Mode und Young Classics

Stuttgart/Berlin. Im Rahmen der Mercedes-Benz Fashion Week Berlin eröffneten Mercedes-Benz und das ModeMuseum (MoMu) in Antwerpen 18.1:2011 die Ausstellung „RECOLLECTION QUARTETT“. In der Malwerkstatt des ehemaligen Bühnenservice der Deutschen Opern in Berlin-Mitte inszeniert der belgische Künstler und Fotograf Frederik Heyman gemeinsam mit vier internationalen Modedesignern vier Youngtimer von Mercedes-Benz aus den 70er bis frühen 90er Jahren, die noch heute eine große Anziehungskraft ausüben. Die Inszenierungen versetzen den Besucher zurück in die jeweilige Zeit. Sie spiegeln den damaligen Zeitgeist, das Image und Prestige der legendären Fahrzeuge sowie ihrer typischen Besitzer wider und transponieren die heraufbeschworenen Reminiszenzen und Klischees ins 21. Jahrhundert. So entsteht auf augenzwinkernde Weise eine Verbindung der kollektiven Erinnerung an vergangene Zeiten mit der aktuellen Welt der Mode und des Designs.

„Die ausgestellten Youngtimer und die damit verbundenen Erinnerungen haben das Bild der Marke Mercedes-Benz geprägt und tun es noch heute. Diese Fahrzeuge haben Spuren in der kollektiven Erinnerung der Menschen hinterlassen und sind dadurch auch heute noch begehrenswert“, so Michael Bock, Leiter Mercedes-Benz Classic. „Die Ausstellung zeigt, dass so manches vermeintlich rückwärtsgewandte Klischee in einem nur geringfügig erneuerten Zusammenhang eine erstaunliche Schärfe und Aktualität zurückgewinnt – und das verbindet sie mit der Mode. Denn auch sie aktualisiert sich immer wieder durch die ständige Neuinterpretation vergangener Trends und Stilrichtungen“, erläuterte Kaat Debo, Kuratorin des ModeMuseums in Antwerpen.

Zu den Fahrzeugen: Für jedes der vier Mercedes-Benz Fahrzeuge hat der Künstler Frederik Heyman eine unvergleichliche Kulisse mit szenischen Motiven und deren fotografischer Reproduktion geschaffen, die von Humor und einer surrealistischen Bildsprache geprägt ist. Die vier Designer Mikio Sakabe, Bernhard Willhelm, Henrik Vibskov und Peter Pilotto ergänzen diese Inszenierungen jeweils mit ihren eigenen Modekreationen.

„Der Dienstwagen“ und die Befreiung vom grauen Kostüm – Die sogenannten „Strich-Acht“-Limousinen, die von 1967 bis 1976 gebaut wurden, überzeugen bis heute durch ihre extreme Zuverlässigkeit. Mit 4,6 Millionen gefahrenen Kilometern erreicht die Baureihe W 115 eine bis dato unübertroffene Höchstmarke. Daher gilt die schlicht und funktional gestaltete Limousine als Inbegriff des deutschen Dienstwagens und machte in den 70er Jahren international als Taxi Karriere. Frederik Heyman präsentiert den Wagen in einer surrealistischen Kulisse, inspiriert von den endlosen Treppen in M. C. Eschers Lithografie „Ascending and Descending“ von 1961. Im Wageninnern sitzt eine Sekretärin an der Schreibmaschine und tippt auf Arabisch „Taxi zu verkaufen“. Sie trägt ein Kleid von Mikio Sakabe, das an das klassische Cocktailkleid erinnert, aber zeitgenössisch mit großen Augen bedruckt ist. Rund um das Auto sind weitere Frauen zu sehen, die sich vom grauen Kostüm befreien, der prototypischen Uniform der Sekretärinnen und Bürogehilfinnen.

„Der Lifestyle-Roadster“ und der legendäre Playboy – Der SL-Roadster mit abnehmbarem Hardtop (Baureihe R 107), der von 1971 bis 1985 gebaut wurde, steht wie kein anderer Mercedes-Benz für die 70er Jahre. Er symbolisiert die Abkehr vom kompromisslos harten Sportwagen hin zum kultivierten, aber leistungsstarken Luxus-Zweisitzer. Durch den Einsatz in US‑Serien wie „Hart aber herzlich“ und „Dallas“ wurde er Teil des American Way of Life. In seiner Installation greift Heyman die große Popularität dieses „Lifestyle- Roadsters“ in den USA auf, ebenso wie die damaligen Werbekampagnen von Mercedes-Benz, die den SL Roadster an sonnigen kalifornischen Stränden und am Sunset Boulevard inszenierten. Der Modedesigner Bernhard Willhelm übersetzte den klassischen Playboy der 70er Jahre, der mit aufgeknöpftem Hemd seine behaarte Brust und sein Goldkettchen zur Schau trug, in eine moderne Version – mit durchtrainiertem Körper in aufregendem Lycra-Outfit und mit verspiegelter Sonnenbrille.

„Der Handwerker-Kombi“ und das klassische Holzfällerhemd – Im September 1977 präsentierte Mercedes-Benz das erste T-Modell – den S 123. Das „T“ steht für Touristik und Transport. Aufgrund seines großen Ladevolumens fand der Kombi, der von 1977 bis 1985 produziert wurde, schnell große Verbreitung bei Handwerksmeistern. Aber auch Familien schätzten das große Platzangebot dieses Fahrzeugs. Durch die Nutzung für Sport und Freizeit gilt der S 123 als einer der ersten Lifestyle-Kombis. Entsprechend steht die Freizeitgestaltung in der Natur im Mittelpunkt der Installation. Heyman inszeniert eine idyllische Picknick-Szene mit Vater und Sohn am Lagerfeuer, die um den Stereotypen des robusten Holzfällers ergänzt wird. Henrik Vibskov fügt dieser Inszenierung eine modische Interpretation der Arbeiterkleidung hinzu. Das klassische karierte Holzfällerhemd kehrt als spielerisches Accessoire zurück.

„Die graue Eminenz“ und das globale Spiel der Macht – Der C 126, der von 1985 bis 1991 gebaut wurde, ist die graue Eminenz unter den Youngtimern. Diplomaten und internationale Wirtschaftsführer schätzten den diskreten Luxus dieser Coupé-Baureihe, die ein geradliniges Äußeres mit einer opulenten Motorisierung verbindet. Dieses Image des Fahrzeugs transponiert Frederik Heyman in eine Installation, die die graue Eminenz im Spannungsfeld zwischen einem Schachspiel und einer dreidimensionalen Darstellung der Erde zeigt. Damit spielt er mit dem Bild von Macht und ihrer inhärenten Dualität. Drei Frauen in Kleidern von Peter Pilotto agieren im globalen Schachspiel und ihre Schatten machen deutlich, dass sie gleichzeitig Marionetten des Spiels sind. Die Kleider der Frauen erinnern an die kraftvolle Bekleidung der 80er Jahre – ein respekteinflößender Stil mit eindrucksvollen Schnitten und Farben.

Mercedes-Benz – die Kunst des Longlife-Designs – Die ausgestellten Youngtimer aus fast drei Jahrzehnten geben einen eindrucksvollen Einblick in die Designentwicklung von Mercedes-Benz. Seit 125 Jahren ist sie ein evolutionärer Prozess. Jeder Mercedes hat im Vergleich zu seinen Vorgängern und zu den parallel angebotenen Baureihen einen ganz eigenen Charakter und ist dennoch eindeutig als Familienmitglied erkennbar. Dieses Leitmotiv ist seit jeher für alle Design-Chefs von Mercedes-Benz unumstößlich. Professor Gorden Wagener, der heute für das Mercedes-Design verantwortlich zeichnet, drückt es so aus: „Ein Mercedes ist immer als Mercedes zu erkennen. Und ein Mercedes sieht auch nach 30 Jahren noch nicht alt aus. Das macht ihn so faszinierend. Wir nennen das Longlife-Design.“ Ein Mercedes-Benz ist eine Mischung aus Kontinuität und Kreativität, aus Tradition und Moderne, die den stilistischen Langzeitwert begründet und dazu beiträgt, dass aus vielen Fahrzeugen begehrenswerte Klassiker werden.

Für Mercedes-Benz hat Design aber eine noch größere Bedeutung: Es ist buchstäblich ein Markenzeichen. Denn das Design prägt seit jeher das Image der Marke mit dem Stern und visualisiert die typischen Mercedes-Markenwerte Faszination, Verantwortung und Perfektion. Insofern hat Design in doppelter Hinsicht wichtige Aufgaben – und das Mercedes-Design erfüllt sie seit Jahren mit großem Erfolg: Die Linienführung der Automobile begeistert nicht nur für die Produkte, sondern dient als Spiegelbild für die Philosophie und das Profil der Stuttgarter Automarke. Mit anderen Worten: Design visualisiert Markenwerte – und prägt sie – in der Vergangenheit, der Gegenwart und auch in Zukunft.

Die Ausstellung „RECOLLECTION QUARTETT“ ist leider nur bis Sonntag, 23. Januar 2011, täglich von 12 bis 20 Uhr (außer Freitag nur bis 17 Uhr) geöffnet. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen zur Ausstellung sind im Internet unter www.recollection-quartett.com verfügbar.