Der Kunstpalast in Düsseldorf am Rheinufer ist ein städtisches Museum mit einer großen Skulpturenabteilung, die von der stellvertretenden Direktorin Barbara Til geleitet wird.
Auto als Kunst
Ein Thema der Zeit ist die Erkenntnis, dass „Automobil unter Umständen Kunst sein kann“. (frei nach Kurt Schwitters, der das über die Typografie gesagt hat.
Welches Konzept der Kunstpalast Düsseldorf mit der ab 27. September 2018 laufenden Ausstellung „PS:. Ich liebe Dich. Sportwagen-Design der 1950er – 1970er Jahre“ verfolgt, vermittelt die Kuratorin Barbara Til in zitierfähigen Statements, die wir in den folgenden „Bildern einer Ausstellung“ als Appetitmacher auf die ganze Ausstellung zeigen möchten.
Barbara Til und Ihr Co-Kurator Bernd Castenow Foto Paul Grall
Barbara Til über Cisitalia 202 und Porsche 356
Den Anfang macht der bereits 1946 von Battista „Pinin“ Farina entworfene Cisitalia 202 Berlinetta, dann natürlich der Porsche 356, der im Vergleich zum Cisitalia etwas barock anmutet, da die Karosserie auf Grund der schmalen Spur des VW-Fahrwerks sehr stark überhängt. Gerade, wenn man die beiden Fahrzeuge unmittelbar nebeneinander sieht, erkennt man die Modernität des Pininfarina-Entwurfs, während das Herausragende der von Erwin Komenda gestalteten 356- Karosserie in der flach fließenden Silhouette liegt, mit Betonung der Heckpartie, deren Wiedererkennbarkeit auch nach 70 Jahren gegeben ist. Eingedenk der Porsche-Maxime: „Mit den Augen darfst Du stehlen“ hat Erwin Komenda die kleine Bügelfalte über dem Mittelsteg der Windschutzscheibe vom Cisitalia übernommen.
Cisitalia 202 Foto Paul Grall
Porsche 356 Foto Paul Grall
Barbara Til über die Bedeutung von Farbe für eine Skulptur
Eine ganz besondere Rolle für die Emotionalität und Wahrnehmung spielt die
Farbe. Das wollen wir dadurch deutlich machen, dass z.B. zwei baugleiche
Mercedes 300 SL Coupés, je einer in Silber und Bordeauxrot, nebeneinander
präsentiert werden. Beim Mercedes ist die Farbe Silber unverbrüchlich mit den
Rennsportwagen, den Silberpfeilen, verbunden.
Mercedes 300 SL in Silber und in Bordeauxrot Foto B. Ahrens
Mercedes 300 SL in Silber und in Bordeauxrot Foto Martin Schröder
Mercedes C 111 Foto Paul Grall
Barbara Til über die Entwicklung des Karosseriedesigns
Das Design entwickelte sich von den biomorphen, kurvig-organischen und aerodynamischen Formen hin zu einer kantig-flachen, geometrischen, durchaus aggressiv-maskulinen Gestaltung.
Lamborghini Miura vs Lancia Stratos Foto Bernd Ahlers
Lamborghini Countach Foto Bernd Ahlers
Lamborghini Miura va Countach Foto Paul Grall
Barbara Til zur Präsentation in Erzählsträngen
Es gibt verschiedene ‚Erzählstränge‘ in der Ausstellung: z.B. Rennsport,
Prototypen oder Luxusfahrzeuge, aber vor allem stehen formalästhetische
Aspekte im Vordergrund.
Ferrari 275 GTB, Toyota 2000 und Ferrari 250 GT SWB Foto Bernd Ahrens
Bizzarini 5300 GT StradaFoto Paul Grall
Barbara Til über die Barchetta
Die ‚Barchetta-Form‘ ist für den Renneinsatz sicherlich prädestiniert. Und
unbestritten suggerieren die flachen, keilförmigen Autos ab Mitte der 1960er-
Jahre bereits auf Grund ihrer bloßen Form Schnelligkeit und Dynamik.
Fahrzeuge wie der Miura, Ferrari Daytona oder Bizzarrini können ihre
Verwandtschaft zum Rennsport nicht verleugnen
Ferrari 166 MM Barchetta, AC Cobra 289 Foto Martin Schröder
Ferrari GTB4 Daytona Foto Martin Schröder
Barbara Til über die Bedeutung von Rezeption in der Kunstgeschichte
Als Beispiel sei hier der BMW 507 genannt, der zu seiner Zeit als direkter Mitbewerber zum 300 SL Roadster nicht den gewünschten Anklang beim Publikum fand. Also eine Frage der Rezeption, in diesem Fall mangelnder Rezeption, die sich ja durch die gesamte Kunstgeschichte zieht. Betrachten wir den 507 mit unseren heutigen Sehgewohnheiten, so wirkt er neben dem etwas behäbigen 300 SL Roadster geradezu jugendlich und schlank.
BMW 507 mit Hardtop Foto Paul Grall
BMW 507 mit Hardtop Foto Bernd Ahlers
Barbara Til über unser Verhältnis zur Mobilität
Das Thema Auto ist heute polarisierender denn je, da nicht nur der herkömmliche Verbrennungsmotor zunehmend der Vergangenheit angehört, sondern sich auch durch die Auswirkungen der Massenmotorisierung unser Verhältnis zur Mobilität stark verändern wird.
Foto Martin Schröder
Abschließend hier der Link zum ganzen Interview und allen Fotos https://www.zwischengas.com/de/FT/diverses/PS-Ich-liebe-Dich-Sportwagen-im-Kunstpalast.html
Die Ausstellung läuft bis Februar 2019, lässt also genug Zeit für einen Besuch
Wir danken Martin Schröder für die Freigabe zur Veröffentlichung dieses Artikels, der zuerst auf www.zischengas.com erschienen ist.