Am Anfang unserer Technikserie mit Thomas Bittl hörten sich die Arbeiten (jedenfalls für mich) noch nachvollziehbar an, heute kommen wir nun zu einem Thema, an welches ich mich nicht so einfach herantrauen würde. Bevor ich mich aber entschiede ob ich oder ob ich nicht an dem Differential meines 230/8 Hand anlegen würde, lassen wir erstmal Thomas Bittl zu Wort kommen. Thomas Bittl von unserer Partnerseite www.Sternzeit-107.de ist unter anderem Typreferent im www.v-d-h.de, Online-Typreferent, Tourenbeauftragter, Technikreferent und stellv. RT70 Leiter im www.107sl-club.de. Auch wenn seine Artikel für den 107er geschrieben wurden, kann man die Tipps und Tricks sehr gut auf die Typen W114, W115, W116 und auch noch auf den W123 und W126 übertragen. Wir danken Thomas Bittl sehr für die Genehmigung seine Artikel an dieser Stelle zu präsentieren.
Im fünften Teil – und letzten Teil – geht es um die Gummi- und Kunststoffteile im Antriebsbereich
Der Motor im 107er ruht auf der Vorderachse und dem Tunnelschließblech des Getriebetunnels. Mit dem Differential ist der Motor mit der Kardanwelle und zwei Hardyscheiben verbunden.
Das Differential leitet die Kraft über die beiden Antriebswellen an die Hinterräder weiter.
Klappert der Motor ab und an beim Beschleunigen, so sind die Motorlager zu prüfen. Haben sich diese gesetzt, reicht die Nickbewegung beim Beschleunigen des Motors – ggfs. schon im Leerlauf – damit das Motorgehäuse an der Vorderachse anschlägt und es eben zu diesem Klackgeräusch kommt. In diesem Fall hat sich dann auch das Lager am Tunnelschließblech gesetzt. Auch dieses wäre dann zu tauschen.
Ruckt es beim Anfahren leicht – und es ist nicht eine rupfende Kupplung oder ein schleifendes Automatikgetriebe – kann der Fehler in einer oder zwei (an-) gerissenen Hardyscheiben liegen. Diese sind dann zu wechseln, bzw. wechseln zu lassen.
Die Kardanwelle ist in einem Kugellager im Getriebetunnel gelagert. Diese Lager ist mit Gummimanschetten gegen äußere Umwelteinflüsse abgedichtet. Es kommt durchaus vor, dass diese Gummimanschetten undicht werden. Das Kugellager fängt dann das Singen an. Abhilfe schafft nur ein neues Lager. Hierzu muß die komplette Auspuffanlage abgebaut und diverse Hitzeschutzbleche demontiert werden. Dazu wird eine Hebebühne benötigt, da beim M110 das erste Auspuffstück wegen des rechten Lenkungslagers nur ausgebaut werden kann, wenn der Auspuff senkrecht nach unten gestellt werden kann, also mindestens 120 cm Bodenfreiheit herrschen.
Als nächstes kommen wir zu den Antriebswellen. Die gesteckten Antriebswellen sind nicht mehr lieferbar. Sind die Kreuzgelenke in den Gummitüllen ausgeschlagen, müssen die geschraubten Ausführungen der Antriebswellen bestellt und eingebaut werden. Da es von hinten sehr merkwürdig aussieht, wenn z.B. die linke Seite eine geschraubte Ausführung hat und die linke Seite gesteckt ist, müßten in dem Fall beide Wellen getauscht werden. Nach der Lieferung der neuen Wellen muß dann das Differential hinten geöffnet werden (vorher das Differentialöl ablassen!) und die Steckachse ausgebaut werden. Danach werden die Aufnahmen für die geschraubten Achsen eingesetzt und das Differential wieder verschlossen. In dem Zusammenhang, können die beiden seitlichen Simmerringe auf Dichtigkeit oder Beschädigung geprüft und ggf. getauscht werden. Ist das Differential vorne undicht, muß das komplette Differential zerlegt, zusammengebaut und neu eingestellt werden. Diejenigen, die bei den Getriebebesichtigungen in S-Zuffenhausen dabei waren, kennen ja eine kompetente Werkstatt für diese Art von Arbeit.
Ich hoffe, ich konnte euch auf einige weitere Prüfzonen an eurem Olddaimler aufmerksam machen. Viel Spaß beim Prüfen.
So, dass war die kleine Gummikunde am Unterboden. Ich hoffe, es hat auch gefallen und ihr habt die eine oder andere Anregung zur Überholung an eurem Wagen erhalten.
Grüßle Euer Thomas von www.sternzeit-107.de und www.fsb-verlag.de .
Nachtrag: Aufgrund des Umzugs des Werkteils aus Stuttgart-Zuffenhausen heraus, finden die Besichtigungen bis auf weiteres nicht mehr statt.