Keine zwei Wochen vor dem AvD-Oldtimer-Grand-Prix (11. – 13. August) werden auch die letzten Details für das größte Klassiker-Rennen auf dem Nürburgring geklärt. Und was da an Starterfeldern, Ausstellungsfahrzeugen und Rahmenprogramm zusammenkommt, verspricht ein rasantes Oldtimer-Festival der Superlative. Rund 500 faszinierende Rennwagen aus gut 80 Jahren Motorsportgeschichte werden in der Eifel erwartet, viele von ihnen absolute Unikate oder zumindest nur noch selten im Fahrbetrieb zu sehen. Aber ob selten oder nicht, sie begeistern alle: Ob es sich um die Vorkriegsrennwagen oder die Formel-1-Boliden der 70er Jahre handelt, ob die Tourenwagen aus DTM und STW, die Nachwuchs-Formel-Flitzer der Laudas, Sennas und Schumis oder die donnernden Sportwagen der 60er Jahre auf die Strecke gehen – Nostalgie und Begeisterung an Fahrleistungen, Sound und Optik der alten Rennmaschinen lassen keinen Besucher unberührt. Im Fahrerlager geht es noch weiter: Dort sind neben den Einsatzfahrzeugen aus den über 20 Rennen, Gleichmäßigkeitsprüfungen (GLPs) und Präsentationen auch zahlreiche faszinierende Ausstellungsstücke zu sehen. Eintrittskarten gibt es an den geöffneten Tageskassen oder im Vorverkauf im Internet: Über www.nuerburgring.de erspart man sich lange Schlangen an der Kasse. Rund um den AvD-Oldtimer-Grand-Prix liefert die Homepage www.avd-ogp.de alles Wichtige.
Neuauflage eines klassischen Duells: Zakspeed-Capri und Kremer-Porsche
Auch darauf freuen sich die Zuschauer beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix traditionell besonders: Das Revivalrennen Deutsche Rennsport-Meisterschaft (DRM) präsentiert die Fahrzeuge, die von den frühen 70ern bis Mitte der 80er Jahre als bestbesetzte Rennserie Europas galt. Auch hier gibt es ein Wiedersehen mit den Stars von einst – aber die sind aus Blech und hören auf Namen wie Porsche 911, Ford Escort oder BMW M1. Zwei legendäre Rennboliden jener Jahre sind ebenfalls dabei: Zakspeed-Ford und Kremer-Porsche. Denn Langstrecken-WM-Pilot Stefan Mücke (Berlin) setzt mit dem familieneigenen Rennteam einen Zakspeed-Capri von 1980 ein, den Vater Peter pilotieren wird. Der kämpft in seiner Klasse gegen den Jägermeister-Porsche 935 K3, den Profirennfahrer Wolfgang Kaufmann (Moslberg) fährt. Kurz bevor die DRM 1972 debütierte, war die große Zeit einer anderen Fahrzeugkategorie, die beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix für Furore sorgt: Die FIA Masters Sports Car Championship zeigt Gruppe-4- und Le-Mans-Fahrzeuge der Jahre 1962 bis 1974. Die mehr als zwei Dutzend spektakulären Sportwagen und Prototypen bringen die Luft beim Start zum Beben und gehören traditionell zu den Publikumsmagneten des Wochenendes. Chevron, McLaren und natürlich Porsche, aber auch Lola Merlyn oder Cooper sind die Rennwagen-Schmieden, in deren Werkstätten diese Kraftpakete einst auf die breiten Räder gesetzt wurden.
Le-Mans-Flair am Nürburgring
Neben dem FIA Sportwagen-Masters ist es vor allem das Rennen der zweisitzigen Rennwagen und GTs bis 1960 / 61, das am Wochenende für authentisches Langstreckenflair sorgt. Im prall gefüllten Feld sind weit über 40 Sportwagen und GTs am Start, von denen viele mit ihren schwungvollen Linien zu den schönsten Rennwagen aller Zeiten gehören. Diese grandiosen Fahrzeuge sorgen gleich zwei Mal für einen Höhepunkt des Wochenendes: Am Samstagabend fahren Sie ab 20:25 Uhr ein einstündiges Rennen aus, das in die Abenddämmerung führt, und bei dem das Feld um 21:30 Uhr mit einem Feuerwerk im Ziel begrüßt wird. Schon vor dem Start bekommen die Besucher etwas Besonderes zu sehen, wenn die Piloten auf der Start-Ziel-Gerade den klassischen Le-Mans-Start demonstrieren: Erst nach einem kurzen Sprint quer über die Strecke springen die Piloten dabei ins Cockpit und fahren los – allerdings heute nur noch zu Demonstrationszwecken, denn vor dem eigentlichen Start wird das Feld noch einmal angehalten, um die heute obligatorischen Sicherheitsgurte anzulegen.
Natürlich kommen auch die Fans des Rennsports „ohne Dach über den Kopf“ voll auf ihre Kosten. Sie können die Ahnenreihe der heutigen Formel-1-Fahrzeuge bis in die Frühzeit zurückverfolgen. Im Rennen der Grand Prix Cars bis 1960 wird die britische Fahrervereinigung HGPCA zwei Dutzend feine Monoposti zeigen, die die Entwicklung des Formelsports von den Grand-Prix-Rennen der 30er Jahre bis in das erste Jahrzehnt der Formel 1 darstellt. Besonderes Augenmerk genießen in diesem Jahr die vier Maserati 250F, die ein besonders Jubiläum feiern. Das Modell brachte vor 60 Jahren dem legendären Juan Manuel Fangio die Formel-1-Weltmeisterschaft ein, die er sich beim legendären deutschen Grand Prix auf dem Nürburgring sicherte. Ein Jubiläum gibt es auch im prestigeträchtigsten historischen Rundstreckenprädikat des Automobil-Weltverbandes FIA, das sich beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix die Ehre gibt: In der FIA Masters Historic Formula One Championship geht es zurück in die 3-Liter-Ära, die von den Cosworth-Motoren geprägt wurde. Praktisch alle Teams vertrauten auf das legendäre Aggregat, das ab 1967 eingesetzt wurde und mit dem bis 1983 insgesamt 155 Formel-1-Siege eingefahren wurden. Ein Höhepunkt für die historischen Formel-1-Piloten: Bei der Siegerehrung am Sonntag übergibt mit Ralf Schumacher ein ehemaliger Formel-1-Pilot die Pokale, der heute unter anderem als Markenbotschafter für den Schmierstoffhersteller Ravenol im Einsatz ist. Dem Nachwuchssport widmen sich ebenfalls zwei Rennserien. Die FIA Lurani Trophy für Formel-Junior-Fahrzeuge erinnert an die vom italienischen Conte Lurani aus der Taufe gehobene Monoposti-Klasse, die für viele damalige Top-Piloten zum „rasenden Klassenzimmer“ wurde. Ihre Nachfolge trat ab 1964 die Formel 3 an, die – in vielen Evolutionen und Weiterentwicklungen – noch heute das Nonplusultra im Nachwuchssport darstellt. Die ersten beiden Jahrzehnte beleuchtet beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix das Formel-3-Rennen für die Jahrgänge 1964 bis 1984, das mit weit über 30 Nennungen nicht nur ein attraktives Starterfeld präsentiert. Mit seinen Originalfahrzeugen, die eins etwa von Ricardo Patrese, Teo Fabi oder Ayrton Senna pilotiert wurden, sind hier auch echte historische Schätze am Start.
Vorkriegsrennwagen: Ein Starterfeld voller Höhepunkte
Mit über 60 Fahrzeugen ist auch das Feld der Vorkriegsfahrzeuge in diesem Jahr toll besetzt. Sie sind im historischen Fahrerlager untergebracht und gehen von hier aus zu GLPs auf der Grand-Prix-Strecke und zu Ausfahrten auf die Nordschleife sowie in die Umgebung der Strecke. Und nicht nur die Quantität ist mit einer schier unüberschaubaren Fülle historischer Modelle und Marken beeindruckend – auch die Qualität ist erneut phantastisch. Knapp die Hälfte der Starter wird in „The ASC Trophy“ an den Start gehen, die die Veranstalter des AvD-Oldtimer-Grand-Prix gemeinsam mit dem Allgemeinen Schnauferl Club (ASC) ausschreiben – bei allen handelt es sich um authentische Originalfahrzeuge mit lückenloser Historie. Ein halbes Dutzend Kompressor-Mercedes führt das Feld an, unter ihnen auch das Fahrzeug, mit dem Rudolf Caracciola im Jahr 1927 das Eröffnungsrennen des Nürburgrings gewann. Modelle von heute schon vergessenen Marken wie Invicta, Delahaye und Lagonda wechseln sich ab mit den frühen Modellen von Aston Martin, Fiat, Jaguar, Bentley und anderen. Vertreten sind auch frühe Nachkriegs-Sportwagen, die noch auf der Vorkriegstechnik aufbauten: Deutsche Veritas und mehr als zehn britische Healey Silverstone sind Zeitzeugen. Auch das ostdeutsche BMW-Einzelstück „Großer Werkmeister“ von 1952 gehört dieser Riege an. Im weiteren Vorkriegsfeld sind weitere Highlights zu finden. Etwa Ulrich Sauer, der mit seinem BMW 328 eine kleine Gruppe dieser populären Traumsportwagen der späten 30er anführt. Der Iserlohner Sauer ist der treueste Starter beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix und hat keine der bislang 44 Ausgaben versäumt. Auch die drei ältesten Fahrzeuge des Wochenendes finden sich im Feld der Vintage Sports Car Trophy im historischen Fahrerlager: Ein Bugatti Brescia von 1921, ein Lion Peugeot von 1909 und das fast 110 Jahre alte Brasier Voiture de course.
Wer mit dem Bummel zu den kostbaren Vorkriegsfahrzeugen angefangen hat, dem sei dringend der Weg weiter in das moderne Grand-Prix-Fahrerlager angeraten. Denn dort gibt es beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix noch viel, viel mehr zu entdecken. Gleich auf dem Weg hinüber passieren die Besucher das Jaguar Village, wo die britische Raubkatzenmarke historische und aktuelle Modelle zeigt. Für das Besucher-Catering ist Holger Stromberg, der ehemalige Koch der Fußball-Nationalmannschaft zuständig, und immer wieder gibt es interessante Talkrunden – unter anderem mit Christian Danner. Der Ex-Formel-1-Profi ist auch im Talk beim TÜV Rheinland zu erleben. Dort finden überdies zwei Mal am Wochenende hoch interessante Expertengespräche statt, die für jeden Besucher offen stehen. „Tuning und H-Kennzeichen: Ein Widerspruch?“ ist das Thema, das TÜV-Rheinland-Experte Norbert Schroeder gemeinsam mit Volker Strycek beleuchtet. Auf dem weiteren Weg durch das Fahrerlager locken die Zelte, in denen die Rennwagen für die Trainings und Rennen vorbereitet werden, sowie weitere Ausstellungen. Volvo etwa zeigt in seinem Areal ausgesuchte alte und neue Stücke. Rund um das Zelt der Fachzeitschrift Motor Klassik sind die historischen Rallyefahrzeuge der Fahrergemeinschaft „Slowly Sideways“ zu sehen. Sie gehen übrigens auch zu Demonstrationsfahrten auf die Strecke – und bereichern damit das Programm ebenso wie die Korsos der Skoda-Modelle oder die Parade zum 70. Geburtstag von Ferrari. Skoda lädt darüber hinaus am Samstag und Sonntag alle Besucher im Fahrerlager zu einem Streifzug durch die ausgestellten Fahrzeuge ein, bei dem der siebenfache deutsche Rallye-Meister Matthias Kahle die fachkundigen Erläuterungen gibt. In der Mercedes-Arena schließlich, die an diesem Wochenende zum Areal der Edel-Marken wird, warten weitere Highlights auf Entdeckung. Dazu gehört natürlich die riesige Zeltstadt von Porsche Classic, wo unter anderem „Urban Outlaw“ Magnus Walker bei Autogrammstunden zu Gast ist. Aber auch Ferrari, Alfa Romeo und weitere Marken sind in diesem Bereich zu finden.