue Tradition in den Oberklasselimousinen von Mercedes-Benz: Der 100 Millimeter längere Radstand bietet den Fondpassagieren ein deutliches Plus an Beinfreiheit und Reisekomfort.

Vor 60 Jahren: das Cabriolet der Oberklassebaureihe W 111

220 SE Cabriolet (Baureihe W 111)

Ein Publikumsmagnet auf der IAA 1961 ist auch das Cabriolet der Baureihe W 111. Das offene Oberklassefahrzeug sorgt nicht nur mit seinem beeindruckenden Design und seiner zeitlosen Eleganz für Aufsehen, sondern auch mit vier vollwertigen Sitzplätzen und einem großzügigen Raumangebot. Bereits im Frühjahr 1962 erweitert Mercedes-Benz die Modellpalette um das 300 SE Cabriolet (W 112). Die offenen Fahrzeuge gehören – wie auch die entsprechenden Coupés – bis heute zu den schönsten Mercedes-Benz Fahrzeugen und zählen weltweit zu den besonders begehrten Klassikern. Die Gestaltung erweist sich als so perfekt zeitlos, dass Coupé und Cabriolet elf Jahre lang produziert werden. Zudem beeinflussen sie das Design der ab 1965 gebauten Oberklasselimousinen der Baureihen W 108/W 109 nachhaltig und werden parallel zu diesen bis 1971 gefertigt.

Vor 60 Jahren: der E-Klasse-Vorläufer W 110

Baureihe W 110

Eine dritte Personenwagenneuheit steht ebenfalls bei Mercedes-Benz auf der IAA 1961: die „Heckflossen“-Baureihe (W 110). Ihre gelungene Kombination aus Geräumigkeit, Komfort, Leistung, Preis-Wert-Verhältnis und Wirtschaftlichkeit gilt als ideal. Auch in der oberen Mittelklasse setzt die gestaltfeste Fahrgastzelle mit Knautschzonen an Front und Heck Maßstäbe in der Sicherheit. Darüber hinaus verwöhnen die „Heckflossen“-Modelle ihre Insassen auf Wunsch schon Mitte der 1960er-Jahre mit heute so selbstverständlichen Annehmlichkeiten wie Automatikgetriebe, Servolenkung, elektrischen Fensterhebern, Stahlschiebedach und Klimaanlage. Zunächst sind die Vierzylinderlimousinen vom Typ 190 und 190 D zu haben. Sukzessive sind weitere Modelle erhältlich, bis hin zum Typ 230 mit Sechszylindermotor.

Vor 40 Jahren: das Coupé der Baureihe 126

S-Klasse Coupé der Baureihe 126

Eine viel beachtete Weltpremiere feiern auf der IAA vom 17. bis 27. September 1981 die Coupés 380 SEC und 500 SEC der Baureihe 126. Sie basieren auf der S-Klasse Limousine, die zwei Jahre zuvor vorgestellt worden ist. Die Bodengruppe ist freilich um 85 Millimeter gekürzt, dennoch sind es vollwertige Viersitzer. Die Karosserie ist nach neuesten Erkenntnissen der Sicherheitsforschung konstruiert. Das Design entsteht unter der Ägide von Bruno Sacco, der bis zum heutigen Tag stolz auf das Ergebnis ist. Ein interessantes Ausstattungsdetail der Coupés sind elektrisch betätigte Gurtbringer, die zum serienmäßigen Lieferumfang der SEC-Typen gehören. Auf Wunsch sind außerdem ein Airbag für den Fahrer und ein Gurtstraffer für den Beifahrer lieferbar. 1985 wird der 560 SEC mit 5,6-Liter-Motor das neue Spitzenmodell.

Vor 30 Jahren: das Cabriolet der Baureihe 124

300 CE-24 Cabriolet der Baureihe 124

Die Mercedes-Benz Cabriolets der Baureihe 124 sind heute begehrte junge Klassiker. Sie verbinden die Begeisterung am eleganten, offenen Fahren aufs Beste mit dem hohen Technik- und Sicherheitsniveau der oberen Mittelklasse der Stuttgarter Marke. Premiere haben sie vor 30 Jahren auf der IAA vom 12. bis 22. September 1991 – sieben Jahre nach der Präsentation der Limousinen der Baureihe 124. Zugleich setzen sie die Tradition der viersitzigen Mercedes-Benz Cabriolets nach einer Pause von 20 Jahren fort – die legendären W 111/W 112 Cabriolets sind bis 1971 gebaut worden. Das Cabriolet basiert auf dem Coupé der Baureihe 124, erhält jedoch zahlreiche Verstärkungen. Vorbildlich ist das Niveau der passiven Sicherheit: Bei Frontal-, Heck- und Seitenaufprall erfüllen die Cabriolets die hohen Standards von Limousine, T-Modell und Coupé. Als Überschlagschutz erhalten die A-Säulen innenliegende Profilbleche, und das Fahrzeug bekommt zudem einen neu entwickelten und patentierten, linear arbeitenden Überrollbügel. Höchste Ansprüche an den Fahrkomfort verwirklicht auch das vollversenkbare Stoffverdeck.

Mercedes-Benz und die Internationale Automobil-Ausstellung

Der Stand auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) 1961. Fahrzeuge von vorn nach hinten: 180 D (W 120), 190 (W 110, Messeneuheit), 220 (W 111), 300 SE (W 112, Messeneuheit) und 220 SE Coupé (W 111)

Die IAA ist für Mercedes-Benz eine wichtige Plattform. Sie ist die größte Branchenveranstaltung in Deutschland und fasziniert Fachwelt wie Automobilinteressierte. In nahezu 125 Jahren IAA-Historie hat Mercedes-Benz sich dort einen festen Platz gesichert: Als Ursprung der Veranstaltung gilt eine eintägige und noch sehr bescheidene Automobilausstellung im Jahr 1897 in Berlin. Damals richtet der frisch gegründete Mitteleuropäische Motorwagen-Verein (MVV) erstmals eine „Vorführung von Motorwagen“ aus. Acht Automobile werden gezeigt – vier davon allein von Benz und eines von Daimler. Doch über die Jahrzehnte wächst die Messe erheblich. Spätestens 1899 trägt sie als „Internationale Motorwagen-Ausstellung“ die über Deutschland hinausreichende Relevanz im Namen, und 1904 wird erstmals eine „Internationale Automobil-Ausstellung“ ausgerichtet. Die meisten IAA vor dem Zweiten Weltkrieg finden in Berlin statt, einige aber auch an weiteren Standorten wie Frankfurt am Main (1904) und Leipzig (1928).

Das Design des C126 entstand unter der Leitung von Bruno Sacco.

Nach dem zweiten Weltkrieg stellen die Autohersteller von 1947 bis 1949 zunächst auf der Exportmesse in Hannover und 1950 auf der Autoschau in West-Berlin aus. Im April 1951 und damit vor 70 Jahren wird die IAA in Frankfurt am Main ausgerichtet und findet dort für die nächsten Jahrzehnte ihre Heimat. Wie schon vor dem Krieg ist die damalige Daimler-Benz AG ein fester Partner. Die Veranstaltung ist vom Neustart weg ein Großereignis: 1951 zeigen auf rund 44.000 Quadratmetern Fläche 537 Aussteller insgesamt 553 Personenwagen und Nutzfahrzeuge. Es kommen 570.000 Besucher aus 45 Ländern. Der Mercedes-Benz 300 (W 186), später bekannt als „Adenauer-Mercedes“, sowie der 220 (W 187) sind international beachtete Sensationen, und der Unternehmensauftritt überzeugt: „Weite, bunte Stoffbahnen zaubern aus der Mercedeshalle ein intimes Zelt. Wie auf einem Denkmal inmitten der Halle ein alter Daimler-Benz, eine Benzinkutsche aus den Kinderjahren des Autos. Ringsum schillert es und glänzt es“, schwärmt das „Hamburger Abendblatt“. Der Besucherandrang bei Mercedes-Benz ist erheblich. „Die Eingänge zur Mercedes-Benz Halle mussten ständig von einem berittenen Polizeikommando besetzt werden“, berichtet die „Automobil Revue“.

Seitdem sorgen immer wieder neue Fahrzeuge von Mercedes-Benz bei der IAA für Furore. Zur Tradition wird, dass die Marke die Festhalle gleich beim City-Eingang komplett belegt. Über viele Jahre bewährt sich, dass eine Rolltreppe die Besucher auf die oberste Ebene bringt und diese während der Fahrt einen ersten Überblick gewissermaßen aus der Vogelperspektive erhalten, bevor sie dann entlang aller Novitäten wieder nach unten flanieren. Das ist mittlerweile Geschichte. Denn von 2021 an trägt die IAA Mobility in München dem vielfältigen Wandel in der Mobilität Rechnung und bringt die Veranstaltung mit einem neuen Konzept in die Zukunft. Diese gestaltet Mercedes-Benz von jeher mit jedem neuen Produkt mit – diese Konstante bleibt.