von Tim Westermann
430 historische Fahrzeuge – allesamt rollende Legenden der Automobilgeschichte – verwandelten auch im Jahr 2019 das norditalienische Brescia bei der Mille Miglia wieder in ein Freiluftmuseum. Der typische Duft der Klassiker nach Öl, Benzin und dem Leder des Interieurs liegt in der Luft. Beinahe endlos strömen Tausende von Zuschauern in das Herz der Stadt. Eine Kunstflugstaffel donnert über die Szenerie und zeichnet das Grün-Weiß-Rot der italienischen Trikolore in den wolkenbedeckten Himmel, während ein Klassiker nach dem anderen über die Startrampe rollt.
Über 1000 Meilen (rund 1800 Kilometer) verläuft die Strecke durch einige der schönsten Landstriche Italiens. Bereits kurz nach dem Start streift die Mille Miglia den Gardasee. Über die beiden zum Unesco-Weltkulturerbe zählenden Städte Mantua und Ferrara führt die Route an die Adriaküste, wo bei Cervia/Milano Marittima die erste Etappe mitten in der Nacht endet. An Tag zwei donnert das Feld bis in die ewige Stadt Rom, um am dritten Renntag über die legendären Appeninen-Pässe „Futa“ und „Raticosa“ Bologna zu erreichen bis nach vier Tagen die Ziellinie in Brescia erreicht ist.
Jubelnde Tifosi feuerten auch in diesem Jahr wieder die Besatzungen der Preziosen an, während das Fahrerfeld mit mehr als Tempo 100 durch geschlossene Ortschaften brauste und hier und da auch rote Ampeln ignorierte – alles mit dem viertägigen Segen der italienischen Behörden. Damit niemand dabei zu Schaden kam, fuhr die Polizia Stradale an gefährlichen Stellen Eskorte, regelte an einigen Kreuzungen und Kreiseln, die links wie rechts herum durchfahren wurden, den Verkehr oder sperrte gleich ganze Straßenzüge, an denen auch mal der Bürgersteig zum Überholen herhalten musste. Die Szenerie war überall gleich: Kameras und Smartphones werden hochgehalten. Kinder hatten schulfrei und winkten in Klassenstärke. Betagte Pensionäre zollten den zahlreichen Oldtimern mit rauem Tonfall „bella macchina“ ihren Respekt und selbst die Polizisten trieben die Rennfahrer mit „Avanti!“-Rufen an.
Aus Sicht des Gastgeberlandes hatte sich die Mühe in diesem Jahr besonders gelohnt: Nach 1794 Kilometern und 102 Zeitmessungen, bei denen Präzision auf die Hundertstelsekunde genau entscheidend war, siegten Giovanni Moceri und Beifahrer Daniele Bonetti im Alfa Romeo 6C 1500 Super Sport. Das Fahrzeug aus dem Jahr 1928 stammt aus der Sammlung von FCA Heritage und steht normalerweise im Werksmuseum von Alfa Romeo in Arese bei Mailand. Und gleich dahinter landete mit Andrea Vesco und Andrea Guerini im Alfa Romeo 6C 1750 Super Sport, Baujahr 1929, ein weiteres italienisches Duo auf Platz zwei. Ein zweiter 6C 1750 Super Sport auf Gesamtrang fünf sicherte Alfa Romeo außerdem die begehrte Mannschaftwertung „Sponsor Team Trophy“.
- Fotos Alfa Romeo, Volkswagen, DaimlerAG
- Quelle auto-medienportal.net