Oldtimer-Import – Nepper, Schlepper, Spachtelkünstler

Zoll, Fiskus, Kadi, Sprache, Geschäftsgebaren – die Hürden beim Oldtimerkauf im Ausland sind hoch, die Risiken vielfältig. Besonders in den USA und Kanada. Gerade dort aber locken Traumwagen zu Spottpreisen, günstigen Wechselkursen sei Dank. Der Import aus den EU-Mitgliedsstaaten kann sich ebenfalls lohnen. Welche Hürden zu nehmen sind und worauf man unbedingt achten sollte, dazu haben die Oldtimer-Experten von TÜV SÜD Tipps zusammengestellt.
Wer sich auf die Suche nach dem Traumwagen im Internet oder in Oldtimer-Magazinen begibt, sollte grundsätzlich beachten: Bilder, die dort zum Kauf anlocken, sind meist wenig aussagekräftig, die Angaben genau zu überprüfen. Dazu Matthias Gerst, Oldtimer-Experte von TÜV SÜD: „Wer sich dazu entschieden hat, selbst ein Fahrzeug zu importieren, sollte sich bei der Vorauswahl auf jeden Fall mit dem Anbieter in Verbindung setzen und sich detailliert über das Fahrzeug erkundigen.“
Kennt man sich mit dem Wunschmodell nicht genau aus, ist es hilfreich, sich in Fachzeitschriften oder bei Oldtimer-Vereinen über die Schwachstellen des Fahrzeugs genau zu informieren und diese im Vorfeld abzuklopfen. „Dazu gehören auf jeden Fall Detailaufnahmen zur Identifizierung wie beispielsweise Motor- und Fahrgestellnummer und auch von den Reifen/Rädern. Sinnvoll ist es auch, sich Fotos von Achsaufhängung oder Türfalzen und die genaue Geschichte des Oldies schicken zu lassen“, so Gerst. Hilfreich ebenfalls, wenn der Anbieter schon vor der Besichtigungs- und Probefahrt-Reise Kopien von Reparatur- und Wartungsrechnungen sowie von den Papieren (Brief/Zulassung) zuschickt. Sie belegen den Wahrheitsgehalt der vorgelegten Fahrzeughistorie. Bei Oldtimern zudem darauf achten, dass sich das Fahrzeug weitestgehend im Originalzustand befindet: Nur dann werden Autos, die älter als 30 Jahre sind, hierzulande als historisch eingestuft. Umfangreiche Umbauten indes führen schnell zum Verlust der H-Zulassung.
Oldtimer aus den USA oder Kanada, die im Internet angeboten werden, werden also nicht per se auch hierzulande als historisch eingestuft, die Vergünstigungen für das automobile Kulturgut können dann eventuell entfallen.
Stimmen die Angaben und der Preis, steht der Reise zum neuen Alten nichts mehr im Wege. Führt der Weg über den Atlantik, auf jeden Fall vorab mehrere Angebote checken, damit sich die Reise lohnt.
Spachtelkünstler über dem Teich: Gerade in den USA oder Kanada sollte man beim Zustand des Wagens ganz genau hinschauen, denn in der neuen Welt legt man nicht so viel Wert auf Altes, das Sicherheitsbedürfnis ist nicht so ausgeprägt wie in der alten Welt: Autos werden lange nicht so gut gewartet. „Selbst die Bescheinigung über einen aktuellen Werkstattcheck ist nicht unbedingt eine Garantie dafür, dass der Wagen in Ordnung ist“, so Gerst. Stichwort Rost: Unter Oldtimerliebhabern kursiert die Weisheit, dass Fahrzeuge aus Süd-Kalifornien besonders korrosionsfrei seien. Aber Achtung: Lackierarbeiten sind in den USA und Kanada vergleichsweise günstig und es gibt in Amerika wahre Spachtelkünstler. Hinweis: Auch der klassische Magnet-Test ist nicht mehr hundertprozentig aussagekräftig, seitdem es Spachtel mit Eisenspänen gibt.
Falsche Kiste im Container: Selbst kaufen oder importieren lassen? Große Falle beim Kauf in den USA und Kanada: Alles richtig gemacht, den Chevy oder die Pagode intensiv angeschaut und Probe gefahren und ein einwandfreies Fahrzeug gekauft. Der Händler in den USA wurde mit dem Export beauftragt. Nur: Am Hafen in Rotterdam steht zwar das gleiche Modell auf dem Kai, Rost und Dellen verraten aber auf den ersten Blick: Dieses Auto ist nicht meins. Fazit: Geld weg.
US-Cars aus Drittländern: Buick Skylark, Corvette oder AC Cobra – geht es speziell um einen amerikanischen Traumwagen, ist es hilfreich, sich ebenfalls in europäischen Ländern umzuschauen, die nicht Mitglied in der EU sind. In Schweden oder der Schweiz gibt es ausgeprägte Oldtimer-Szenen für US-Cars mit den entsprechenden Angeboten der Händler. Nachteil: Natürlich fallen beim Traumwagen-Import aus Nicht-EU-Staaten wieder Steuern und Zölle an.