MBMC: W123 Rallye & /8er „Dachshund“

VOM COVENT GARDEN OPERNHAUS ZUM SYDNEY OPERNHAUS.

Die Singapore Airlines Rallye London-Sydney 1977, auch bekannt als der London-Sydney-Marathon, wurde vom 14. August bis 27. September 1977 veranstaltet. Hier finden Sie in unserem Youtube-Kanal einen Filmbericht von damals!

Die Modelle: Matrix bietet jetzt die 1:43-Modelle dieser beiden Rallyeautos an. Nach den mir vorliegenden  Bildern zu urteilen, scheint es sich um sehr schön gestaltete Modelle der Mercedes-Benz-Siegerfahrzeuge des berüchtigten 2. und letzten „London bis Sydney Marathon“ zu handeln.

Die Rallye: Colin Malkin, einer der drei Fahrer des siegreichen Mercedes-Benz 280E (W123) mit der Startnummer 33, fasste die Rallye mit diesen Worten zusammen: „Lassen Sie sich von niemandem erzählen, dass es einfach war. Es war schwierig. Die schwierigste, die ich je gemacht habe.“ Und das sagt viel aus, wenn es von einem Fahrer kommt, der als einer der besten Rallyefahrer in Großbritannien galt!

Nach allem, was man heute noch lesen kann, war die dilettantische Organisation der 28.200 km langen Rallye ein Musterbeispiel für Inkompetenz und dafür, was man nicht tun sollte. Organisator der Rallye war ein umstrittener Werbefachmann, ein gewisser Wylton Dickson, der bei Singapore Airlines für Sonderausstellungen und Öffentlichkeitsarbeit zuständig gewesen war und der weder Erfahrung noch irgendwelche Verbindungen  zum Rallyesport hatte. Bei all den Kontroversen und Problemen vor und während der Rallye ist es bewundernswert, dass das Rennen überhaupt stattfand, und dass die meisten der 79 Fahrzeugbesatzungen sicher ins Ziel ankamen. Bis Madras lief zum Glück alles perfekt. In Malaysien traten die ersten Probleme auf, wahrscheinlich wegen der mangelnden Erfahrung der örtlichen Automobilclubs, auf die sich die Organisatoren verlassen mussten. In Australien ging dann alles drunter und drüber: unklare Streckenanweisungen, zweifelhafte Zeiteinteilung, fehlende Informationsrückmeldung und die Tatsache daß die Ergebnisse eher von den Sponsoren als von den Rennkommissaren bestimmt wurden.

Bei der Verschiffung der Autos von Singapur nach Freemantle (dem Hafen von Perth) kam es zu Verzögerungen. Es gab Gerüchte, dass sich das Schiff verspätete, weil es von Wylton Dickson vor der Rallye nicht bezahlt worden
war, oder dass die Reederei nun mehr Geld haben wollte, oder beides. Das Schlimmste war jedoch, dass infolge dieser Verspätungen und um Sydney zum geplanten und unverrückbaren Zieltermin zu erreichen, der zermürbende Zeitplan nun zu einem superzermürbenden Zeitplan verdichtet wurde, was bedeutete, dass die Fahrer die 13.000 km lange Strecke durch Australien in acht Tagen zurücklegen mussten, wovon praktisch drei Tage ohne eine einzige Stunde Schlaf gefahren werden mussten. Tatsächlich hatten die Fahrer in diesen acht Tagen insgesamt nur 16 Stunden Zeit für Ruhepausen, und davon insgesamt nur 5 Stunden im Bett.

Die Mercedes-Benz 280E (W123) Wagen: Die Mercedes-Benz-Siegerwagen Nr. 33 (Rank Organisation) und Nr. 49 (Johnson Car Wax) wurden nicht offiziell von der Daimler-Benz AG unterstützt. Dennoch kann kein Zweifel daran bestehen, dass Mercedes viel mit ihrem Erfolg zu tun hatte: Die beiden Mercedes 280E (W123) mit den Startnummern 33 und 49 wurden von der damaligen „Mercedes-Benz Experimentalabteilung“ vorbereitet. In den Berichten der zeitgenössischen australischen Zeitungen hieß es: „Der gesamte Rallyeeinsatz wurde von den Chefkonstrukteuren der Experimentalabteilung unter der Leitung von Erich Waxenberger koordiniert. In Australien standen dem Team acht Mechaniker, ein Flugzeug und zahlreiche weitere Mitarbeiter von der Rank-Organisation und von Mobil zur Verfügung. Und das Mobil-Team hatte sogar an verschiedenen Punkten der Strecke Benzin- und Lebensmittellieferungen organisiert, um die führenden Crews und Autos zu verpflegen und zu hydrieren.“

Einer der Fahrer im Mercedes 280E (Nr.49), Tony Fowkes, sah das vor dem Start der Rallye so: „Ich würde gerne noch einen Monat an dem Auto arbeiten, dann wäre ich zuversichtlicher, dass ein solches Projekt gelingt. Es  kann so viel schief gehen. Es ist ein riesiges Risiko für Mercedes, aber sie haben bei der Firma in der kurzen Zeit, die ihnen zur Verfügung stand, Großartiges geleistet.“

Trotz aller Sorgen stellte sich der Erfolg dennoch ein, und die Mercedes-Benz 280E (W123) Wagen mit den Startnummern 33 und 49 belegten den ersten und zweiten Platz, angesichts der enormen Schwierigkeiten tatsächlich ein großes Zeugnis für Mensch und Maschine.


 

Matrix bringt den Mercedes-Benz W114 mit langem Radstand aus dem Jahr 1971 mit einer speziell angefertigten Kombi-Karosserie von Crayford in zwei verschiedenen Farbvarianten auf den Markt: in Blau Metallic und in Weiß.

Anmerkung der Redaktion: Die Kombination aus langem Radstand und Kombiheck wird oft als „Dachshund“ bezeichnet, da sich ein leichter Hängebauch optisch (und mangels entsprechender Zusatzversteifungen) und technisch an der Karosse zeigt. Die Daimler-Benz AG verfasste sogar ein Schreiben an die bekannten Karosseriebauer, dass man diese Art von Fahrzeugen von Herstellerseite untersagte!