R/C107 Club unterstützt ADAC bei LED-Licht-Genehmigung

Burkhard Böttcher bringt Licht ins Dunkel: links mit H4-Leuchte, rechts mit LED
Burkhard Böttcher bringt Licht ins Dunkel: links mit H4-Leuchte, rechts mit LED© ADAC/Matthias Zimmermann

„Wir haben einen großen Erfolg für viele Oldtimer-Fahrer und die Verkehrssicherheit erzielt: Endlich können Fahrer von Oldtimern statt der alten, funzeligen H4-Lampen für ihre Ausfahrten moderne LEDs nutzen. Das war ein langer Weg mit vielen Hürden“, sagt Burkhard Böttcher, Fachreferent für Fahrzeugtechnik beim ADAC Technik Zentrum Landsberg. Wie dieser Meilenstein für die Verkehrssicherheit aussah, erzählt er hier.

Die meisten älteren Autos, aber auch noch heute verkaufte Typen wie der VW eUp nutzen in ihren Scheinwerfern die eigentlich veraltete Halogen-Technologie. Diese Leuchten geben meist wenig und noch dazu gelbliches Licht ab, das die Umgebung nicht besonders kontrastreich erscheinen lässt. Das ist längst nicht mehr Stand der Technik und vor allem in der Nacht ein Problem – und somit eines für alle Verkehrsteilnehmer.

Studien beweisen: Retrofit besser als H4

Die Scheinwerfer von vielen älteren Autos und Modellen, die mit altem H4- oder H7-Halogenlicht ausgestattet sind, können seit Langem mit LED-Lampen nachgerüstet werden. Aber obwohl LED-Retrofits in einigen Ländern im asiatischen Raum schon genutzt wurden, waren sie in Europa aufgrund der Gesetzeslage im Straßenverkehr lange unzulässig. Der ADAC setzte sich deshalb bereits sehr früh für diese Retrofit-Lampen ein.

Unsere Studien zeigten schon 2017, dass die LED-Leuchten viel besseres, helleres Licht abgaben. Sie strahlen oft über 200 Prozent mehr Licht ab und haben eine fünfmal so lange Lebensdauer. Wir testeten damals den Einbau, machten subjektive Beurteilungen, checkten die Leuchtweiteneinstellungen, prüften, ob es eine vernünftige Hell-Dunkel-Grenze gibt, um andere Verkehrsteilnehmer nicht zu blenden. Es sprach schon zu diesem Zeitpunkt alles für die Retrofits. Trotzdem blieben diese Leuchten in Deutschland verboten.

Viel Schrott auf dem Nachrüst-Markt

Die für diese Studien nötigen LEDs haben wir damals auf dem Weltmarkt zusammenkaufen müssen. Dort, sprich im Internet, bedienten sich inzwischen viele Autofahrer in Deutschland, die für ihr Fahrzeug ein besseres Licht haben wollten – illegal. Und da wurde, um es deutlich zu sagen, auch viel billiger Schrott angeboten.

Die Gefahr, mit willkürlich eingebauten Lampen andere zu blenden, ist groß. Daher dienten unsere frühen Untersuchungen dafür, Standards für die Reglementierung zu schaffen. Es sollte sich ja die Sicherheit für die einen erhöhen, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu gefährden. Und als das ADAC Präsidium das Gewicht des Clubs direkt im Verkehrsministerium einbrachte, konnten wir diese modernen Lampen – unter bestimmten Vorgaben – durchsetzen.

LED-Freigabe: Meilenstein für Retrofits

Burkhard Böttcher untersuchte und testete für den Erfolg der Oldtimer-Fahrer © ADAC/Matthias Zimmermann

Das war 2020 ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Retrofits. Die Leuchtmittelhersteller Osram und Philips entwickelten LED-Leuchtmittel für den europäischen Raum und erreichten für jeweils gut verkaufte und populäre Fahrzeugmodelle die nötige Zulassung.

Wenig später kam der Mercedes-SL-Club mit rund 5700 Mitgliedern auf uns zu: Der Club hatte den ADAC als kompetenten Lichtexperten kennengelernt und bat um Unterstützung. Denn die Retrofit-Hersteller hatten zunächst kein Interesse, die Leuchtmittel in vermeintlich kleiner Stückzahl für Oldies zu produzieren.

Das können die LED-Retrofits

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Zulassung: Scheinwerfer gesucht

Wir unterstützten das Projekt, das ja der Verkehrssicherheit dient. Also sprachen wir mit Philips/Lumileds und klärten, ob eine entsprechende Produktion überhaupt möglich ist. Der Hersteller machte nach unserer Intervention tatsächlich ein internes Projekt daraus. Allerdings benötigte er neue oder neuwertige Scheinwerfer des identischen Typs, um eine Allgemeine Bauartgenehmigung (ABG) für diese Leuchtmittel zusammen mit dem Scheinwerfer zu bekommen. Denn jedes Leuchtmittel muss mit dem Scheinwerfer gemeinsam vermessen werden.

Solche neuwertigen Scheinwerfer zu bekommen, ist bei Oldtimern kein leichtes Unterfangen. Doch die Oldtimer-Clubs konnten helfen: Viele Fahrer kaufen bei Autohaus-Auflösungen und anderen Quellen gern Scheinwerfer und weitere Ersatzteile auf Vorrat. Aus diesem Vorrat stellten einige ihre neuwertigen Scheinwerfer zu Verfügung. Der ABG stand somit nichts mehr im Wege.

Oldtimer-Status bleibt erhalten

Jetzt können viele Oldtimer-Fahrer ihre Scheinwerfer statt mit alten H4-Lampen mit helleren LEDs ausrüsten © ADAC/Matthias Zimmermann

Gleichzeitig sprachen wir vor allem mit dem TÜV Süd. Denn die Prüforganisationen wie TÜV und Dekra bestimmen darüber, wer das begehrte H-Kennzeichen für die Einstufung als erhaltenswertes Fahrzeug, also Oldtimer, bekommt. Dafür muss das Fahrzeug überwiegend dem Originalzustand entsprechen. Das war auch deswegen wichtig, weil viele Oldtimer-Besitzer größten Wert auf die Detailtreue legen.

Die Prüforganisationen kamen zum Ergebnis, dass die LED den Oldtimer-Status nicht gefährden. Denn das Leuchtmittel verändert das Erscheinungsbild nicht: Von außen ist nicht erkennbar, was hinter der Streuscheibe im Scheinwerfer steckt. Diese Entscheidung erleichterte viele Oldtimer-Fahrer, die bislang mit ihren Lieblingen schwach leuchtend durch die Dunkelheit fuhren.

LED-Retrofits für weitere Oldtimer

Inzwischen sind LEDs für weitere Fahrzeugtypen, wie den viel verkauften Golf IIVW-Bus T3 oder den LT, Caddy, Käfer und sogar den Sachsenring-Trabant auf den Markt gekommen. Heute können mehrere Zehntausend Autos mit den deutlich helleren LED-Lampen ausgerüstet werden – ein klarer Erfolg für die Verkehrssicherheit. Denn das weiße Licht erhöht die Aufmerksamkeit des Fahrenden.

Als Fachreferent für Fahrzeugtechnik im ADAC Technik Zentrum in Landsberg am Lech beschäftige ich mich täglich mit vielen brennenden Fragen: aktive und passive Sicherheit, Kindersicherheit, Camping. In den meisten Fällen bin ich eine Art Vermittler zwischen den testenden Ingenieuren und den ADAC Mitgliedern. Es ist ja wichtig, das Fachvokabular für unsere Mitglieder so aufzubereiten, dass alle verstehen, worum es geht.

Zu meinem Arbeitsalltag gehören Studien, Recherchen, auch viel politische Arbeit in nationalen Gremien wie der Arbeitsgemeinschaft Licht im Verkehrssicherheitsrat oder internationalen Gremien der UNECE für die FIA (Fédération Internationale de l’Automobile).

Mein Fazit: Die Welt wird heller

Meine Leidenschaft aber gehört dem Licht. Licht ist enorm wichtig, weil es großen Einfluss auf unser Wohlbefinden und auch den Biorhythmus hat. Morgens und abends ist es gelblicher, tagsüber oft grell-bläulich. Das steuert den Melatonin-Ausstoß im Körper. Wer zum Beispiel abends häufig in grellem, bläulichem Licht am Bildschirm sitzt, schläft schlechter.

Licht ist außerdem ein ganz wichtiger Aspekt im Straßenverkehr. Einerseits müssen Verkehrsteilnehmer gut sehen und Objekte früh erkennen können. Andererseits dürfen sie andere Autofahrende, Radler und Radlerinnen oder Fußgänger und Fußgängerinnen nicht blenden. Das ist mittlerweile ein großes Thema. Und für Oldtimer-Besitzer und -Besitzerinnen ist die Welt jetzt etwas heller und besser geworden.

Text: Burkhard Böttcher, Fachreferent für Fahrzeugtechnik, ADAC Technik Zentrum Landsberg