Im 123 Kombi quer durch die Wüste

Diese beiden freuen sich auf Afrika im 123 Kombi

Diese beiden freuen sich auf Afrika im 123 Kombi

Am Samstag, 27. Februar, starteten zwei Freunde ins große Abenteuer: Mit einem 72 PS starken Mercedes-Benz Kombi 240 D, Baujahr 1985, wollen Oliver Siemann und Christian Jenke – als Teilnehmer einer vom eingetragenen Verein Breitengrad organisierten „Amateur-Rallye“ – von Bückeburg aus bis nach Banjul, der Hauptstadt des afrikanischen Staates Gambia, fahren. Für die rund 7500 Kilometer lange Tour, die sie unter anderem durch Spanien, Marokko, die Westsahara, Mauretanien und Senegal führen wird, haben sie ungefähr drei Wochen eingeplant.
„Der Spaßfaktor gehört ganz klar dazu“, sagt Jenke. Und „Abenteuerlust“, bestätigt Siemann. Eine große Motivation sei aber auch der karitative Zweck der Rallye: Dem Reglement der Veranstaltung nach werden die Fahrzeuge der insgesamt 46 Teams nämlich am Ziel der Reise versteigert und das Geld wohltätigen Organisationen (einem gambischen Waisenhaus, Frauenhaus, Krankenhaus und einer Schule) zur Verfügung gestellt. Außerdem haben die beiden Afrikareisenden diverse Spielzeuge zusammengetragen, die sie vor Ort an die Bevölkerung verschenken wollen, sowie Medikamente bei deutschen Ärzten gesammelt, die sie dem Krankenhaus in Banjul übergeben wollen. Der Großteil ihrer mitgeführten Rallye-Ausrüstung wie etwa Zelt, Feldbetten, Schlafsäcke und Campingkocher soll ebenfalls in Gambia bleiben, zumal die Rückreise mit dem Flugzeug erfolgt und dabei nur begrenzt Gepäck mitgenommen werden kann.
Dass die beiden Abenteurer ihre Fahrt nicht mit einem modernen Geländewagen, sondern einem 25 Jahre alten Kombi antreten, der zudem schon mehr als 300 000 Kilometer hinter sich hat, hängt auch mit dem Reglement zusammen: Die Rallye soll eine „Low-Budget-Veranstaltung“ sein, erklärt Jenke. Daher habe der Verein Breitengrad festgelegt, dass die jeweiligen Fahrzeuge nicht mehr als 1000 Euro wert sein dürfen.
Ihren Mercedes-Benz Typ W 123 haben Jenke und Siemann übrigens für 300 Euro von privat gekauft und dann noch rund 2000 Euro reingesteckt, um das Auto afrikatauglich zu machen. So ließen sie zum Beispiel einen Unterfahrschutz für die Ölwanne, das Differenzial und den Tank einbauen, damit der Pkw auch auf schlechten Wegstrecken bestehen kann. Sie seien leider beide keine fachkundigen Autoschrauber, unkt der Kalletaler mit Blick auf das verbleibende fahrzeugtechnische Restrisiko. Insofern gelte die Devise: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“
Ein Schnäppchen ist die Abenteuerreise nach Gambia trotz des Verzichtes auf ein teures Rallyefahrzeug allerdings nicht. Auf rund 11 000 Euro beziffert Siemann (30) die Gesamtkosten. Allein für seine notwendigen Impfungen habe er beispielsweise knapp 700 Euro bezahlt. Zusammen mit der benötigten Ausrüstung und den beiden Rückflugtickets sei die Gesamtsumme schnell erreicht.
Der finanzielle Aufwand erklärt denn auch, warum der weiße Pkw mit Werbeaufklebern diverser deutscher Firmen übersät ist: Es handelt sich dabei um die mehr als zehn Sponsoren, die Jenke und Siemann bei ihrem Afrika-Abenteuer unterstützen – allen voran die Unternehmen „Porta Bauelemente & mehr“ (Porta Westfalica), „Selo Fensterbau“ (Frankenthal) und „Pollmann & Renken“ (Aurich).
Für die Afrikatour sind laut Jenke alle Fahrzeuge der Rallyeteilnehmer mit einem sogenannten „Roadbook“ ausgestattet. In diesem Routenplan habe der Veranstalter außer den Angaben zur Fahrtstrecke auch „Pflichtstationen“ aufgeführt, an denen sich alle Teams einfinden müssen – zur Kontrolle, ob noch alle Fahrzeuge auf dem richtigen Weg sind, erklärt der 30-Jährige. Zudem werde dem Teilnehmerfeld als zusätzliche Sicherheit ein sogenanntes „Besenfahrzeug“ hinterherfahren, das liegen gebliebenen Teams Hilfe leisten beziehungsweise diese gegebenenfalls einsammeln soll. Eine rund 600 Kilometer lange Etappe durch die Wüste der Westsahara werde darüber hinaus aus Sicherheitsgründen nur in Gruppen und Begleitung einheimischer Führer gefahren.
Ein kleiner Knackpunkt an der ganzen Geschichte bleibt Mauretanien. „Da wird es schon etwas gefährlicher“, verrät Jenke. „Das Auswärtige Amt warnt vor Reisen in die Region.“ Grund hierfür sei die Gefahr, auch als Rallyeteilnehmer Opfer von Überfällen und Entführungen zu werden. Den Kalletaler beunruhigt dies jedoch nicht: Als Vertriebsmitarbeiter sei er beruflich viel mit dem Pkw im Außendienst und auf deutschen Autobahnen unterwegs. „Das ist potenziell gefährlicher als einmal durch Mauretanien zu fahren.“