Paul Bracq in die FIVA Heritage Hall of Fame aufgenommen

von Gautam Sen - aus den Clubzeitungen des SL Club Pagode & BMW Der Doppelscheinwerfer

Paul Bracq, geboren am 13. Dezember 1933 in der schönen Stadt Bordeaux in Frankreich, ist einer der besten Automobildesigner und -Künstler der Welt. Mit Stationen bei Citroën, Mercedes-Benz, BMW und Peugeot hat Bracq mit den renommiertesten Automobilherstellern zusammengearbeitet.

Zu Bracqs bedeutendsten Entwürfen zählt eines der schönsten Automobile, die je gebaut wurden: der Mercedes-Benz 600 (W100). Der 5,54 Meter lange 600er, der 1963 auf den Markt kam, war fast zwei Jahrzehnte lang das
Auto der Präsidenten, Könige, Diktatoren und extrem Reichen. Obwohl in den 18 Jahren seiner Produktion nur
2.618 Exemplare des 600 gebaut wurden, sind die meisten noch heute auf den Straßen unterwegs und sehen so elegant aus wie eh und je. Die Zeitlosigkeit des Designs ist das Verdienst von Bracq.

Genfer Autosalon, März 1963. Béla Barényi (rechts) und Paul Bracq am damals dort vorgestellten Mercedes-Benz 230 SL (W 113).

Nach einer Lehre bei Citroën Anfang der 1950er Jahre wurde Bracq 1957 von Daimler-Benz als Leiter der Advanced Design Studios in Sindelfingen eingestellt. Hier wurde Bracq mit der Gestaltung des bis dahin teuersten und aufwendigsten Mercedes-Benz-Automobils, des 600, betraut. Es folgen die Entwürfe für die wunderschöne 230SL „Pagode“, das 220SEb Coupé, die Baureihe W108, die S-Klasse der 60er Jahre, und schließlich die W114/115 („/8“), die eleganten Mittelklassewagen des schwäbischen Automobilherstellers mit
den markanten senkrechten Scheinwerfern.

Die Mercedes-Benz Designer Paul Bracq (rechts) und Giovanni Battistella im März 1965 an einem Designmodell des von Bruno Sacco konzipierten Mittelmotor-Supersportwagens.

Nach seiner Rückkehr nach Frankreich 1967 arbeitete Bracq für das Designstudio Brissonau & Lotz, wo er für die Gestaltung der Innenausstattung des Hochgeschwindigkeitszuges TGV, der französischen Antwort auf den japanischen Shinkansen, verantwortlich war.

Bracq arbeitete auch an zwei Designvorschlägen, beides Coupés, eines für BMW, basierend auf dem 1600TI, das andere für den französischen Automobilhersteller Simca. 1970 kehrte Bracq als Designdirektor von BMW nach Deutschland zurück. Bei BMW zeichnete er für einige der wichtigsten Automobile dieser Zeit verantwortlich: die erste Generation der 3er-Reihe, die erste Generation der 7er-Reihe und das 6er-Coupé. Sein Konzeptfahrzeug
BMW Turbo aus dem Jahr 1973 wurde von der Schweizer Automobilzeitschrift Revue Automobile Suisse als „Concept Car of the Year“ ausgezeichnet.

Nach vier sehr produktiven Jahren bei BMW kehrte Bracq 1974 nach Frankreich zurück und wechselte zu Peugeot. Bei Peugeot war er bis 1996 für das Innendesign verantwortlich und gestaltete die Innenausstattung einer ganzen Reihe von Peugeot-Modellen, darunter 205, 305, 405, 505, 106, 206 und 406.

Mehr noch als für seine Automobildesigns ist Bracq für seine künstlerischen Arbeiten bekannt, die in Kunstmuseen auf der ganzen Welt ausgestellt werden: New York, Dallas, Pebble Beach, Reno, Helsinki, Turin, München, Stuttgart, Molsheim, Wiesbaden und Paris. Bracqs produktive Karriere als Illustrator, Maler und Bildhauer geht weiter – in Hunderten von Werken hat er seine Leidenschaft und seine Kultur in der Welt des Automobils zum Ausdruck gebracht.

Bracq war auch als Preisrichter bei Concours d‘Elegance-Veranstaltungen tätig, unter anderem in Pebble Beach, Bagatelle (Paris), Monte Carlo und Brüssel. Auch im Ruhestand ist Bracq noch aktiv und hat kürzlich die Pläne des Bugatti Royale Roadster Esders, des Bugatti Atlantic von 1938 und des Horch von 1938 anhand von Schwarzweißfotos aus den 1930er Jahren neu gezeichnet.

Am 24. September 2024 wurde Paul Bracq in seinem Haus in Bordeaux in die FIVA Hall of Fame aufgenommen. Der Präsident des FFVE, Jean-Louis Blanc, Patrick Rollet und Serge Bongiovanni, der Autor Jean-Luc Fournier  und von der FIVA der Präsident Tiddo Bresters sowie die FIVA Vizepräsidenten Laurent Hériou und Gautam Sen nahmen an der Zeremonie teil.