Mercedes-Benz muß als Aktiengesellschaft ein Interesse am Neuwagenverkauf haben und nach dem Gesetz für 7-10 Jahre, Mercedes-Benz aus Qualitätsgründen bis zu 15 Jahre, die zum Betrieb notwendigen, Ersatzteile vorhalten. Am Beispiel eines R107 wollen wir uns den Gummiteilen am Unterboden widmen und auf eventuelle Gefahrenpunkte eingehen. Z.B. verursacht ein undichter Kraftstoffschlauch vom Tank zur Benzinpumpe nicht nur einen brandgefährlichen Benzinsee sondern schädigt auch die Umwelt. Diese Schädigung muß dann – auf unsere Kosten – beseitigt werden.
Selbst unser jüngster SL (R107) – Baujahr 1989 hat inzwischen 20 Jahre auf dem schlanken Heckdeckel (der ihn designmäßig optisch wohltuend von den fetten Hintern der Stahlklappdachgeneration abhebt). Wie jedermann – und –frau erkennen kann, nutzen wir unsere Schätzchen damit sehr weit über den ursprünglich geplanten Nutzungszeitraum hinaus. Dementsprechend hat die WIS-CD, die die Werkstätten nutzen, an der einen oder anderen Stelle einen fehlenden Empfehlungsbedarf oder es fehlt für diesen langen Zeitraum eine Wartungsvorschrift. Damit bleibt Raum für zusätzliche wert- und fahrsicherheiterhaltende Tips und Tricks. Diesen Raum wollen wir in dieser kleinen Reihe nutzen.
Im Folgenden geht es um den Untergrund der bei der liebevollen Oberflächenpflege gerne vergessen wird. Am Fahrzeugboden begegnen uns all die Teile, die uns sicher auf der Straße halten, oder ein Fahren erst ermöglichen. Wir fangen für dieses Mal mit dem Kraftstoffsystem an. Bereits beim Öffnen des Tankdeckels fallen uns mindestens drei Gummiteile auf:
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die beiden Anschlagpuffer des Tankdeckels
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der Dichtgummi um den Tankstutzen, der verhindert, dass versehentlich überschwappender Kraftstoff nicht in den Kofferraum läuft.
Tipp: Bei geschlossenem Tankverschluß einfach etwas Wasser auf die Bohrung geben und sogleich muß unten beim rechten Hinterrad das Wasser sofort heraustreten. Sollte dies nicht der Fall sein, die Bohrung vorsichtig mit einem dünnen langen Draht von der Verstopfung befreien.
Sind die drei Gummis vorhanden und in Ordnung? Wenn ja, geht es weiter mit der Prüfung. Fehlt ein Gummiteil kann das Teil an der Teiletheke des Mercedeshändlers nachgekauft werden. Sind ausschließlich Oberflächenrisse vorhanden, so schmiert man das Gummistück mit technischer Vaseline (ist preiswerter und vor allem parfümfrei, wie die Vaseline für die Haut) ein und gibt danach Talkumpulver (ein Gummipflegemittel) auf den Gummi. Das Talkum staubt sehr stark und muß später abgesaugt werden, deswegen vorsichtig damit umgehen.
Wenn der vom Tanken kalte Kraftstoff im Tank ist, nimmt das Benzin die Temperatur der Umgebung an und dehnt sich aus. Um ein Überlaufen zu vermeiden, ist bei allen Fahrzeugen ein Überlaufbehälter über dem Tank angebracht. Dieser ist mit vier Überlaufschläuchen, einem Rücklaufschlauch und einer Entlüftungsleitung an den Wagenboden oder den Aktivkohlefilter versehen. Stinkt es nun im Kofferraum und/oder im Wageninneren stark nach Benzin, ist womöglich einer der Schläuche – oder wenn aus Kunststoff – der Überlaufbehälter dampfundicht und muß ersetzt werden. Die Schläuche sind Meterware und als solche relativ preiswert. Der Überlaufbehälter kostet um die 400,-€.
Um sich die Menge zu verdeutlichen rufe man sich folgendes Bild ins Gedächtnis: Ein voller Tank fasst 80 Liter Treibstoff, dass sind 80 Ein-Liter-Flaschen Milch. Die 6er Kartons im Supermarkt fassen 6 Flaschen, somit wären das 13 Kartons und 2 Flaschen, die Auslaufen.
An der Kraftstoffpumpeneinheit ist ein kleiner Vorratsbehälter befestigt und der Kraftstofffilter. Auf der einen Seite sind diese Leitungen mit einem Druckrohr aus Metall verbunden. Auf der anderen Seite sind diverse Gummileitungen vorhanden. Werden diese undicht kann die Benzinpumpe keinen richtigen Druck aufbauen und der Motor läuft nicht rund und im laufenden Betrieb tritt Kraftstoff aus. Bei einer Nutzungsdauer von 10 Jahren werden diese Gummiteile im Regelfall weder porös noch undicht. Da wir die zwanzig Jahre Nutzung locker überschreiten, empfiehlt es sich nicht nur die Teile zu prüfen, ein Austausch ist angeraten. Die WIS/EPAS-CD schweigt sich zu einem generellen Austausch aus.
So das war die kleine Tankrunde am SL/SLC. Aufgrund der Spezifikation, dass die Fahrzeuge nach 10 Jahren verschrottet werden, hat man in der WIS/EPAS auf einen Hinweis verzichtet, nach 10 Jahren die Gummiteile in der Kraftstoffversorgung zu wechseln. Hätten die Entwickler damals gewußt, was wir heute mit ihren Entwicklungen anstellen, wäre diese Empfehlungen sicher in die WIS/EPAS mitaufgenommen worden.
Euer Thomas Bittl von www.sternzeit-107.de und www.fsb-verlag.de .