von Michelle Meyer / RETRO CLASSICS BAVARIA®
Im vergangenen Jahr machte Corona den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung, nun aber laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren: Am ersten Wochenende im Dezember öffnet die fünfte Ausgabe der RETRO CLASSICS BAVARIA® ihre Pforten in der Erfinderstadt Nürnberg. Zum Abschluss der Fahrkultur-Saison dürfen sich Händler, Kenner und Sammler somit wieder auf 40 000 Quadratmeter automobiler Leidenschaft freuen – von „A“ wie Auto über „M“ wie Motorsport bis „Z“ wie Zubehör.
Mit Sicherheit: Chance statt Corona-Frust
Dass die beliebte Szeneplattform „im Großen und Ganzen wie gewohnt“ stattfinden könne, sei einem „in enger Abstimmung mit den Behörden erarbeiteten, äußerst tragfähigen Sicherheitskonzept“ zu verdanken, das sich bei Bedarf auch einer veränderten Situation flexibel anpassen lasse, sagt Karl Ulrich Herrmann, geschäftsführender Gesellschafter der RETRO Messen GmbH. „Wir freuen uns auf den Re-Start in Nürnberg. Rückmeldungen aus der Branche zeigen, dass sowohl Anbieter als auch Sammler diesen Schritt in Richtung Normalität geradezu herbeisehnen. Der direkte, persönliche Kontakt auf einer Präsenzmesse ist durch nichts zu ersetzen. Darin liegt eine einzigartige Chance für alle Messeteilnehmer.“
Über Grenzen: Erfolgsformat im „Vier-Länder-Eck“
Innerhalb der Branche gilt die fränkische Ausgabe der RETRO CLASSICS® längst als Pflichttermin: Nach ihrer Premiere im Jahre 2016 entwickelte sich die Schwesterveranstaltung der weltgrößten Messe für Fahrkultur – der Stuttgarter RETRO CLASSICS® – rasch zur Plattform mit eigenem Gesicht. Durch ihr fachkundiges Publikum, hohe Verweildauern und eine erfreuliche Wiederbesuchsquote überzeugt sie heute als ebenso kompakte wie umsatzstarke Messe. Altehrwürdige Vorkriegsveteranen wechseln in den Hallen der NürnbergMesse ebenso den Besitzer wie liebevoll gepflegte Youngtimer und Vertreter der exklusiven Sparte NEO CLASSICS® – einem starken Wachstumssegment des Klassiker-Markts. Teilnehmer aus der Metropolregion Nürnberg, aber auch aus anderen Bundesländern und dem angrenzenden Ausland schätzen das auf den zentralen Standort im „Vier-Länder-Eck“ zugeschnittene Veranstaltungsformat.
Sonderschauen: Motorsport, Rettungswagen und virtueller Rennspaß
Die RETRO CLASSICS BAVARIA® ist freilich mehr als nur ein Marktplatz: Neben einem breitgefächerten Angebot renommierter Händler und Dienstleister, einer großen Fahrzeugverkaufsbörse und informativen Club-Präsentationen machen die aufwändigen und mit viel Sachverstand kuratierten Sonderschauen den Besuch jeder RETRO CLASSICS® zum Erlebnis. In zwei großen BMW-Ausstellungen etwa erfährt man Wissenswertes zu den Schwerpunkten „BMW auf der IAA in den 1950er Jahren“ und „BMW Motorsport 1950 – 1994“. Mit von der Partie ist auch wieder das Rotkreuzmuseum Nürnberg, das interessante und skurrile Exponate aus den Siebzigern präsentiert. Daneben sind historische Omnibusse, beeindruckende Nutzfahrzeuge und seltene Motorräder zu bestaunen.
Als besondere Überraschung erwartet die Besucherinnen und Besucher – erstmals im Rahmen einer RETRO-Messe – eine Sim-Racing-Sonderfläche. Der virtuelle Motorsport am Bildschirm biete „spektakuläre Erlebnisse und ganz neue Möglichkeiten“, erklärt Karl Ulrich Herrmann. Sim-Racing erfreue sich „einer rasant wachsenden Fangemeinde“ und sei „ein insgesamt hochspannendes Thema, das wir künftig noch weiter ausbauen wollen“.
Neues deutsches Selbstbewusstsein: Sonderschau zum 66-Jahr-Jubiläum des legendären BMW 507 auf der RETRO CLASSICS BAVARIA®
Elvis hatte einen, auch Alain Delon oder Ursula Andress: Der BMW 507 zielte Mitte der 1950er auf ein kaufkräftiges Publikum und war regelmäßig auch auf der Kinoleinwand zu sehen – etwa in der französisch-italienischen Krimikomödie „Fantomas“ mit Louis de Funès. Heute gilt der zweisitzige, 150 PS starke Roadster als heiß begehrtes Sammlerstück. Eine Sonderschau mit dem Titel „66 Jahre 507 – BMW auf der IAA Frankfurt 1955“ lädt die Besucher der RETRO CLASSICS BAVARIA® zu einer automobilen Stippvisite in die Vergangenheit ein (Halle 4A).
„Der 507 war der erste BMW-Sportwagen der Nachkriegszeit“, sagt Dr. Bernhard Knöchlein vom BMW Club Mobile Classic e.V., der die Schau organisiert. „Er ist eines der großen Flaggschiffe in der Geschichte des bayrischen Autobauers, eine Designikone der fünfziger Jahre“. Wahre Schönheit, die nicht vergeht: Ende der 1990er Jahre griff man beim BMW Z8 auf die zeitlose Formgebung des 507 zurück.
Nach einem erschwerten Start ins deutsche Wirtschaftswunder präsentierte BMW den luxuriösen Flitzer stolz auf der Internationalen Automobil Ausstellung 1955 in Frankfurt. „Das Modell stand in direkter Konkurrenz zu Mercedes, doch war es im Nachhinein betrachtet vermutlich etwas zu teuer“, meint Knöchlein. Mit einem Kaufpreis in der Größenordnung eines kleinen Eigenheims lag der 507 für die meisten Bundesbürger jenseits aller finanziellen Möglichkeiten. Die anvisierte Zielgruppe blieb entsprechend überschaubar. Bis zum Ende des Jahrzehnts wurden nur 254 Stück gebaut, von denen heute noch etwa 220 erhalten sind.
In der Sonderschau auf der RETRO CLASSICS BAVARIA® wolle man versuchen, „das Zeitgefühl von damals erlebbar zu machen“, so Knöchlein. „Dazu werden wir den kompletten IAA-Stand aus dem Jahre 1955 nachbilden, mit einem riesigen Hintergrund-Transparent und zeitgenössischen Möbeln.“ Stars der Ausstellung sind, damals wie heute, freilich die fahrbaren Zeitgenossen: Neben einem BMW 507 darf man sich unter anderem auf zwei Exemplare des BMW 503 freuen – wie sein flinker Vetter ein stilprägender Entwurf des Designers Albrecht Graf von Goertz und ein gefeiertes Glanzlicht der IAA 1955.
Wertvoller Zeitgewinn dank NEF: Sonderschau „Rettungsdienst und Krankentransport der 1970er Jahre“ auf der RETRO CLASSICS BAVARIA® 2021
Ein Blick in die jüngere Geschichte stimmt nicht selten nachdenklich: Vieles, was uns heute ganz selbstverständlich erscheint, galt vor wenigen Jahrzehnten als revolutionär. Besonders deutlich wird dies im Bereich der Notfallmedizin, wo durch technischorganisatorischen Fortschritt bahnbrechende Verbesserungen erzielt wurden. Eine Sonderschau des Nürnberger Rotkreuz-Museums mit dem Titel „Rettungsdienst und Krankentransport der 1970er Jahre“ auf der RETRO CLASSICS BAVARIA® präsentiert mehrere zeitgenössische Fahrzeuge – darunter einen Meilenstein mit Lokalkolorit (Halle 4, Stand 311).
„In den Siebzigern waren Verkehrsunfälle das Notfallgeschehen Nummer eins in Deutschland“, erklärt Markus Jessberger, ehrenamtlicher Mitarbeiter des RotkreuzMuseums Nürnberg. „Anfänglich wurde der Notarzt noch vom Rettungswagen abgeholt. Mit der Entwicklung des sogenannten Rendezvous-Systems vermied man diese Zeitverzögerung – und der Notarzt war flexibel!“
Das auch als „Nürnberger Modell“ bekannt gewordene Verfahren bezeichnet die selbständige Anfahrt des Notarztes zum Notfallort mit einem speziell ausgestatteten Notarzteinsatzfahrzeug – kurz: NEF. Ein Nachbau des ersten in Bayern in Dienst gestellten Exemplars, des „Äskulap Nürnberg 12“, ist in der Museums-Schau zu bewundern. Durch Einführung des NEF im Oktober 1974 komme Nürnberg „rückblickend eine Vorreiterrolle zu“, meint Jessberger, der selbst mehr als 20 Jahre im Rettungsdienst aktiv war. Für BMW wiederum sei der umgerüstete 520/4 E12 der „Einstieg in den Notarztdienst“ gewesen. „Alle modernen Fahrzeuge basieren letztlich auf diesem Ur-NEF.“
In aufwändiger Handarbeit entstand aus einem weißen 5er-BMW selben Baujahres die auf der RETRO CLASSICS BAVARIA® gezeigte Nachbildung des „Äskulap Nürnberg 12“ – selbstverständlich unter Verwendung von Originalbauteilen. Jessberger: „Die Blaulichter etwa stammen von einem Feuerwehrfahrzeug aus dem Jahre 1973. Sogar das Kennzeichen stimmt!“
Über die RETRO CLASSICS® Bavaria:
Die RETRO CLASSICS BAVARIA® findet in diesem Jahr zum fünften Mal auf der NürnbergMesse statt. Bei der Schwesterveranstaltung der weltgrößten Messe für Fahrkultur, der Stuttgarter RETRO CLASSICS®, präsentieren nationale und internationale Automobilhersteller, Händler, Sammler und Spezialisten zum Saisonabschluss noch einmal die ganze Welt automobiler Klassiker: Oldtimer, Youngtimer, NEO CLASSICS®, Teile und Zubehör auf rund 40 000 Quadratmetern Fläche. Als stilvoller Szene-Treffpunkt bietet die Messe zudem Gelegenheit für anregende Unterhaltungen und fachlichen Austausch. Hochkarätige Sonderschauen, ein informatives Rahmenprogramm sowie eine große Fahrzeugverkaufsbörse runden das vielfältige Angebot der Messe ab.
Termin: 3. bis 5. Dezember 2021, NürnbergMesse
Öffnungszeiten: täglich 9:00 – 18:00 Uhr