Von Carlo Freischem und Gert Meyer-Jüres
Anfang dieses Jahres hatte Carlo im Netz den Gebrauchtwagenhändler Fernando Soarez in Lissabon entdeckt, der ein dunkelblaues 220 SE Cabriolet (W111) anbot. Er flog also zusammen mit einem Kfz-Mechanikermeister hin, um es vor Ort zu inspizieren. Das Auto war aber zu sehr „auf 280 SE getrimmt“ und für Puristen zu wenig original. Deshalb kam es nicht zum Kaufentschluss.
Im April waren Carlo und Gert ohnehin in Cascais bei Lissabon und fuhren noch einmal bei dem Händler vorbei. Der W111er stand zwar noch im Showroom, war aber gerade anderweitig verkauft worden. Der Händler zeigte uns bereitwillig seine anderen Autos: vor allem gebrauchte Modelle von Porsche und Aston Martin!
Deren Angebotspreise lagen übrigens deutlich unter deutschen Marktpreisen. Die Autos würden teilweise nach Deutschland verkauft und angeblich für nur 200 bis 300 € frei Haus auf einem offen Hänger angeliefert. Auch eine dunkelgrüne Jaguar XJ- Limousine zu einem durchaus interessanten Preis erweckte unser Interesse – es blieb jedoch beim Anschauen! Insgesamt machte der Händler einen wirklich sehr vertrauenerweckenden Eindruck.
- Tachostand 33.000 km (vermutlich also 133 oder sogar 233 Tkm)! Nach einigen Verhandlungen wegen des endgültigen Preises kaufte er ihn am 26. Juni unbesehen und ohne vorherige Probefahrt!
Am 17. Juli erfolgte die Verladung auf einen geschlossenen Trailer in Lissabon und am 24. Juli die Anlieferung zuhause in Münster. Beim Abladen (rückwärts) blieb der Wagen an einer kleinen Schwelle zwischen den beiden Abladerampen hängen, fuhr wieder vor und überwand die Schwelle dann mit etwas Schwung. Später fiel auf, dass die Rückfahrscheinwerfer nicht angegangen waren. Der Grund stellte sich bald heraus: der Rückwärtsgang ließ sich gar nicht einlegen! Der Spediteur hatte das Auto also vom Anhänger lediglich ROLLEN lassen! Deshalb waren die Rückfahrscheinwerfer nicht angegangen.
Die dunkelgrüne Farbe erwies sich als deutlich dunkler als erwartet, ohne Sonne oder Scheinwerfer fast schwarz. Ansonsten schien das Auto okay!
kein Rost, läuft seidenweich, „Alles okay“! Die Techniker vermuteten wegen des sehr guten Allgemeinzustandes von Motor, Karosserie, Lack und Innenraum sogar, dass der Wagen tatsächlich erst 33.000 km gelaufen haben könnte. Näheres wird vielleicht der frühere Inhaber noch sagen können, zu dem der Händler Kontakt hat.
Ab dem 09. September 2025 sollte das Auto dann für die im Oktober vorgesehene Teilnahme an der „Südtirol Classic Schenna Golden Edition“ fit gemacht werden. Für den Einbau einer elektrischen Lenkhilfe fehlte die Zeit; aber wenigstens wurde ein rechter Außenspiegel montiert (etwas asymmetrisch, aber dafür vom Fahrer aus einsehbar). Außerdem bekam der Wagen neue Reifen.
Am 11. September erfolgte die deutsche Erstzulassung mit einem H-Kennzeichen. Dann ging es am 12. September zur ersten „Nagelprobe“: Ausfahrt des OMT (Oldtimer Münster Tinnen) von Münster nach Ostwestfalen, und zwar zur Firma Pannhorst in Gütersloh. Beurteilung: „Er fährt wie ne 1!“
Aber: die Heizung funktionierte nicht richtig. Wahrscheinlich war sie in Portugal nie gebraucht worden! Dem muss noch auf den Grund gegangen werden.
Am 16. September nahm der Sattler schon mal Maß von der Persenning aus Kunstleder. Die soll nämlich bald durch eine aus Segeltuch ersetzt werden.
Einmal blieb der Wagen aus unerfindlichen Gründen stehen. Deshalb kam er am 17. September zu einem Spezialisten nach Nottuln, der die Zündung überprüfen und optimieren sollte. Er war total begeistert, wird im kommenden Winter Kabel und Leitungen prüfen bzw. erneuern und auch eine elektrische Benzinpumpe einbauen. Das Liegenbleiben konnte eigentlich nur mit mangelnder Spritzufuhr begründet werden.
Am 21. September wurde das Auto aufpoliert und glänzt nun in voller Schönheit. Bei Licht betrachtet wirkt die dunkelgrüne Farbe besonders toll!
So aufgehübscht starteten wir am 27. September 2025 Richtung Süden und erlebten dann doch noch ein paar Überraschungen, über die wir demnächst im Artikel zur „Südtirol Classic“ berichten werden. Insgesamt hat sich aber der mutige Kauf, ohne das Auto gesehen oder gar probegefahren zu haben, als Glücksgriff erwiesen!