von C.W. Freischem und Gert Meyer-Jüres
Unsere ARACI-Rallye, organisiert von Rotary Treviso und Modena, endete am Freitag, dem 20. Juni 2025 in Parma. Überrascht stellten wir fest, dass einige Teilnehmer der „Mille Miglia 2025“, die an diesem Tag in Parma Halt machte, in unserem Hotel übernachteten, um tags drauf zur letzten Etappe nach Brescia zu starten. Da wir von Parma aus sowieso an den Lago d’Iseo fahren wollten und die MM-Strecke an unserem Hotel vorbeiführte, brachte uns das auf die Idee, dieselbe Strecke zu nehmen. Das war ja nicht verboten!
Die MM-Teilnehmer mussten am Freitag schon ab 8 Uhr im Zentrum von Parma starten. Wir hatten um 10 Uhr endlich ausgecheckt und wunderten uns zunächst, dass kein MM-Teilnehmer mehr an unserem Hotel vorbeikam. Also folgten wir einfach den „1000 Miglia“-Schildern.
Kurz vor Busseto überholten uns zwei 356er Porsche mit Startnummern über 400 – also wussten wir, dass der Hauptteil der Truppe schon vor uns fuhr, aber auch noch einige Teilnehmer hinter uns lagen. Vermutlich hatten die Fahrzeuge bei Ortsdurchfahrten mit Publikumspräsentation mehr Zeit gebraucht als wir. Dadurch hatten wir einige überholt und den Anschluss gefunden: GESCHAFFT!
Nun konnten wir „mitschwimmen“! In der Altstadt von Busseto trafen wir auf einen Kontrollpunkt. Nach dem ersten Schreck mit der Sorge, nun aufzufallen, fuhren wir langsam an dem Stempelpunkt vorbei. Angesichts des schönen Mercedes 220 Cabriolet A Bj, 1952 ließ man uns problemlos passieren!
Umsäumt von applaudierenden Zuschauern fuhren wir weiter über Villanova su’ll Arda nach Cremona. Auf dem Marktplatz warteten wieder ein Kontrollpunkt und sehr viel Publikum. Wir fuhren wieder langsam daran vorbei, verpassten in dem Gejubel aber die einzige Ausfahrt des abgesperrten Platzes und mussten deshalb auch noch eine Ehrenrunde über den Platz drehen und wenden. Großer Applaus vom Publikum, aber zum Glück war da auch ein hilfsbereiter Ordner, der uns zur Ausfahrt winkte!
Auf der weiteren Strecke stellten wir fest, dass die MM-Teilnehmer an roten Ampeln einfach links an der ganzen Schlange vorbei und „in zweiter Reihe“ bis vor die Ampeln fuhren. Bei grün reihten sie sich dann vor den bereitwillig wartenden, anderen Autos ein. In Italien hat fast jeder Verständnis für die MM-Teilnehmer und lässt sie vor. So viel Dreistigkeit trauten wir uns aber nicht zu und warteten brav in der Schlange!
Die „Vorweg-Truppe“ von ca. 30 modernen Sportwagen, die auch die volle Teilnehmergebühr von über 10.000 € zahlen müssen, machen das vor allem, weil sie wissen, dass auf der MM-Strecke in diesen Tagen keine einzige Geschwindigkeits-Kontrolle erfolgt. Die normalen Verkehrsregeln scheinen auf der MM-Strecke außer Kraft gesetzt!
Über Casalbuttano ed Uniti ging es weiter nach Genivolta. Hier passte ein Ordner auf: er erkannte, dass wir keine Teilnehmer-Nummer hatten und winkte uns raus. Zum Glück sichteten wir bald ein Service-Begleitfahrzeug, das ebenfalls nicht durch die Altstadt fuhr und hängten uns einfach dran. Wie erwartet führte es uns hinter Genivolta auf die MM-Strecke zurück, und es konnte weitergehen.
Nun wurden wir von Startnummern um 300 umgeben, weil wir durch das Umfahren des Zentrums von Genivolta mit Fahrzeugpräsentation viele Teilnehmer überholt hatten.
In Soncino wurden wir von einer Polizei-Motorrad-Eskorte mit Blaulicht überholt, die für uns die Einfahrt in einen Kreisverkehr abriegelte, so dass wir, ohne zu warten, hineinfahren konnten. So ging es weiter nach Orzinuovi, wo wir wieder Pech hatten: wir wurden vor einem Kontrollpunkt auf einen Parkplatz raus gewunken, der nur diese eine Ein- und Ausfahrt fahrt hatte. Wir konnten also nicht auf die Straße zurück, so dass wir festsaßen und schon befürchteten, das Ende der MM-Truppe abwarten zu müssen. Aber dann entdeckte Carlo einen äußerst engen Fußgängerweg und traute sich, den Parkplatz darüber zu verlassen. Links und rechts waren nur wenige Millimeter Platz zu zwei begrenzenden Mauern, aber es klappte ohne Kratzer! Wir fuhren um den Ort herum und fanden die MM-Strecke schnell wieder.
In Pontoglio wurden wir wieder mitten durch die von Publikum gefüllte Stadt gelassen. Wir hatten besondere Freude, dass wir von einem Kommentator, der uns nicht auf seiner Liste fand, geistesgegenwärtig mit „la macchina del Kaiser“ vorgestellt wurden. Großer Jubel bei den Zuschauern!
Nach Capriolo erreichten wir Erbusco – Villa Pedergnano. Hier machten wir an einem Straßencafé Pause und genossen den Anblick auf die vorbeifahrenden MM-Teilnehmer.
Da unsere Abenteuerlust gestillt war, verließen wir die MM-Route und fuhren mit Navi direkt nach Brescia. Hier kamen wir wie von selbst wieder auf die MM-Strecke und wurden sogar bis auf die Piazza della Vittoria, dem Endpunkt der MM durchgewunken. An der Einfahrt zur Piazza drehten wir jedoch ab, um uns die Peinlichkeit zu ersparen, im offiziellen Ziel über Lautsprecher als Nicht-Teilnehmer erkannt zu werden. Wir parkten aber direkt vor einem Lokal an der Einfahrt zur Piazza und freuten uns bei einem Aperol-Spritz über die gelungene Tour und die Tatsache, dass unser Auto innerhalb einer halben Stunde mindestens 50-mal fotografiert wurde.