Stuttgart (ACE) – Die gute Nachricht vorweg: Die Zahl der Punktesünder in Flensburg ist seit 2013 kontinuierlich zurückgegangen. Zum Stichtag 1.1.2015 lag der Wert mit 8.630.907 Punktesündern deutlich unter dem historischen Höchststand von über 9 Mio. Eintragungen (1.1.2013). Auch die im Mai 2014 in Kraft getretene Punktereform konnte diese Entwicklung nicht bremsen. Das geht aus Zahlenmaterial des Kraftfahrtbundesamts (KBA) hervor, das der ACE Auto Club Europa kurz vor dem 54. Deutschen Verkehrsgerichtstag in Goslar ausgewertet hat. Danach konnte auch der seit 2006 anhaltende Trend zu häufigeren Eintragungen in den Jahren 2014 und 2015 gebrochen werden. Trotz der positiven Entwicklung gibt ACE-Rechtsexperte Hannes Krämer zu bedenken: „Immer noch hat fast jeder sechste Autofahrer ein Punktekonto in Flensburg. Vor allem Männer zwischen 25 und 44 fallen dabei besonders negativ auf. Auffällig sind die Tempoverstöße. Rasen gilt immer noch als Kavaliersdelikt, ist aber eine der häufigsten Unfallursachen.“
Trend durchbrochen – Die meisten Sünder sind zu schnell
In den vergangenen zehn Jahren ist die Anzahl der Punktesünder rasant gestiegen – von 8,2 Mio. Eintragungen (2006; Stichtag jeweils 1.1.) auf über 9 Mio. Eintragungen (2013) – ein Plus von fast 11 Prozent innerhalb von sieben Jahren. Dieser Trend konnte mit 8,9 (2014) und 8,6 Mio. Eintragungen (2015) gestoppt und sogar umgekehrt werden. Insbesondere Alkohol und Drogen spielten in den vergangenen Jahren eine offenbar geringere Rolle: Seit 2006 sank die Zahl der Eintragungen hier um knapp 23 Prozent. Trotzdem sind Alkohol- und Drogendelikte Ursache für über 90 Prozent der Führerscheinentzüge.
Ein anderes Bild zeigt sich bei den Rasern: Nach Auswertung der KBA-Zahlen sind immer noch zwei Drittel aller Eintragungen (64 Prozent) auf Geschwindigkeitsüberschreitungen zurückzuführen. Der Druck auf das Gaspedal scheint sich nur unwesentlich zu lockern – zwischen 2006 und 2015 gingen die entsprechenden Eintragungen um gerade mal 4,7 Prozent zurück.
Nach Punktereform: Kein Anstieg der Eintragungen
Auch die im Mai 2014 in Kraft getretene Punktereform hat laut ACE nicht zu einem sichtbaren Anstieg der Eintragungen in die Flensburger Verkehrssünderkartei oder zu mehr Führerscheinentzügen geführt. Zwar lag die Zahl der ab Mai geahndeten Ordnungswidrigkeiten und Straftaten im Kalenderjahr 2014 geringfügig höher als die Anzahl entsprechender Delikte in den ersten vier Monaten des Jahres. Zu berücksichtigen sind allerdings Schwankungen in den einzelnen Bundesländern.
Meiste Sünder im Nordosten
Bundesweit wurden im Jahr 2014 wegen schwerer Verkehrsverstöße gut 4,5 Millionen Eintragungen vorgenommen. Der Durchschnittswert für Deutschland beträgt 6.449 Eintragungen pro 100.000 Einwohner ab 15 Jahren. Ein Blick auf Zahlen der einzelnen Bundesländer offenbart jedoch gravierende regionale Unterschiede. Spitzenreiter sind danach die Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen mit bis zu 11.202 Delikten pro 100.000 Einwohner. Die Autofahrer im Saarland hingegen können als Vorbild dienen: Mit 3.759 punkterelevanten Verkehrsverstößen pro 100.000 Einwohnern liegen sie noch vor den Stadtstaaten Berlin (3.761) und Hamburg (4.684).
>> ACE-Studie: Punktesünder