Rallyefahrerin Ewy Rosqvist: 90. Geburtstag
Wir entschuldigen uns vielmals, ist uns doch der Geburtstag der wohl erfolgreichsten Rallye-Fahrerin auf Mercedes-Benz irgenwie durchgerutscht. Trotzdem wollen wir die Pressemitteilung des Werkes nicht unter den Tisch fallen lassen und holen das hiermit gerne nach:
Ihr Gesamtsieg im Großen Straßenpreis von Argentinien 1962 auf Mercedes-Benz 220 SE (W 111) ist der größte Motorsporterfolg von Ewy Rosqvist – und ein Highlight in 125 Jahren Motorsport von Mercedes-Benz. Am 3. August 2019 feiert die Rallyefahrerin und Markenbotschafterin von Mercedes-Benz Classic ihren 90. Geburtstag.
„Ewy Baronin von Korff-Rosqvist war in den 1960er-Jahren ein Star am Lenkrad der Mercedes-Benz Rallyefahrzeuge, und sie ist unserer Marke bis heute eng verbunden. Zahlreichen Auftritten von Mercedes-Benz Classic bei hochrangigen Veranstaltungen der automobilen Klassik hat sie Glanz verliehen“, sagt Christian Boucke, Leiter von Mercedes-Benz Classic. „Wir gratulieren dieser sympathischen und erfolgreichen Rallyefahrerin herzlich zu ihrem 90. Geburtstag – passend zum Jubiläum ‚125 Jahre Motorsport von Mercedes-Benz‘.“
Die Motorsportlerin wird am 3. August 1929 als Ewy Jönsson in Stora Herrestad (Schweden) geboren. Nach Realschule und höherer Landwirtschaftsschule studiert sie zwei Semester Tiermedizin in Stockholm und wird Veterinär-Assistentin eines Tierarztes. Sie betreut einen Distrikt mit weit verstreut liegenden Höfen. Ihr Vater kauft ihr einen Mercedes-Benz 170 S (W 136), mit dem Ewy täglich 150 bis 200 Kilometer weit auf engen Staub- und Geröllstraßen unterwegs ist. So entdeckt sie ihr Talent für das schnelle und sichere Fahren auf schwierigen Strecken. In ihrer Autobiografie „Fahrt durch die Hölle“ schreibt sie: „Nach zwei Jahren fuhr ich bereits so gut, dass ich abends trotz all meiner Unterbrechungen in den Höfen meist anderthalb bis zwei Stunden eher ‚herum‘ war als meine Kolleginnen.“
Ewy heiratet 1954 Yngve Rosqvist, mit dem sie im selben Jahr bei der Rallye Mitternachtssonne (Svenska Rallyt till Midnattssolen) startet und auch selbst das Steuer übernimmt: „Auf einigen Zwischenetappen durfte ich fahren, und das hatte mir so viel Spaß gemacht, dass ich beschloss, so bald wie möglich selbstständig oder als Beifahrerin an einer Rallye teilzunehmen“, erinnert sie sich später. 1956 startet Ewy Rosqvist erstmals selbst bei einer Rallye.
Sie gewinnt viermal den Damen-Cup bei der finnischen Rallye der 1.000 Seen sowie die Damenwertung bei zahlreichen anderen Rallyes in ganz Europa. 1959 erringt sie auf Volvo den europäischen Damen-Cup vor Pat Moss, der Schwester von Stirling Moss. Den Pokal nimmt sie 1960 bei der Siegerehrung der Rallye Monte Carlo aus den Händen von Fürstin Gracia Patricia von Monaco entgegen. Auch 1961 gewinnt Ewy Rosqvist diesen Pokal. Zudem erhält sie 1959 und 1961 den Damenpokal im internationalen Rallyesport (Coupe des Dames). 1960 wird sie Werksfahrerin für Volvo.
Werksfahrerin für Mercedes-Benz
1962 holt dann Mercedes-Benz die erfolgreiche Rallyepilotin zusammen mit ihrer Beifahrerin Ursula Wirth ins Werksteam. Auf Mercedes-Benz 220 SE (W 111) holt das Damenteam bei der viertägigen Svenska Rallyt till Midnattssolen (12. bis 16. Juni 1962) den Damenpokal. Es folgen Platz 6 beim 22. Raid Polski (2. bis 6. Juni 1962) und Platz 12 bei der Rallye Liège–Sofia– Liège (29. August bis 3. September 1962).
Am 4. November 1962 gewinnt Ewy Rosqvist mit ihrer Beifahrerin Ursula Wirth auf ihrem Mercedes-Benz 220 SE überragend den VI. Großen Straßenpreis von Argentinien (VI Gran Premio Internacional Standard Supermovil YPF). Das Damenteam siegt auf allen sechs Etappen des 4.626 Kilometer langen Rennens und stellt einen neuen Rekord auf: Rosqvist / Wirth erhöhen die Durchschnittsgeschwindigkeit gegenüber dem Siegerteam des Vorjahres (Walter Schock und Manfred Schiek, ebenfalls auf Mercedes-Benz 220 SE) von 121,234 km/h auf 126,872 km/h. Nach der Ankunft in Buenos Aires werden die Rallyefahrerinnen frenetisch gefeiert.
Auch in den folgenden Jahren erzielt Ewy Rosqvist immer wieder Erfolge bei renommierten Rallyes und Langstreckenrennen. Dazu gehören 1963 der Gewinn des Damenpokals bei der Rallye Monte Carlo, der Klassensieg bis 2.500 Kubikzentimeter Hubraum beim Sechs-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring (mit Ursula Wirth und Eberhard Mahle) sowie Platz 3 beim Großen Straßenpreis von Argentinien auf Mercedes-Benz 220 SE hinter ihren Teamkollegen Eugen Böhringer und Klaus Kaiser sowie Dieter Glemser und Martin Braungart, jeweils auf Mercedes-Benz 300 SE (W 112).
1964 erringt Rosqvist zusammen mit Eva Maria Falk den Klassensieg bis 2.500 Kubikzentimeter Hubraum bei der Rallye Monte Carlo, holt den 5. Platz bei der Internationalen Rallye Akropolis und sichert sich Platz 3 bei der Rallye Spa–Sofia–Lüttich. Ihre aktive Karriere beendet sie beim Großen Straßenpreis von Argentinien 1964, den sie mit Eva Maria Falk auf Platz 3 abschließt. Im Juni desselben Jahres heiratet sie Baron Alexander von Korff-Schmysingk in Stuttgart. Heute lebt die Baronin von Korff-Rosqvist in Stockholm.