Mit der Sonderausstellung „C 111 – zeitlos und visionär“ erzählt das Mercedes-Benz Museum ab Dienstag, 28. April 2015, die Geschichte eines einzigartigen Superstars der Automobilgeschichte. Der Mercedes-Benz C 111 entsteht 1969 als hoch innovatives Forschungsfahrzeug zur Erprobung von Wankelmotor und neuartigen Leichtbau-Werkstoffen. Das futuristische Flügeltüren-Coupé in auffälliger Lackierung geht zwar nie in Serie, begeistert die Menschen aber bis heute durch sein faszinierendes Design und durch die Ende der 1970er-Jahre erzielten Geschwindigkeitsrekorde. Die Sonderausstellung wird bis zum 15. November 2015 im Collectionsraum 5 des Mercedes-Benz Museums gezeigt. Sie inszeniert die „Auto“-Biografie des C 111 mit originalen Fahrzeugen der Unternehmenssammlung im Kontext authentischer Exponate aus Zeitgeschichte, Design und Kunst. Der Eintritt ist im regulären Museumsticket enthalten.
„Die Sonderausstellung dokumentiert ein einzigartiges Kapitel der Marken-, Forschungs- und Innovationsgeschichte von Mercedes-Benz“, erklärt Michael Bock, Leiter Mercedes-Benz Classic und Kundencenter. „Wir setzen den Mythos C 111 im Kontext von Design und Zeitgeist, aber auch im Spiegel zeitgenössischer Kunst in Szene. Der C 111 ist für mich ein Superstar der Automobilgeschichte und der Popkultur, ein Leuchtturm der modernen Fahrzeugforschung und des wegweisenden Designs in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.“
Popkultur: Intensiver Dialog mit Kunst und Design
Ein großes Echo findet der C 111 auch in der bildenden Kunst: Über die Jahre setzen sich so verschiedene Künstler wie Andy Warhol, Sylvie Fleury und Michael Sailstorfer mit den Forschungs- und Rekordfahrzeugen der Baureihe auseinander. In der Daimler Art Collection finden sich viele dieser Arbeiten. Die Sonderausstellung zeigt ab Mitte Mai die 2011 als Auftragsarbeit der Daimler Art Collection entstandene Skulptur „C 111“ von Michael Sailstorfer. Für diese Real-Collage arbeitet der Berliner Bildhauer Sailstorfer eine Limousine des Typs Mercedes-Benz 190 E (W 201) in aufwendiger Handarbeit (die ihre Spuren deutlich zeigt) zu seiner ganz persönlichen Version des C 111 um. Aus einem Fahrzeug der Großserie entsteht so die individuelle Annäherung an die Form und Körperlichkeit des exklusiven Forschungsfahrzeugs C 111 – das Sailstorfer zudem als sein Traumauto aus Kindheitstagen nennt.
Fahrzeugexponate: Vom Forschungsfahrzeug zum Rekordwagen
Die grundlegenden technischen Unterschiede zwischen diesen beiden Konzepten für einen modernen Verbrennungsmotor verdeutlicht eine Technik-Insel in der Sonderausstellung. Hier sind die Motoren sowohl als komplette Exponate wie auch als Schnittmodelle zu erleben.
Auf den ersten Diesel-betriebenen C 111, der im Sommer 1976 mit sechzehn Geschwindigkeitsrekorden begeistert, baut zwei Jahre später der Rekordwagen C 111-III auf. Dieses Fahrzeug entsteht im Laufe des Jahres 1977 und erzielt im April 1978 neun neue Weltrekorde. Äußerlich unterscheidet sich die aerodynamisch konsequent optimierte Karosserie nun deutlich vom ursprünglichen C 111. Den Abschluss dieser außergewöhnlichen Entwicklungsreihe markiert der Rekordwagen C 111 IV, mit dem Mercedes-Benz einen spektakulären neuen Rundstreckenrekord von 403,978 km/h aufstellt. Angetrieben wird diese letzte Entwicklungsstufe des C 111 allerdings nicht von einem aufgeladenen Diesel-Aggregat, sondern von einem V8-Motor mit 4,8 Liter Hubraum und zwei Turboladern.
Die Faszination des Supersportwagens C 111, in dessen Konzept das Erbe der Sportwagen-Ikone 300 SL „Gullwing“ (W 198) aus dem Jahr 1954 mitschwingt, greift Mercedes-Benz im Herbst 1991 noch einmal auf: Auf der IAA in Frankfurt hat das Experimentalfahrzeug C 112 Premiere, in dem insbesondere Lösungen für die aktive Sicherheit erprobt werden. Wie schon 22 Jahre zuvor bei der Präsentation des C 111 am gleichen Ort begeistert die Studie Fachleute und Öffentlichkeit. Doch so, wie der C 111 nie in Serie gebaut wird, so bleibt auch der technisch wegweisende C 112 ein faszinierender Solitär.
Das Mercedes-Benz Museum ist täglich von Dienstag bis Sonntag von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Kassenschluss ist um 17 Uhr. Anmeldung, Reservierung und aktuelle Informationen: Montag bis Sonntag von 9 bis 18 Uhr unter Telefon 0711 17-30000, per E-Mail classic@daimler.com oder online unter: www.mercedes-benz.com/museum
Fahrzeugdaten und Geschichte des Mercedes-Benz C 111
Insbesondere die Forschungsfahrzeuge fassen dabei immer wieder den Stand der aktuellen Innovationen von Mercedes-Benz in visionären Automobilen zusammen. Als voll funktionsfähige und fahrbereite Fahrzeuge machen sie neue Technologien ganz direkt sowie plastisch erlebbar – und somit auch bewertbar. Die direkte Traditionslinie dieser Fahrzeuge, die jene für Mercedes-Benz typische Kombination aus Faszination und Innovation kontinuierlich weiterentwickeln, beginnt im Herbst 1969 mit dem C 111.
Eine außergewöhnliche Coupé-Studie mit am Dach angeschlagenen Flügeltüren begeistert die Besucher am Stand von Mercedes-Benz auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt am Main im September 1969. Es ist der C 111 mit Rotationskolbenantrieb nach dem Kreiskolben-Prinzip von Felix Wankel.
Baujahr: 1969
Motor: Dreischeiben-Wankelmotor
Kammervolumen: 3x 600 Kubikzentimeter
Leistung: 206 kW (280 PS) bei 7.000/min
Höchstgeschwindigkeit: 260 km/h
Mercedes-Benz Forschungsfahrzeug C 111-II (1970)
Baujahr: 1970
Motor: Vierscheiben-Wankelmotor
Kammervolumen: 4x 600 Kubikzentimeter
Leistung: 257 kW (350 PS) bei 7.000/min
Höchstgeschwindigkeit: 300 km/h
Mercedes-Benz Rekordfahrzeug C 111-II D (1976)
Einsatz: 1976
Motor: Diesel, 5 Zylinder/Reihe, Abgasturbolader und Ladeluftkühlung
Hubraum: 2.999 Kubikzentimeter
Leistung: 140 kW (190 PS) bei 4.300-4.700/min
Höchstgeschwindigkeit: 260 km/h
In der Familie der Mercedes-Benz C 111 Experimental- und Rekordfahrzeuge ist der C 111-III das erste Fahrzeug, das in aller Konsequenz auf bestmögliche Aerodynamik ausgelegt ist. Seine Entwicklung im Jahr 1977 wird durch die erfolgreiche Rekordfahrt des C 111-II D angespornt, der noch weitgehend auf dem Chassis des Wankelmotor-Coupés C 111-II von 1970 basiert. Der neue Rekordwagen erhält eine aerodynamisch optimierte, in ausgedehnten Windkanalversuchen von Grund auf neu entwickelte Karosserie mit einem cW-Wert von nur 0,183. Das Fahrzeug ist schmaler als die C 111 Forschungsfahrzeuge von 1969 und 1970, es hat einen längeren Radstand, und die Vollverkleidung sowie die Heckflosse geben ihm eine perfekte Aerodynamik. Der Reihenfünfzylinder-Turbodiesel unter der silbern lackierten Kunststoff-Karosserie leistet nun 169 kW (230 PS). Im April 1978 erzielt Mercedes-Benz mit diesem C 111-III in Nardò neun neue Weltrekorde, unter anderem über 1.000 Meilen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 319 km/h.
Technische Daten Mercedes-Benz C 111-III
Einsatz: 1978
Motor: Diesel, 5 Zylinder/Reihe, Abgasturbolader und LadeluftkühlungHubraum: 2.999 Kubikzentimeter
Leistung: 169 kW (230 PS) bei 4.200-4.600/min
Höchstgeschwindigkeit: 325 km/h
Mercedes-Benz Rekordfahrzeug C 111-IV (1979)
Einsatz: 1979
Motor: Otto, V8, doppelter Abgasturbolader
Hubraum: 4.829 Kubikzentimeter
Leistung: 368 kW (500 PS) bei 6.000/min
Höchstgeschwindigkeit: 405 km/h
QUELLE: DaimlerAG