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Ein halbes Jahrhundert exklusive Sportlichkeit in der oberen Mittelklasse: Im November 1968 stellt Mercedes-Benz die Coupés der Baureihe 114 vor. Neben dem 250 C mit der damals stärksten Motorisierung der Limousine ist der 250 CE erhältlich – sein Sechszylinder-Einspritzmotor bleibt den Coupés vorbehalten. Die zweitürigen Reisefahrzeuge runden das Modellprogramm des „Strich-Acht“ nach oben ab. Mit der Premiere vor 50 Jahren beginnt die Geschichte der Coupés in der oberen Mittelklasse bei Mercedes-Benz.
Von der Einheitskarosserie zum „Strich-Acht“ -Coupé
Präsentation eines Designentwurfs für die Mercedes-Benz Coupés der oberen Mittelklasse, Mitte der 1960er-Jahre. Diese Gestaltung der C-Säule geht nicht in den Serienentwurf ein.
Mit den Coupés der Baureihe 114 begründet Mercedes-Benz 1968 nicht nur die Tradition der Mittelklasse Coupés, sondern treibt auch die Differenzierung des Modellprogramms voran. Denn nach dem Zweiten Weltkrieg setzt die Stuttgarter Marke zunächst bewusst auf Einheitskarosserien für Personenwagen vom Typ 170S (W 136) bis zum 220 (W 187). So lassen sich viele identische Pressteile verwenden, wie an Windschutzscheibenrahmen, Vordertüren und Kofferraum – das ist die Grundlage einer effizienten Fertigung. Noch konsequenter wird die Möglichkeit des rationellen Karosseriebaus bei den nachfolgenden Ponton-Baureihen vom Typ 180 (W 120) bis zum 220 SE (W 128) und noch mehr bei den Heckflossenmodellen W110 und W111/112 genutzt: Hier gleichen sich die Karosserien von der Windschutzscheibenpartie bis zum Kofferraum.
Präsentation eines Designentwurfs für die Mercedes-Benz Coupés der oberen Mittelklasse, Mitte der 1960er-Jahre. Diese Gestaltung der C-Säule geht nicht in den Serienentwurf ein.
1960 schlägt Entwicklungschef Prof. Dr. Fritz Nallinger dann eine Zweiteilung der Personenwagenbaureihe vor. So entsteht die „ Strich-Acht“-Baureihenfamilie, benannt nach dem Kürzel „/8“ für das Jahr der Präsentation als eigenständige obere Mittelklasse, 1968. Die Vierzylindertypen sind in der Baureihe 115 zusammengefasst, und zur Baureihe 114 gehören die Sechszylindervarianten. Diese sollen auch zur Basis eines Coupés werden. Der Auftrag zur Entwicklung des eleganten Zweitürers auf Basis der Limousinen wird am 11. Dezember 1964 erteilt. Bereits am 3. September 1965 stellt Nallinger dem Vorstand zwei Coupé-Entwürfe vor.
Präsentation eines Designentwurfs für die Mercedes-Benz Coupés der oberen Mittelklasse, Mitte der 1960er-Jahre.
Dass das im November 1968 vorgestellte „Strich-Acht“-Coupé an der Spitze der Baureihenfamilie platziert ist, macht die Wahl der Motorisierungen deutlich: Von den Limousinen übernimmt Mercedes-Benz lediglich den Vergaser-Sechszylindermotor des Spitzen-Typs 250 (96 kW/130 PS). Die Variante des Motors M 114 mit der elektronischen Bosch D-Jetronic Benzinspritzung im 250 CE (110 kW/150 PS) bleibt den Coupés vorbehalten. Diese leistungsstärkere Variante wird schnell zum Star der neuen Coupés. Die „Motor-Rundschau“ sowie „auto motor und sport“ messen für den 250 CE eine Höchstgeschwindigkeit von 198 km/h, und die Berner „Automobil Revue“ ermittelt sogar 199 km/h. Damit erreicht er fast die seinerzeit für Personenwagen noch herausragende Marke von 200 km/h. Dazu passt, dass Mercedes-Benz für die Präsentation der Coupés vor 50 Jahren die Rennstrecke Hockenheimring wählt. Für den Export nach Nordamerika entsteht ab 1969 der Mercedes-Benz 250 C mit einem in der Leistung gedrosselten 2,8-Liter-Motor M 130 (96 kW/130 PS). Ab 1972 wird diese Motorisierung zum Standard für den 250 C, als Mercedes-Benz die neuen Coupé-Typen 280 C (118 kW/160 PS) und 280 CE (136 kW/185 PS) präsentiert.
1973 stellt Mercedes-Benz die modellgepflegten Coupés der oberen Mittelklasse vor. Die Motorisierung der Typen 250 C, 280 C und 280 CE behält die Stuttgarter Marke bei. Umso umfangreicher sind die anderen Veränderungen, die teilweise aus den SL- und SLC-Sportwagen übernommen werden. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Sicherheit, unter anderem mit beweglich gelagerten und von innen verstellbaren Außenspiegeln, schmutzabweisende Zierblenden an den A-Säulen sowie verschmutzungsarmen Rückleuchten. Bereits früher im Jahr 1973 erhalten die Coupés der Baureihe 114 das Vierspeichen-Sicherheitslenkrad der S-Klasse sowie Kopfstützen und Automatik-Sicherheitsgurte an den Vordersitzen als Serienausstattung. Die gleichzeitige Überarbeitung des Designs greift Elemente der 1972 vorgestellten S-Klasse der Baureihe 116 auf, unter anderem einen niedrigen und breiten Kühlergrill sowie eine neu gestaltete Bugschürze.