Mercedes-Team mit Fremdfabrikat auf der Creme21

von Claudia und Andreas Kautz - vdh Hannover

Der September steht für viele Old- und Youngtimer-Enthusiasten für die Creme21-Youngtimer-Rallye, welche es nun schon seit 2002 gibt. Andere nennen diese Veranstaltung auch Kindergeburtstag für Erwachsene. Denn im Vordergrund stehen keine eigentlichen Wertungsprüfungen, wie sie von klassischen Rallyes bekannt sind, sondern meistens handelt es sich um lustige Spiele in denen es auf Geschicklichkeit oder Musik und automobiles Wissen der 70er & 80er ankommt. Gepaart mit tollen Streckenverläufen über kleinste Land- und Kreisstraßen irgendwo im Nirgendwo. In der Regel führen die Routen verteilt auf vier Tage über eine Distanz von ca. 1000 Kilometer durch Deutschland.

Anbringen der Startnummer

Zum Start der Creme21 gibt es am ersten Tag eine technische Abnahme und eine erste Tagesetappe. Gefolgt von drei weiteren Fahrtagen mit jeweils einer Vormittags- und einer Nachmittagsetappe. Manchmal gibt es kleine Abstecher in benachbarte Länder. Somit ist es jedes Jahr auf ein Neues spannend, in welcher Region die nächste Creme21 Youngtimer-Rallye nun stattfindet.

Technische Abnehme

Auf dieser Youngtimer Rallye geht es auch nicht um den schönsten Jaguar E-Type oder teuersten Porsche. Im Vordergrund steht das Reisen mit einer möglichst großen Fahrzeugvielfalt der 70er & 80er Jahre. Seit einigen Jahren gibt es sogar die Möglichkeit mit automobilen Errungenschaften der 90er mit an der Rallye teilzunehmen. Anfang Januar beginnt der Anmeldezeitraum. Wobei die Rallye meistens schon nach wenigen Tagen mehr Bewerbungen als Teilnehmerplätze hat. Die größte Chance auf eine Teilnahme hat man dann mit einem Fahrzeug, welches das Starterfeld um eine weitere Rarität bereichert.Seit 2013 ist auch für uns, also meiner Frau Claudia und mich, die Teilnahme an der Creme21 ein fester Bestandteil im Terminkalender. Und auch wenn ein Großteil meiner automobilen Leidenschaft dem Stern gewidmet ist, starteten wir nun schon das 12. Mal mit einem Chrysler Le Baron Cabrio, um nun selber das Starterfeld um eine weitere automobile Randgruppe zu erweitern. Diese Creme über waren wir in Begleitung mit Flat Eric, der auf einem eigenen Instagram Kanal (flat.eric_2023) für einige bunte Fotos sorgte.

Dieses Jahr fand der Start am 11. September an der Flugzeugwerft in Oberschleißheim statt. Die erste Aktion ist dann immer das Anbringen der Startnummer am Fahrzeug. Claudia ist da immer sehr akribisch, weshalb die Nummer auf unserem Fahrzeug faltenfrei klebt. Bei manch einem Team führt schon dies zu den ersten Diskussionen.  Neben der technischen Abnahme, bei der überprüft wird, ob das Fahrzeug verkehrssicher ist, konnte das Museum besucht werden.  Gegen Mittag sollten dann die ersten abgefertigten Teilnehmer auch starten. Gleich zu Beginn gab es auch das lustige Kofferspielchen.

Auf eigentlich jeder der Etappen, wird einem der Inhalt eines kleinen Kinder-Koffers gezeigt. Im späteren Verlauf der Etappe, wenn man schon gar nicht mehr daran denkt, wird einem an einer der Durchfahrtskontrollen zu diesen Dingen dann auch eine Frage gestellt, die mal mehr und mal weniger direkt mit den Dingen im Koffer zu tun hat. Hier ist dann kreatives Kombinieren gefragt. Unser erstes Tagesziel führte uns nach Ingolstadt in den Audi Sportpark. Zum Abschluss gab es noch etwas Geschicklichkeit zu beweisen. In Form eines Geduldspiels musste durch Verschieben von kleinen Spielzeugautos ein Fahrzeug befreit werden. Und über ein Lineal musste ein Golfball mit einem Regenschirm als eine Art Billard Queue über ein Lineal gerollt werden.

Da VW einer der diesjährigen Sponsoren der Creme21 war, waren Audi-dominierende Ziele stark vertreten. Es ist doch aber schön, wenn man auch mal über den automobilen Tellerrand hinwegschaut. Außerdem eint uns doch auch alle dieselbe Leidenschaft.

Am AUDI – Forum

Unser zweiter Fahrtag, der Donnerstag, startete morgens früh bei Audi Tradition in Ingolstadt. Dieses Jahr hatten wir die Startnummer „1“, was bedeutete, dass unser Start schon um 8:00 Uhr auf dem Programm stand. Die Fahrzeuge starten im Minutentakt, bis das letzte der 220 Teilnehmenden Fahrzeugen dann am späten Vormittag auch endlich die Reise antreten konnte. Die Route führte uns entlang des Altmühltals, über kleine Nebenstraßen hin zur Mittagspause, bei der Fahrer und Beifahrer sich erst einmal stärken und neue Kräfte sammeln konnten. Die Etappenverläufe werden durch ein Roadbook genau definiert. Regulär ist der Weg in tabellarischer Form gut beschrieben, was nicht heißt, dass der Fahrer & Beifahrer sich nicht konzentrieren müssen. Kurze Rechts-Links-Kombinationen sind schnell übersehen und verpasst. Dieses Jahr hatte hier wohl der Druckteufel zugeschlagen und erhöhte den Schwierigkeitsgrad etwas. Auf jeder der vielen Roadbookseiten fehlte in der Beschreibung die oberste Zeile mit der Wegbeschreibung. Das führte anfangs zu einem Rätsel. Da wir aber schon viele Jahre die Creme21 begleiten, war uns schnell klar, was hier wohl passiert sein konnte. Und natürlich wurde auch diese Etappe wieder untermalt mit lustigen Spielen.

Darten

Die dritte Etappe der C21 am Nachmittag führte uns wieder im weitestgehend offenen Cabrio über kleinste Landstraßen, die gerade mal für eine Fahrzeugbreite ausreichten. Bei einem der Spiele unterwegs mussten wir mit einer Auswahl verschiedenster Stifte und Utensilien eine Cassette innerhalb von 21 Sekunden möglichst weit spulen. Am Ende des Tages erreichten wir das Audi Forum in Neckarsulm.

Freie Bahn für Familie Kautz

Nach einer ersten Verschnaufpause fuhren alle in ihr zugewiesenes Hotel um dort mit dem ein oder anderen Katgetränk und den Erlebnissen des ersten Tages den Abend ausklingen zu lassen. Am Abend gab es dann auch die Auflösung zum zuvor verwirrenden Roadbook. Denn über WhatsApp kam noch einen Hinweis auf einige Änderungen im Roadbook. Die fehlenden Zeilen wurden für die folgenden Etappen alle durchgegeben und konnten nun anschließend noch nachgepflegt werden um für die Folgetage weniger Wegstreckenrätsel lösen zu müssen.

Freitag, der zweite Fahrtag begann für uns sehr entspannt zum Start in Neckarsulm. Denn, wie auch schon die Jahre zuvor, gab es den Versuch, das Starterfeld in umgedrehter Reihenfolge starten zu lassen. Und die Schlauen haben es schon herausgefunden. Mit Startnummer „1“ ist man dann eigentlich der letzte Starter. Unsere Erfahrung sagte uns aber, dass so manches Team den Abend zuvor ausgiebig „besprechen“ musste und so morgens nicht pünktlich am Start eintraf. Wir konnten eine dieser Lücken nutzen, um hier den Flow nicht abreißen zu lassen. Nun waren wirklich fahrerische Skills gefragt. Wir fuhren über zwei historische Bergrennstrecken und einer noch aktiven bei Eichenbühl, bei denen jeder Kurvenfreund auf seine Kosten kam. Mein Chrysler kam hier natürlich etwas schneller an seine Grenzen, als so manches optimierte Fahrzeug aus den 80ern.

Natürlich gab es auch hier wieder einen Kofferinhalt zu bestaunen. Enthalten waren verschiedenste kleine Spielzeugautos, eine Postkarte mit einem Mond, und eine Postkarte mit Mond und Wölfen. Wir konnten noch erkennen, dass es sich bei einigen Autos um Batman Fahrzeuge handeln musste. Was uns die Fahrt über beschäftigte, um etwas über die Batman-Reihe zu recherchieren. – Die spätere Frage war dann jedoch, wie viele Fahrzeuge sich auf dem Mond befinden.

Unsere Treffsicherheit mussten wir noch mit Dartpfeilen beweisen. Es galt Ballons auf einem Holzbrett zum Zerplatzen zu bringen. Und irgendwie hatten wir dieses Jahr keinen wirklich guten Lauf und so haben wir den ein oder anderen Wertungspunkt auf der Strecke gelassen. Nur eigentlich sollte das Punktesammeln auch gar nicht das erste Ziel sein. Der eigentliche Sinn dieser Veranstaltung liegt auf einem anderen Fokus. Es geht um großartige Strecken, kurvenreiches Fahren und Spaß! Am Ende des Tages hatten wir ein Hotel in Darmstadt. Zusammen mit einer weiteren langjährigen Creme Bekanntschaft machten wir uns auf die Suche nach einem abendlichen Restaurant und wir mussten feststellen, dass Darmstadt eigentlich auch ganz nett ausschaut. Wahrscheinlich wäre ich da sonst nie vorbeigekommen.

Darmstadt

Sonnabendmorgen rollten wir wieder früh morgens zum Start. Nachdem die Tage zuvor das Wetter etwas durchwachsen war, schienen sich die Wolken etwas zu lichten. Auf den beiden letzten Etappen der Tour wollten wir unseren frühen Start nun auch nutzen, den Tag entspannter angehen zu lassen. Zusammen mit unserem bekannten Pärchen sind wir dann weitestgehend zusammen unterwegs gewesen. Zwischen den Spielchen an den Durchfahrtskontrollen hatten wir sogar die Gelegenheit genutzt, um an einem kleinen Dorflädchen auf einen Kaffee anzuhalten. Im Sonnenschein sitzend, konnten wir den passierenden Teilnehmer der Rallye zuwinken.

Der Weg führte uns am Freitag wieder über hervorragende Strecke hin zum Polizeimuseum in Marburg. Ein Rundgang entlang der vielen Exponate lockerte somit den Tag noch weiter auf. Gerade Fahrzeuge der Marke Mercedes sind hier stark vertreten. Das Polizeimuseum ist wirklich eine Empfehlung wert. Das Roadbook zeigte nun nur noch wenige Zeilen.  Das ist der Moment, in dem man feststellen muss, dass sich die Tour und Veranstaltung nun langsam dem Ende neigt.

Der restliche Weg zur Lebenshilfe nach Gießen, welche schon seit langer Zeit einer der Sponsoren der Creme21 ist. Bekannt ist die Lebenshilfe Gießen übrigens durch die Oldtimer-Spendenaktion, die es jedes Jahr aufs Neue gibt. In Gießen angekommen gab es noch ein großes Abschluss Spiel. Es hieß „Geh aufs Ganze!“. Bekannt aus der TV Show von Sat1 aus den frühen 90ern. Hier konnte man sich weitere Punkte erspielen, den bekannten Zonk erhalten oder einen tollen Sachpreis, der wohl am Ende einen tatsächlichen Gewinn darstellte.

Abschlussparty

Am Abend folgte dann wie gewohnt die große Abschlussparty im Geiste wie vor 30-50 Jahren. Viele der Teilnehmer hatten stilecht Klamotten aus den 70ern oder andere schräge Accessoires dabei. Es gab Musik, Tanz und natürlich auch Essen und Getränke. Das Highlight der Abendveranstaltung ist natürlich die Siegerehrung. Wer an den vergangenen Tagen einiges an Punkten sammeln konnte, hatte nun die Gelegenheit, eine Höhensonne oder eine schicke Lampe aus vergangenen Tagen zu gewinnen. Um den eigentlichen Gedanken der Creme21 zu unterstreichen, eben weniger Wert auf Punktezahl und mehr Wert auf die Tour zu legen, wird auch der 21. Platz am größten gefeiert! Am geselligen Abschlussabend gibt es nun endlich auch die Gelegenheit alle Teilnehmer zu treffen, die man zuvor nur auf der Starterleiste gelesen hatte. In einem Gespräch mit Neulingen auf dieser Rallye, ergab es sich, dass diese interessierten Jungen nun erst Anfang zwanzig waren. Es fällt einem auf, dass diese jungen Leute damals noch im Kindesalter waren, als wir unsere erste Creme21 mitfuhren. In den Anfängen der Creme21 sind die jüngsten Teilnehmer gerade geboren wurden. Es freut einen jedoch, dass es im Bereich Old- und Youngtimer ambitionierten Nachwuchs gibt, die sich Erfolg auf dem Treppchen wünschen. Wir haben der neuen Generation jedenfalls dieses Jahr nicht im Weg gestanden auf dem Weg zu einer Platzierung. In diesem Jahr hatten wir es wohl auch mehr Freude an den tollen Strecken genossen. Unsere Punkte führten gerade mal zu einer Wertung im oberen Mittelfeld. Aber wir wollen ja auch den Anderen einmal den Vortritt lassen. Wir hatten unsere Erfolge in den vergangenen Cremes. 2017 glänzten wir tatsächlich auch einmal mit dem ersten Platz. – Berühmt sind wir deshalb jedoch auch nicht geworden. Aber wir freuen uns jedes Jahr erneut auf das Fahr-Spaß-Event im September – die Creme21 Youngtimer-Rallye. In Zukunft vielleicht auch mal mit einem unserer Mercedes Oldtimer.

Claudia & Andreas